Auf der Reise zu sich selbst
Tom sieht die Welt aus dem Blickwinkel seiner Kamera. Schutzschild? Er betrachtet die Fotografien und merkt, dass er seine Liebe, seine Kinder, sein Leben nur durch die Fotografien betrachtet. Er weiß, ...
Tom sieht die Welt aus dem Blickwinkel seiner Kamera. Schutzschild? Er betrachtet die Fotografien und merkt, dass er seine Liebe, seine Kinder, sein Leben nur durch die Fotografien betrachtet. Er weiß, dass er kein großer Künstler ist. Und er ist auf dem Weg an dem Unausgesprochenen zu zerbrechen...
Das Buch beginnt damit, dass Tom sich auf eine gefährliche Autofahrt durch eine Winterlandschaft begibt, um seinen Sohn Luke zu holen, der krank in einem einsamen Haus steckt. Von Nordirland nach Schottland.
Bei 'Park' habe ich intensiv festgestellt, dass es nicht reicht, ein Buch nach der Leseprobe zu beurteilen. Der Einstieg in den Roman ist nicht gerade spannend und ich dachte, was da wohl kommt. Doch es wurde viel interessanter als ich vermutete.
Das Kennenlernen von Tom und Lorna, dieser brutale Typ (sein Vorgänger), der ihnen das Leben versäuern will. Die Reise, die kleinen Ereignisse am Rande der Reise, die zum großen Nachdenken führt. Das Erlebnis beim Engel. Die Sorge um den ältesten Sohn Daniel, der langsame bis zum endgültigen Verlust von Daniel. Das Aufbrechen der Narben und Verkrustungen.
Stil: Vereistes Land, zugefrorener See – der Autor schreibt in langen Schachtelsätzen. Und es ist nicht einfach zu lesen, kein darüber Huschen, sondern ein langsames Wort für Wort sich vortastend. Seine philosophischen Betrachtungen, vermischt mit der Kargheit der Landschaft, und immer das Gefühl der Linse vor seinen Augen, macht das Buch eigentlich zu einem Gedichtsband. Die Sprache wird immer besser, immer eigener, immer außergewöhnlicher...Es ist kein Buch, durch das ich mich 'fresse' und es nicht aus der Hand legen kann, es ist ein Buch, was ich immer wieder in die Hand nehme und Neues entdecke.
Coverbild: Aufnahme aus der Höhe - eine Straße, die sich am rechten Bildrand entlang zieht. Winterlandschaft. Auf jeden Fall reizt es das Buch in die Hand zu nehmen und reinzuschauen, wohin führt die Straße? Was passiert in diesem Wald?
David Park, Reise durch ein fremdes Land
Dumont Verlag (übersetzt von Michaela Grabinger)