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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2024

Feministisch, viktorianisch, spannend & romantisch

Agency for Scandal
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Nach dem Tod von Izzys Vater ist ihre Familie verschuldet. Damit sie das Ansehen der Familie wahren kann, knackt sie Schlösser und verdient als Straßenjunge Kes Geld: Izzy ist Teil einer weiblichen Detektei, ...

Nach dem Tod von Izzys Vater ist ihre Familie verschuldet. Damit sie das Ansehen der Familie wahren kann, knackt sie Schlösser und verdient als Straßenjunge Kes Geld: Izzy ist Teil einer weiblichen Detektei, die im Untergrund arbeitet um andere Frauen zu helfen, die zu der damaligen Zeit, 1897, keine Rechte und Handhabe hatten. In dem damit zusammenhängenden Juwelendiebstahl ist plötzlich auch ein Duke verwickelt – Max, in den Izzy sich schon vor einiger Zeit verliebt hat.

Ich liebe die Atmosphäre in dem Buch! Wir folgen Izzy auf rauschende Bälle oder in die Oper, wo sie mit ihrer besten Freundin am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Eine schöne Kulisse des viktorianischen Zeitalters, dem Izzys geheime Seite als Straßenjunge und Kämpferin für die Frauenrechte in der Detektei entgegensteht. Ich habe die Geschichte sehr genossen, gleichzeitig auch mitgefiebert. Laura Wood hat einen wunderschönen leichten Schreibstil gespickt mit humorvollen und romantischen Momenten.

Der Kriminalfall baut sich parallel zur Liebesgeschichte auf. Ich habe die spannende Recherche und Wendungen mit angehaltenem Atem verfolgt. Bis zum Schluss konnte mich dieser fesseln. Zwischendurch gibt es auch mal ruhige und vor allem gefühlvolle Momente. Die kurze Phase des Fake-Datings fand ich etwas übertrieben, weil die beiden Protagonisten bereits Gefühle füreinander aufbauen. Vielleicht will die Autorin damit dem distanzierten Verhalten der damaligen Zeit entgegenwirken? Trotzdem hat mir die Liebesgeschichte von Izzy und Max gefallen und immer wieder berührt.


Fazit:
„Agency for Scandal“ ist eine schöne und geschickte Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte. Die Autorin hat einen leichten, humorvollen und fesselnden Schreibstil. Trotz eines Aspekts in der Liebesgeschichte konnte diese mich berühren und hat mein Jane-Austen-Herz höher schlagen lassen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2024

Starke und berührende Geschichte

Hot Mess
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Drei Frauen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen: Lexi betreibt zusammen mit ihrer besten Freundin und ihrem Partner als Manager einen Podcast. Doch die Beziehungen leiden zunehmend unter dem unternehmerischen ...

Drei Frauen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen: Lexi betreibt zusammen mit ihrer besten Freundin und ihrem Partner als Manager einen Podcast. Doch die Beziehungen leiden zunehmend unter dem unternehmerischen Druck. Währenddessen bekommt Joanne mit ihrem Freund ein Kind, doch die Elternschaft setzen sie beide unter ungeahnte Herausforderungen. Sie fühlt sich ausgegrenzt, weil ihr Baby ihren Tagesablauf diktiert und sie nicht mehr mit ihren Freundinnen feiern und trinken gehen kann. Claires Leben hingegen scheint momentan völlig normal, doch ihre Freundinnen haben vermutlich eine neue Chat-Gruppe ohne sie gegründet und entfernen sich immer mehr von ihr: Warum?

Drei Frauen um die 30, deren Freundschaften auf die harte Probe gestellt werden. Die Autorin hat die Situationen von Lexi, Joanne und Claire anschaulich und sehr intensiv dargestellt. Das Geschehen wird auch aus den drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Somit erhält man einen tiefen Einblick in die verschiedenen Charaktere und deren Lebenssituationen. Und auch wenn wir Leserinnen nicht dasselbe wie sie erlebt haben, ist das Geschehen trotzdem hautnah und berührend dargestellt. Dazu kommen die kurzweiligen Ereignisse und das Ergebnis ist ein emotionales Buch, das mich immer mitgerissen hat. Sophie Whites Geschichte hat mich aufgrund der auseinanderbrechenden und teils toxischen Beziehungen berührt, sodass sich mein Herz über die schmerzvollen Erfahrungen der drei Protagonistinnen zusammengezogen hat, ich wütend auf deren Freundinnen war, die sie schlecht behandelt haben, aber auch völlig mitgerissen von der Spannung war, die sich bis zum Ende hin immer mehr zuspitzt.

