Cover-Bild Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 12.09.2016
  • ISBN: 9783453418844
David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek

Roman
Dorothee Merkel (Übersetzer)

Bobby Nusku fristet seine Tage damit, Haare, Kleidungsstücke und weitere Spuren seiner verschwundenen Mutter zu sammeln und zu archivieren. Im Haus seines grobschlächtigen Vaters fühlt er sich nicht geliebt, erst die Freundschaft zum Nachbarsmädchen Rosa und ihrer Mutter Val, die Putzfrau in einem Bücherbus ist, gibt ihm Hoffnung, sich gegen sein Schicksal aufzulehnen. Als alles drunter und drüber geht, machen sich Val, Rosa und Bobby gemeinsam auf eine verrückte Reise mit Vals Bücherbus quer durch England.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2016

Eine verrückte, liebevolle Geschichte die man nicht oft genug lesen kann!

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Der kleine Bobby hat es Zuhause nicht leicht. Seine Mutter ist fort, sein Vater ist streng und dessen Freundin hat ihn nicht gerade ins Herz geschlossen. Kein Wunder das er bald viel mehr Zeit mit seiner ...

Der kleine Bobby hat es Zuhause nicht leicht. Seine Mutter ist fort, sein Vater ist streng und dessen Freundin hat ihn nicht gerade ins Herz geschlossen. Kein Wunder das er bald viel mehr Zeit mit seiner neuen Freundin Rosa und deren Mutter Val verbringt, als Zuhause zu sein. Doch das ist dem Vater gar nicht recht und er verbietet seinem Sohn sie zu besuchen. Kurzerhand beschließt Val den Bücherbus, den sie wöchentlich putzt, zu stehlen und mit Bobby und Rosa eine Reise quer durch England zu machen.

Der Klappentext klang so verrückt, dass das Buch sofort meine Aufmerksamkeit erregt hat. Tatsächlich hat es David Whitehouse sogar geschafft, dass die Geschichte selbst noch viel verrückter wird als im Klappentext schon angepriesen. Es ist eine chaotische Reise, voller Freude, Lachen und Bücher. Mich konnte das Buch deshalb in seiner Herzlichkeit, die mich durchwegs zum Lächeln brachte, absolut überzeugen und total begeistern. Allein die Idee, drei so unterschiedliche Freunde, auf eine Reise zu schicken und dabei herauszufinden wie das richtige Leben tatsächlich aussieht, fand ich absolut himmlisch.

Dabei bleibt es auch durchwegs spannend, da die Reise natürlich einige Komplikationen mit sich bringt. Auch ohne die Tatsache das Val den Bücherbus gestohlen hat und deshalb nach ihr und den beiden Kindern gefahndet wird. Dauernd entwickelt sich der Roman in eine andere Richtung und er schlägt immere wieder neue Wege ein. Das fand ich sehr unterhaltsam, da es nie langweilig wurde und man durch die unterschiedlichen Situationen auch die Charaktere immer besser kennenlernen durfte. Ich könnte gar nicht sagen, welche der drei Personen ich am liebsten mag. Auch kann ich kaum beschreiben, wie schön ich all die Botschaften fand, die der Autor in seine Geschichte eingebaut hat. Davon konnte ich einiges mit in mein Leben nehmen.

David Whitehouse Schreibstil ist einfach fantastisch. Er zeigt, dass man keine komplizierten Wörter braucht um eine wundervolle Geschichte entstehen zu lassen. Man merkt nämlich in jeder Zeile, das er mit Freude und Herz schreibt. So kam es auch ganz oft vor, dass ich das Gefühl hatte gemeinsam mit Val, Bobby und Rosa im Bücherbus zu reisen. Ich war keine Leserin die von außen einen Blick hineinwarf - ich war mittendrin und erlebte alles hautnah mit. All die kunterbunten Gefühle die Bobby auf der Reise durchlebt. Wirklich wunderschön!

FAZIT:
Eine verrückte, liebevolle Geschichte die man mehr als einmal lesen möchte. In mir hat sie nicht nur das Reisefieber geweckt, sondern mir auch vor Augen geführt wie wichtig wahre Freunde und tolle Bücher sind, und das diese beiden Dinge jeden ein Leben lang begleiten werden. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 09.10.2017

Familie, ein Puzzle aus Menschen

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Der 12jährige Bobby Nusku lebt nach dem Verschwinden seiner Mutter alleine mit seinem gewalttätigen Vater, der öfter betrunken als nüchtern ist, und dessen neuer Freundin und wird von ihnen größtenteils ...

