Schnitzeljagd durch London
Manchmal sind es kurze Momente, die ein Leben verändern. Ein Blick, ein Wort - und schon ist alles anders.
So ergeht es auch Jason, dem Protagonisten des Buches, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden ...
Manchmal sind es kurze Momente, die ein Leben verändern. Ein Blick, ein Wort - und schon ist alles anders.
So ergeht es auch Jason, dem Protagonisten des Buches, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Der eigentlich Besseres zu tun hätte, als seinem durchgeknallten Kumpel im Game-Shop auszuhelfen. Der nicht viel von seinem Leben erwartet. Doch manchmal kommt es eben anders, als man denkt.
Jason lernt man als Leser sehr gut kennen. Denn es vergeht einige Zeit, bis die Handlung so, wie sie im Klappentext beschrieben ist, in Gang kommt. Bis es so weit ist, erfährt der Leser, dass Jason immer noch an seiner Ex-Freundin hängt. Dass er sich mit Kritiken über Restaurants oder Filmpremieren über Wasser hält, aber eigentlich ziemlich unzufrieden ist mit seiner beruflichen Situation. Es könnte insgesamt irgendwie alles besser sein.
Jason ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch, der sich schnell für Dinge begeistern, sich aber auch schnell in sie hineinsteigern kann. Und Jason hört sich gerne reden. Er wirft mit Sprüchen um sich, gibt kluge Kommentare ab. Er versucht, witzig zu sein, aber die Witze kommen nicht immer an. Manchmal kann Jason auch ziemlich nerven, wenn er mal wieder über das Leben und dessen Bedeutung philosophiert. Aber so ist er eben. Dass er seine Leser dabei direkt anspricht, bezieht diese noch mehr in das Buch bzw. das Leben von Jason ein.
Als die Schlüsselszene dann endlich passiert und Jason auf seine Traumfrau trifft, ist schon knapp ein Drittel des Buches vergangen. Und auch jetzt nimmt die Handlung nur unbedeutend an Fahrt auf. Es ist fast wie eine Schnitzeljagd, die nun folgt: Auf jedem Foto entdeckt Jason neue Hinweise, die ihn seiner Traumfrau näher bringen sollen. Ein Plakat an einer Litfasssäule, ein Auto, ein Cafe. Es sind die verschiedensten Dinge auf den Fotos zu sehen, doch Jason lässt einfach nicht locker und gibt nicht auf.
Die Schnitzeljagd - also die Suche nach der schönen Unbekannten - bildet den roten Faden des Buches, aber den verliert der Autor bzw. der Ich-Erzähler oft. Er schweift ab, lässt sich von Kleinigkeiten ablenken, und erzählt dann doch wieder von seiner Ex-Freundin oder seinem nervigen Kumpel. Teilweise sind die Szenen ganz witzig, aber Jason kommt zu oft einfach nicht auf den Punkt. Als Leser will man eigentlich nur wissen, wie es mit der schönen Unbekannten weitergeht, aber Jason hat noch so viele andere Sachen loszuwerden, dass er völlig vergisst, worum es eigentlich gerade geht. Jason lässt seine Gedanken völlig haltlos schweifen und philsophiert wild daher über das Leben, die Liebe, die Menschen. Er ist ein Denker, der seine Ideen und Gedanken mit anderen teilen möchte und muss. Und so kommt die Handlung immer wieder ins Stocken. Der rote Faden hat einige Knoten bekommen.
Die Stadt London, in der das Buch spielt, wird fast selbst schon Protagonist des Buches. Durch seine Bewohner, seine Sehenswürdigkeiten, selbst seine Verkehrsmittel, die allesamt anschaulich beschrieben werden, wird es lebendig und der Leser bewegt sich durch diese faszinierende, aber auch laute und große Stadt an der Seite von Jason und seinen Freunden. Immer auf der Suche nach der Frau, die Jasons Leben verändert hat. Auch wenn die Suche nach ihr stellenweise in Vergessenheit gerät.
Mein Fazit:
Dieses Buch ist wie eine Schnitzeljagd quer durch London - mit einem leidenschaftlichen und oft zu nachdenklichen Stadtführer.