>>Warum geht es in all den Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.<< S. 489

Einzig gestört hat mich, dass die Geschichte neben den realistischen und nachvollziehbaren Frauenfreundschaften teilweise sehr überzogen ist. Vor allem in Joannes Teil hab ich oft ungläubig und entrüstet mit dem Kopf geschüttelt. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Es wird auf einer Beerdigung über das nun doch durch Krankheit erreichte Wunschgewicht der Toten geredet. Außerdem benimmt sich Joanne meiner Meinung nach oft einfach unmöglich! Ihre neue Mutterrolle ist schwer, aber deswegen verhält man sich doch nicht selbst wie ein Kind? Wenn es humorvoll die Geschichte auflockern sollte, finde ich es nicht witzig. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Joanne aufgrund der späteren Geschehnisse ein vergleichender Gegenpol sein könnte. Ich mag glauben, dass diese überspitzten Situationen ein sprachliches Mittel von Sophie White sind, denn die Autorin hat einen wirklich anschaulichen und geschickten Schreibstil.


Fazit:
„Hot Mess“ ist eine überaus spannende und berührende Geschichte über drei unbeständige und schmerzhafte Frauenfreundschaften. Ich habe mit Claires, Lexies und Joannes Situation mitgefiebert, was sich immer wieder in meiner erschrockenen, wütenden, traurigen und verletzten Miene beim Lesen gezeigt hat. Auch wenn mir letztere Protagonistin immer unsympathischer wurde, ist dies vielleicht einfach ein Stilmittel der Autorin. Denn sie hat einen wirklich tollen Schreibstil, mit dem sie das Geschehen anschaulich, berührend und nahbar beschrieben hat. Ein schönes und starkes Buch über Frauenfreundschaften und wie sich diese verändern können.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 01.10.2024

Schöner Liebesroman mit noch schönerem Setting

This could be love
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Louisa ist ein aufsteigender Tennisstar, doch mit ihrer Verletzung muss sie erstmal pausieren. Damit sie wieder fit wird, trainiert sie in der Tennisschule ihrer Patentante Kay auf Hawaii. Als sie beim ...

Louisa ist ein aufsteigender Tennisstar, doch mit ihrer Verletzung muss sie erstmal pausieren. Damit sie wieder fit wird, trainiert sie in der Tennisschule ihrer Patentante Kay auf Hawaii. Als sie beim Joggen am Strand ohnmächtig wird, gabelt Vince sie auf. Während sie fleißig für ihr Comeback trainiert, trifft sie immer wieder auf den Nachbarn Vince und entwickelt mehr und mehr Gefühle für ihn. Doch hat die Liebe der beiden nach ihrer Zeit auf Hawaii überhaupt eine Zukunft?

Als Enemies-to-Lovers würde ich diesen New Adult Roman nicht bezeichnen, weil das Problem schnell gelöst ist. Louisas Tante Kay lebt und arbeitet in ihrer Tennisschule, wo sich direkt daneben Vinces Grundstück befindet. Er möchte dort ein Surfer-Hostel eröffnen, doch Kay ist strikt dagegen, weil sie zu viel Lärm und Unruhe befürchtet. Lou hält sich daraufhin zurück, aber mit der Zeit fühlt sie sich zu Vince hingezogen und verbringt trotzdem Zeit mit ihm. Also stellte Kays Abneigung nicht wirklich ein Problem dar und der Nachbarschaftstreit wurde auch recht einfach gelöst, finde ich.