Der 12jährige Bobby Nusku lebt nach dem Verschwinden seiner Mutter alleine mit seinem gewalttätigen Vater, der öfter betrunken als nüchtern ist, und dessen neuer Freundin und wird von ihnen größtenteils ignoriert. Beim Warten auf die Rückkehr seiner Mutter vertreibt er sich die Zeit damit alles Mögliche zu archivieren, ob es nun Haare von ihr sind oder Stofffezen ihrer Kleider, selbst eine Liste über die Besucher im Haus führt er, damit sie nicht das Gefühl hat etwas verpasst zu haben wenn sie wiederkommt. Bobby ist alleine, isoliert und wird sogar von älteren Mitschülern gehänselt bis er Sunny trifft, der zum Cyborg werden möchte um Bobby beschützen zu können. Doch als Sunny plötzlich verschwindet ist sein einziger Halt Val und ihre Tochter Rosa, die er erst vor kurzem kennen gelernt hat. Es kommt zur Eskalation nachdem Bobby’s Vater die Beziehung missversteht, ausrastet und Gerüchte verstreut. Die einzige Möglichkeit der drei zusammen zu bleiben ist die Flucht mit dem Bücherbus den Val eigentlich nur putzen sollte. Joe, den sie unterwegs kennen lernen ist das fehlende Puzzlestück.

Meine Meinung:

Ein Roman, bei dem ich nicht gedacht hätte, dass er mich so packen könnte. Vor allem der bildhafte Schreibstil trägt bei dieser außergewöhnlichen Geschichte viel zum Lesevergnügen bei. Er lässt keine Langeweile aufkommen, ist so einfach, modern und doch sehr direkt mit einigen ganz tollen Zitaten. David Whitehouse schafft es die Emotionen und auch die Protagonisten dem Leser so nahe zu bringen, dass man gar nicht anders kann als diese ins Herz zu schließen, mitzufiebern und zu hoffen.

Und doch könnte ich mir vorstellen, dass gerade die ersten 130 Seiten etwas abschreckend sein könnten, weil öfter mal Gewalt sowie Blut vorkommen und hierbei beziehe ich mich nicht nur auf Bobby’s Vater. Es gibt ein paar tragische Szenen, wie zum Beispiel die, in der Sunny zu einem Cyborg werden möchte und sich dafür von Bobby Knochen brechen lässt damit er Metalstücke eingebaut bekommt. Aber das war es auch, das mich einfach verblüfft hat, denn ist es nicht einfach nur unglaublich wie weit die Fantasie mancher Kinder gehen und wie tief doch eine Freundschaft sein kann? Auf jeden Fall muss man vor allem in diesem Abschnitt auf solche und andere Passagen gefasst sein, das Buch besitzt eben einige deprimierende Züge.

Das Besondere an ‚Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek’ ist, dass der Roman mit dem Ende beginnt. Das bedeutet, man bekommt schon direkt am Anfang einen Auszug davon präsentiert, wie der Roman endet und so ist es umso spannender zu erfahren wie genau es zu der aufgeführten Situation, in der Val, Bobby und Rosa in ihrem Bücherbus von Polizisten umgeben sind, kommen konnte.

Die vier Charaktere Bobby, Valerie, Rosa und Joe sind eindeutig das Herz des Romans, wobei auch der Hund Bert eine schöne Rolle spielt. Jeder von ihnen hat sein eigenes Päckchen zu tragen und es hat mich glücklich gemacht zu sehen wie perfekt sie doch eigentlich alle zueinander passen, sich ausbalancieren, füreinander da sind und auf sich acht geben. Was man von diesem Buch lernt ist vorbehaltlos, dass es bei einer Familie nicht darauf ankommt blutverwandt zu sein.

„Familie ist dort, wo man sie findet. Eine Familie muss nicht aus einem Vater, einer Mutter, einem Sohn und einer Tochter bestehen. Familie ist dort, wo es genug Liebe gibt. Und für diese vier war es eben jene ungleiche, außergewöhnliche Gruppe von Menschen…“

