Herzzerreißend und sehr bewegend
Dieser Roman erzählt die Geschichte von Charlie, bei dem eine Intelligenzminderung vorliegt und der mit Hilfe einer Operation innerhalb eines Experiments zu einem überdurchschnittlich hohen IQ kommt.
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Dieser Roman erzählt die Geschichte von Charlie, bei dem eine Intelligenzminderung vorliegt und der mit Hilfe einer Operation innerhalb eines Experiments zu einem überdurchschnittlich hohen IQ kommt.
Die Geschichte wird in Form von Fortschrittsberichten erzählt. Charlie hat den Auftrag bekommen, seine täglichen Erlebnisse in eine Art Tagebuch zu schreiben, um seine Fortschritte innerhalb des Forschungsprojektes nachverfolgen zu können. Die Art des Erzählens fand ich sehr einnehmend und gut durchdacht. Es hat mir das Lesen zwar nicht sehr leicht gemacht und ich habe relativ lange für die wenigen Seiten gebraucht. Nichtsdestotrotz war es ein außergewöhnliches Leseerlebnis für mich.
Charlie erklärt uns, dass er bei einem Experiment mitmachen würde und dafür eine Operation brauche, die seine Intelligenz steigern sollte. Man hat bei ihm einen IQ von 68 und somit eine Intelligenzminderung errechnet. Er geht in eine Schule für "retardierte" Erwachsene und möchte gerne intelligenter sein. Er glaubt nämlich Intelligenz ist der Schlüssel zum Glück. Er hofft, dass er dann endlich Freunde findet.
Dafür muss er ein paar Tests durchlaufen. Bei einem davon muss er gegen einen Mäuserich namens Algernon antreten. Dasselbe Labyrinth und wer es schneller ans Ziel schafft. Algernon gewinnt.
Durch seine Intelligenzminderung wirkt Charlie sehr kindlich. Häufig versteht er die Dinge ganz anders, kann das große Ganze nicht begreifen. Er ist aber sehr sympathisch und versucht sich die Welt trotzdem auf irgendeine Weise zu erklären. Ich mochte ihn von Anfang an. Und durch den Tagebuchstil fühlte ich mich ihm auch sehr nah. Er ist stets darauf bedacht, alles richtig zu machen und die Menschen um sich herum zufrieden zu stellen.
Es kommt nur langsam heraus, um was für ein Experiment es sich handelt und welche Ziele die Forschenden verfolgen. Charlies Perspektive ist recht eingeschränkt und man verrät ihm auch nicht sehr viel. Es blieb also im Großen und Ganzen erstmal ein Geheimnis.
Mit seiner Intelligenz wuchs natürlich auch sein Verständnis von dem, was die Menschen um ihn herum mit ihm anstellten. Er musste feststellen, dass die Menschen nicht mit ihm, sondern über ihn lachten und dass sie keine echten Freunde waren, sie hatten ihn nur zu ihrer Belustigung bei sich. Es war schwer auszuhalten. Der arme Charlie. Und leider wächst mit seiner Intelligenz nicht seine emotionale Reife, was ihn vor weitere Problematiken stellt.
Er erinnert sich an mehr und mehr und kann die Ereignisse mit seiner neu erworbenen Intelligenz nun anders bewerten. Rückblickend betrachtet sind ihm irgendwie nicht sehr viele gute Dinge in seinem Leben passiert. Ich hatte kein gutes Gefühl. Es lag etwas in seinen Erinnerungen verschüttet und ich hatte Angst, was passiert, wenn es rauskommt.
Dieses Buch hat mich wütend gemacht. Was Menschen tun, um sich besser zu fühlen, um sich überlegen zu fühlen, um über ihre eigene Minderwertigkeit hinwegzutäuschen. Charlie beginnt zu verstehen, dass das alles auf seine Kosten passierte.
"Selig sind, die geistig arm sind" …das soll natürlich nicht die Moral der Geschichte sein, aber man hatte schon das Gefühl, dass Charlie glücklicher war, als er noch nicht begriff, was um ihn herum passierte. Seine Entwicklung war spannend zu verfolgen und ich habe ihm nur das Beste gewünscht.
Zuletzt glaube ich, will die Geschichte uns sagen, dass auch vermeidlich dumme Menschen, Menschen, denen wir uns überlegen fühlen, Menschen sind. Es sind fühlende Wesen, die mit genauso viel Respekt behandelt werden sollten, wie alle anderen auch. Es ist eine herzzerreißende Geschichte, die ich gerne weiterempfehle.