Die großen Themen in diesem Roman sind Tennis und Hawaii. Von einem anderen Buch hatte ich schon einen guten Einblick in die Tenniswelt, weshalb ich mich bei Lous Trainings direkt gut eingefunden und wohlgefühlt habe. Die junge Sportlerin ist ehrgeizig, liebt den Sport und schießt vielleicht mal kurz übers Ziel hinaus. Vince hingegen ist auch zielorientiert, aber genießt auch das Leben. Somit hat er Lous hartes Training immer wieder entschleunigt. Wobei mich später in ihrer Beziehung gestört hat, dass Vince oft auf ihrer Karriere zu sprechen kommt und immer wieder nachhakt. Hier hatte ich etwas Angst, dass die Beziehung zu unausgewogen werden könnte, aber zum Glück haben sich meine Bedenken schnell in Luft aufgelöst. Wobei das Ende der beiden irgendwie etwas unnötiges Drama beinhaltet hat. Die beiden gehen oft Schnorcheln oder an den Strand. Ich finde die Beschreibungen der Natur- und Tierwelt Hawaiis richtig schön. Die hawaiianischen Besonderheiten und das Setting haben mir sehr gut gefallen.


Fazit:
“This could be Love” ist ein schöner Liebesroman mit toll beschriebenen Setting auf Hawaii. Die Liebe zwischen den beiden Protagonisten fand ich manchmal etwas holprig, aber insgesamt habe ich die Lektüre sehr genossen.

Veröffentlicht am 30.09.2024

Anfangs nervig, dann emotional

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Ella ist eine junge Mutter mit 5-jährigen Zwillingen und besitzt außerdem ein Hotel mit einigen kleinen Hütten. Ihr Bruder ist Soldat und schlägt ihr vor, einem anderen Soldaten aus seiner Einheit, Deckname ...

Ella ist eine junge Mutter mit 5-jährigen Zwillingen und besitzt außerdem ein Hotel mit einigen kleinen Hütten. Ihr Bruder ist Soldat und schlägt ihr vor, einem anderen Soldaten aus seiner Einheit, Deckname Chaos, einen Brief zu schreiben, woraus sich eine innige Brieffreundschaft entwickelt. Währenddessen erkrankt ihre Tochter an Krebs und Ella muss um deren Leben kämpfen. Dann fällt ihr Bruder und auch von Chaos kommt kein Lebenszeichen mehr, während Beckett vor ihrer Tür steht, weil Ellas Bruder sich gewünscht hat, dass er sich um seine Schwester kümmert. Was wir Leser/innen wissen, Beckett aber tunlichst verschweigt: Er ist ihr Brieffreund Chaos.

Es wird direkt mit Ellas ersten Brief an Chaos begonnen, während wir Chaos und Ellas Bruder in der Einheit kennenlernen und daraufhin auch Ella in ihrem Leben. Was mich direkt überrascht hat, war, dass Ellas kleine Tochter erkrankt ist und nun gegen den Krebs kämpfen muss. Als dann Ellas Bruder und vermeintlich auch Chaos fallen, ist die Geschichte sehr negativ belastet, was mir teilweise zu viel wurde. Nach 50 Seiten springt das Geschehen vier Monate voran, als Beckett vor Ellas Tür steht. Und dieser Aufbau hat mich gestört, so vieles daran hat mich gestört, dass ich das Buch für einige Wochen weggelegt habe, weil mir die Lust vergangen ist, bis ich es nun schlussendlich beendet habe. Ich konnte unter anderem nicht in die Geschichte finden, weil Beckett bis über beide Ohren in Ella verliebt war. Nach nur vier Briefen und 50 Seiten, die wir Leser/innen miterlebt haben. Ich mag es mitzuverfolgen, wenn sich Protagonisten verlieben und hier waren seine heftigen Gefühle einfach da. Die anderen Briefe werden nach und nach in einigen Kapiteln vorangestellt, weil der Inhalt des Briefes perfekt zu dem jeweiligen Kapitel passt. Das ist wirklich schön gemacht und hat mir gut gefallen, aber anfangs fehlen mir einfach die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten und das Nachempfinden ihrer Emotionen. Der nächste störende Punkt ist, dass Ella ständig bemängelt hat, sie wäre so alleine. Ja, ihre Eltern und Großmutter sind gestorben und ihr Bruder als Soldat ständig abwesend, aber erstens hat sie die Herausforderung alleinerziehende und arbeitende Mutter zu sein gut gemeistert und zweitens gibt es drei Mitarbeiter/innen im Hotel, von dem zwei ein älteres Ehepaar ist, dass schon seit Jahrzehnten dort arbeitet und Ella auch bei der Kinderbetreuung unterstützt. Weiterhin hat Ella mehr um Chaos getrauert, den sie inzwischen schon gut kennengelernt hatte, als um ihrem Bruder. Ich bin jetzt noch verunsichert, wie eng ihre Geschwisterbeziehung eigentlich war. An Beckett haben mich auch einige Dinge gestört: Da er in Ella verliebt ist, will er sie natürlich beschützen, aber dass er ihren Ex verprügeln will, wenn er ihm je begegnen sollte, wobei dieser gar keine Rolle mehr in Ellas Leben spielt, und später auch ein mögliches Date, ist einfach zu viel. Er war zu dem Zeitpunkt nicht mit Ella zusammen und selbst wenn, sind diese Gedanken zu viel Aggressivität für mich. Ja, er ist ein Soldat, da ist er krasser drauf und dass mir Soldaten in Geschichten nicht zusagen, ist dann doch meine Schuld zu dem Buch gegriffen zu haben, aber trotzdem… Ein weiter Punkt ist, dass Beckett Ella nicht verraten will, dass er Chaos ist, weil er denkt für den Tod ihres Bruders verantwortlich zu sein. Es ist völlig verständlich, dass er Schuldgefühle hat, aber erstens: Welcher Loveinterest hat wirklich je so eine große Schuld auf sich geladen? Und zweitens hat er das immer wieder und wieder und wieder gedacht, was mir auch einfach zu oft unnötig wiederholt wurde.