Die Liebe kommt hier jedenfalls nicht zu kurz und es ist unbeschreiblich wie sehr sich jeder infolgedessen von ihnen weiterentwickelt. Und auch die Hoffnung ist immerzu präsent, ganz besonders bei Bobby dessen Sehnsucht nach seiner Mutter so groß ist, dass sie nicht mal in Worte zu fassen ist. Manchmal kam er mir ehrlich gesagt viel jünger vor, vielleicht sogar etwas zurückgeblieben, weil seine Aktionen so seltsam und unbedacht waren und gar nicht zu einem zwölfjährigen gepasst haben. Das liegt aber vor allem an seiner Lebenssituation, immer wieder schrecklich wie Eltern -oder in diesem Fall der Vater- in der Lage sind ihre Kinder so schlecht zu behandeln. Doch macht Bobby eine ganz tolle Entwicklung durch und das liegt größtenteils an Val. Diese Frau ist kurz gesagt der Wahnsinn, total fürsorglich und liebevoll zu ihrer behinderten (ich denke mal autistischen) Tochter Rosa und Bobby, den sie ganz schnell in ihr Herz schließt. Und auch wenn sie sich der Konsequenzen bewusst ist schreckt sie nicht davor zurück auf diese Abenteuerreise mit dem gestohlenem Bücherbus zu gehen. Ich bewundere sie und liebe ihre ruhige und weise Art. Der Exsoldat Joe war für mich eine zeitlang ein Rätsel, aber auch ihn lernt man Stück für Stück kennen und lieben. Keiner von ihnen hat eine einfache Vergangenheit, sie haben sich regelrecht durchgeschlagen, genießen nun die Freiheit miteinander und lernen darüber hinauszuwachsen. Die Angst von der Polizei gefasst zu werden ist jedoch immer vorhanden.

Selbst Bücher kommen in diesem Roman nicht zu kurz, sie werden gelesen, zitiert, die Protagonisten ziehen Vergleiche zu ihrem eigenem Leben und lassen sich von ihnen inspirieren. Natürlich stehen sie nicht im Vordergrund, sind jedoch perfekt in diese Geschichte eingebaut und bereiten Spaß.

Würde noch gerne anmerken, dass ich über die Kapitelnamen sehr verwundert war und was die anbelangt gibt es gegen Ende tatsächlich auch noch eine kleine, fabelhafte, selbsterklärende Überraschung über die ich einfach nur lächeln musste :)

Fazit:

Ein außergewöhnlicher, bewegender Roman über Familie, Liebe und Freundschaft, der mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten hat. Diese Reise werde ich garantiert so schnell nicht mehr vergessen. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.07.2017

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek

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Der Junge Bobby Nusku ist ein seltsamer Kerl. Er sammelt und archiviert Haare, Kleidung und was er sonst von seiner verschwundenen Mutter findet. Eines Tages begegnet ihm Rosa, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. ...

Der Junge Bobby Nusku ist ein seltsamer Kerl. Er sammelt und archiviert Haare, Kleidung und was er sonst von seiner verschwundenen Mutter findet. Eines Tages begegnet ihm Rosa, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Er freundet sich mit ihr und ihrer Mutter Val an. Zusammen mit ihnen begibt sich Bobby auf eine abenteuerliche Reise in einem „geliehenen“ Büchereibus.

„Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek“ ist eine mit Fantasie und Liebe gefüllte Geschichte. Es ist die kindliche Wahrnehmung der Realität durch Bobbys Augen, die das Buch liebevoll transportiert. Die Abenteuer, welche Bobby mit seinen Freunden erlebt, bringen den Leser in verschiedene Gefühlslagen. Es ist dem Autor gut gelungen, die Gefühle und Stimmungen seiner Protagonisten dem Leser nahe zu bringen. Wenn Bobby in seine gedankliche Fantasiewelt abschweift, nimmt er den Leser mit.

Leider hat das Buch auch einige Längen, welche das Lesevergnügen leicht schmälern. Daran ändert auch der lockere Schreibstil nichts. Das Buch dürfte Lesern jeden Alters gefallen. Die Geschichte ist die Dokumentation eines Ausflugs und wie sehr Ereignisse alles verändern können. Hier braucht der Leser selbst auch viel Fantasie, um das Buch genießen zu können.

Ganz besonders ist mir Rosa ans Herz gewachsen. Sie ist anders und sieht die Welt auch anders – mehr kann ich, ohne zu spoilern, leider nicht verraten. Während Bobby in das Reich der Fantasie gleiten kann, ist Rosa immer im Hier und Jetzt. Auch wenn Rosa „nur“ eine Nebenfigur ist, sind ihre Reaktionen auf Begebenheiten interessant.

Das Buch beginnt übrigens mit dem Ende. Somit wird schon gleich die Neugier geweckt, wie es überhaupt zu den ganzen Ereignissen kommen konnte. Das Buch eignet sich für zwischendurch und lässt sich gut in kleinen Häppchen lesen. Leider hat es so auch keinen besonders straffen Spannungsbogen, der einen Leser am Buch „kleben“ lässt. Nichtsdestotrotz ist es eine liebenswerte Geschichte.

Weitere Rezensionen unter www.nicole-plath.de