>>Wir sind unvollkommene Menschen, in einer unvollkommenen Welt zu solchen geworden, und wir können nicht immer beeinflussen, was uns formt. <<, Ella, S. 442

Als ich also nach einigen Wochen Abstand zu der Geschichte und den Dingen, die mich daran genervt haben, weitergelesen habe, hat sie mir viel mehr zugesagt. Abgesehen von Becketts besitzergreifender Art ist er einfach ein wunderbarer Mann, der voll und ganz für Ella und die Kinder da ist, um ihnen zu helfen. Ein perfekter liebevoller und unterstützender Bookboyfriend. Wie er mit den Zwillingen umgegangen ist und eine Verbindung aufbaut, ist einfach nur herzerwärmend. Der Schreibstil von Rebecca Yarros ist wunderschön und sehr gefühlvoll. Ich wurde beim Lesen von schönen oder auch schwierigen Situationen richtig emotional. Ich liebe es, wenn die Geschichte mir zu Herzen geht. Ich liebe es, wenn ich emotional so tief in der Geschichte abgetaucht und gefangen bin. Vor allem das Ende hat mich sehr berührt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Rebecca Yarros hat sich tief in mein Herz geschrieben, es zerrüttet und wieder zusammengesetzt – naja teilweise, denn das Ende empfinde ich als unnötig.


Fazit:
„Alles, was ich geben kann“ ist vieles, zuerst zu viel an negativen und nervigen Details und dann perfekt viele Emotionen für mein Herz. Rebecca Yarros hat einen wunderschönen, gefühlvollen Schreibstil, sodass mir das Herz aufgegangen ist. Ich war beim Lesen emotional richtig tief in der Geschichte, was nur wenige Autor/innen in dem Ausmaß schaffen. Aber leider haben mich anfangs so viele Dinge an den Charakteren und Plot gestört, genauso wie das unnötige Ende, dass die Geschichte insgesamt leider nur Mittelmaß für mich ist.

Veröffentlicht am 30.09.2024

Leider überraschend übernatürlich und spirituell

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace ist einsam und blickt kritisch auf ihr Leben und ihre Handlungen zurück, als sie überraschend ein Haus auf Ibiza erbt. Eine ehemalige Kollegin, die sie nur kurz ...

Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace ist einsam und blickt kritisch auf ihr Leben und ihre Handlungen zurück, als sie überraschend ein Haus auf Ibiza erbt. Eine ehemalige Kollegin, die sie nur kurz kannte, vererbt das Haus an Grace anstatt ihrer eigenen Tochter. Doch warum? Und warum ist ihr Tod so mysteriös? Was Grace herausfindet ist so viel größer, als sie sich vorstellen kann.

Die Geschehnisse um Grace und Christina werden durch Briefe in eine Rahmenhandlunge eingebettet. Ein ehemaliger Schüler von Grace schreibt ihr und berichtet von seinen Problemen. Da es Grace auch lange nicht gut ging, sie durch die Erbschaft auf Ibiza aber Frieden mit sich und ihrem Leben gefunden hat, berichtet sie davon und schreibt einen langen Brief an ihren Schüler, der quasi dieses Buch ist. Denn Grace hat auf Ibiza unglaubliches erlebt. Und damit sind wir direkt bei meinem Problem mit diesem Buch: Im Verlauf kommt Übernatürliches auf, das immer weiter vertieft wird und alles, was Grace auf Ibizia erlebt und durchlebt, damit zusammenhängt. Matt Haig schreibt stets über das Leben und all seine Facetten, auch oft Romane mit magischem Realismus. Aber hier war es mehr, es ist sehr übersinnlich, was ich überhaupt nicht erwartet hätte und dadurch nicht wusste, wie ich es einordnen soll. Passiert das jetzt echt? Was will Matt Haig uns damit sagen? Wohin will der Autor mit der Geschichte? Dieses Buch beinhaltet Übersinnliches, oft schon Surreales und Spirituelles, worauf ich mich gerne eingelassen hätte, statt unsicher über den Plot des Buches zu sein. Deshalb hatte ich auch eigentlich keine Lust weiterzulesen, weil alles so langwierig wurde, aber durch die kurzen Kapitel konnte ich trotzdem gut in der Geschichte vorankommen. Und auch durch Matt Haigs nachdenklichen und flüssigen Schreibstil und Lebensweisheiten ist diese Geschichte recht schön, obwohl ich mir vergleichsweise nur wenig Zitate markiert habe, weil ich eben nicht wusste, wie ich all das, was Matt Haig beschreibt, einordnen sollte.

>>Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren, und doch sind wir hier, das unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens.<<

Grace ist Mathematikerin, sieht alles rational, und hat mit ihren 72 Jahren schon vieles erlebt, manches hätte sie gerne anders gemacht. Ich finde es schön, welche Entwicklung sie durchmacht und belastende Gedanken immer mehr loslässt. Ihre Gefühlswelt ist sehr anschaulich beschrieben und mir haben auch die vielen mathematischen Vergleiche und Beschreibungen gefallen. Das hat das Besondere des Buches nur noch mehr hervorgehoben. Matt Haig wollte hier die Magie des Lebens zeigen, ich weiß, aber ich konnte es leider nicht aufnehmen und nachempfinden. Vor allem weil dieses Übersinnliche Grace einfach aus ihrer negativen Situation herausgenommen hat. „Die Unmöglichkeit des Lebens“ ist eine lebensbejahende Geschichte, aber in der Realität ist das alles leider nicht so einfach, da muss man es selbst durchleben und wird nicht daraus gerettet. Vor allem weil Matt Haig als Mensch selbst schon viel Schlimmes durchmachen musste und es als Autor wirklich gekonnt in seinen Büchern umsetzt, finde ich es sehr schade, dass es hier für Grace eher so einfach und eben unrealistisch ist.

Jetzt bin ich schon wieder von den positiven Aspekten des Buches in die negativen abgerutscht. Neben dem Schreibstil und der geschickten Einbindung von Mathematik hat mir, trotz Überraschung und meiner Unsicherheit darüber, die Idee von Matt Haig doch recht gut gefallen. Denn diese Gedanken hatte ich oft schon selbst. Ich hab mir vorgestellt, dass und wie es passieren könnte und ehrlicherweise hoffe ich bei unserer momentanen Situation auf Erden, das genau das auch passieren wird. Auch sehr gut gefallen hat mir das Setting auf Ibiza. Ich war noch nie auf der Insel, aber ihre vielen Facetten zwischen Partys und Natur werden sehr anschaulich dargestellt. Dabei wurde auch auf Umweltschutz und Kritik am Massentourismus eingegangen. Ein schönes und überaus passendes Setting für diese Geschichte.


Fazit:
„Die Unmöglichkeit des Lebens“ spielt auf Ibiza und handelt von Graces Leben, aber überraschenderweise auch von Übersinnlichem und Spirituellem. Ich wusste einfach lange nicht, wie ich mit den Geschehnissen umgehen soll, was mir Matt Haig damit sagen will. Wenn der Droemer Verlag im Klappentext erwähnt hätte, dass die Geschichte auch übersinnlich wird, wäre ich mit dieser Erwartung ans Lesen gegangen und hätte dies von Anfang an mit einfließen und somit bestimmt auch genießen können. Denn bisher habe ich alle Bücher von Matt Haig geliebt.