Cover-Bild Heiße Milch
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 15.02.2018
  • ISBN: 9783462049770
Deborah Levy

Heiße Milch

Roman
Barbara Schaden (Übersetzer)

Shortlist des Man Booker Prize – die psychologisch faszinierende Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung.Eine junge Frau begleitet ihre Mutter nach Spanien, wo diese in einer Spezialklinik behandelt werden soll, da die Beine ihr den Dienst versagen. Doch ist das Leiden der Mutter wirklich physischer Natur, oder versucht sie, ihre Tochter an sich zu binden?

Dr. Gomez gilt als Koryphäe, deshalb reisen die beiden Engländerinnen nach Andalusien, wo sich Rose in Behandlung begibt. Sofia, deren griechischer Vater die Familie vor Jahren verließ, versucht zu ergründen, woran ihre Mutter erkrankt ist und wo sie selbst steht. Beim Schwimmen im Meer, das voller Medusen ist, in Gesprächen mit Dr. Gomez oder dessen Tochter wird ihr immer klarer, dass sie sich von ihrer Mutter befreien muss. Als sie die Deutsche Ingrid kennenlernt, die selbstbewusst und unkonventionell ihr Leben lebt, trifft Sofia Entscheidungen.

Ein Roman über eine allzu enge Mutter-Tochter-Beziehung, über Abhängigkeit und Emanzipation und über die Suche nach Identität, ein Buch, das wie ein Quallenbiss brennt und noch lange nachwirkt. Deborah Levy, die Autorin von »Heim schwimmen«, wurde für diesen Roman mehrfach ausgezeichnet und für den Man Booker Prize nominiert.

»Ein Roman, der in seiner Klarheit an Virginia Woolf erinnert« The Guardian

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2021

Mystisch gut

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„Die Liebe zu meiner Mutter ist wie eine Axt. Sie schlägt sehr tief.“ (S. 174)

Sofia begleitet ihre Mutter Rose in Spanien, um sich dort in einer Spezialklinik von dem bekannten Arzt Dr. Goméz untersuchen ...

„Die Liebe zu meiner Mutter ist wie eine Axt. Sie schlägt sehr tief.“ (S. 174)

Sofia begleitet ihre Mutter Rose in Spanien, um sich dort in einer Spezialklinik von dem bekannten Arzt Dr. Goméz untersuchen zu lassen. Immer wieder kann sie ganz plötzlich die Beine nicht mehr bewegen und ist komplett auf die Unterstützung ihrer Tochter angewiesen. Seit ihr Vater die beiden verlassen hat, als Sofia noch klein war, um in seiner Heimat in Griechenland eine neue Familie zu gründen, kümmert sich die Anthropologin um ihre Mutter. Doch je mehr Zeit sie mit Strandspaziergängen verbringt, je mehr Gespräche sie mit Dr. Goméz führt, je mehr sie sich in einer kuriosen Beziehung zu der deutschen Künstlerin Ingrid verliert, desto mehr wacht sie auf: Sie muss sich aus den medusengleichen Fängen ihrer Mutter befreien, aus ihrem Einfluss auf ihr Leben, endlich frei sein, ein eigenständiger Mensch – und so trifft sie eine Entscheidung, die alles verändern soll.

Deborah Levys Roman „Heiße Milch“, der bereits 2016 erschien, ist eine kuriose, manchmal verwirrende, oftmals unglaublich anstrengend zu ertragene Geschichte einer toxischen Mutter-Tochter-Beziehung, die mich aber vor allem durch die ihr zugrunde liegende Genialität begeistert hat. Die Protagonistin Sofia scheint ohne ihre Mutter gar nicht funktionieren zu können, sagt von sich selbst, dass die Worte ihrer Mutter ihr Spiegel seien (vgl. S. 92) und auch ihre Handlungen sind denen der kranken Frau angepasst: „Ich bin ihre Beine, und sie ist lahm. Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich habe wieder zu hinken begonnen“ (S. 171). Doch sie hat Angst, sich aus der Beziehung zu befreien, undankbar zu erscheinen; sie befindet sich in einem Dilemma, aus dem ihr auch ihr Vater nicht helfen wird, der mit alledem nichts zu tun haben will, wie sie bei einem kurzen Besuch feststellt.

Auf der Suche nach ihrer Identität trifft sie einige denkwürdige Menschen, deren Rolle mir auch im Nachhinein nicht ganz klar sind, und zur

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Veröffentlicht am 24.02.2018

"Meine Liebe zu meiner Mutter ist wie eine Axt. Sie schlägt sehr tief." (S.137)

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Tief gelandet sind folglich auch Sofia Papastergiadis und ihre Mutter Rose - zumindest von ihrer Heimat Yorkshire aus, im tiefen Süden Europas nämlich, in Spanien. Dort soll Rose in der Spezialklinik des ...

Tief gelandet sind folglich auch Sofia Papastergiadis und ihre Mutter Rose - zumindest von ihrer Heimat Yorkshire aus, im tiefen Süden Europas nämlich, in Spanien. Dort soll Rose in der Spezialklinik des Dr. Gomez endlich Heilung finden, Heilung von einer diffusen Krankheit, die sie im wahrsten Sinne des Wortes lähmt. Zumindest manchmal. Denn die 64jährige Rose kann sich kaum mehr fortgebewegen.

Ihre Tochter Sofia kann das sehr wohl, zumindest physisch. Sie kann gehen: doch nach einer eigentlich recht erfolgreich begonnenen Karriere als Anthropologin mit einem tollen Masterabschluss, der nun mit der Dissertation gekrönt werden sollte, ist auch sie gelähmt - innerlich zumindest. Die 25jährige kommt nicht in die Pötte, sie lässt sich treiben, ist immer noch abhängig von ihrer Mutter.

Und diese von ihr: Rose hat sich in ihrer Krankheit eingerichtet, lässt Sofia alles machen, sie quasi von vorne bis hinten bedienen. Diese gegenseitige Abhängigkeit tut beiden nicht gut, ganz und gar nicht, doch gibt es eine Lösungsmöglichkeit?

Mutter und Tochter setzen im wahrsten Sinne des Wortes auf Dr. Gomez - sie haben für die überaus hohen Behandlungskosten ihr Haus versetzt. Doch möglicherweise ist er ein Scharlatan.

Die Geschichte wird aus Sofias Perspektive erzählt, aus der Perspektive einer jungen Frau, die sich treiben lässt, die eher (an)nimmt, als eigene Initiative zu ergreifen, deren Handlungen meist - auch wenn sie durchaus energisch sein kann - eher reaktive sind. Doch die Begegnungen in Spanien, bspw. mit der Deutschen Ingrid - während der Behandlungen ihrer Mutter hat sie viel Zeit - bringen sie auf neue Gedanken.

Sofia und Rose sind von ihrem Vater bzw. Partner, dem Griechen Christos vor langer Zeit verlassen worden, Sofia hat ihn seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Der Kontakt ist spärlich, denn der Vater hat nun eine neue Familie, mit und für die er lebt. Kann er vielleicht Sofia weiterhelfen? Sie macht sich auf den Weg zu ihn.

Ein Roman über starke Gefühle, über das Verhältnis zu anderen, zu sich selbst. Vor allem aber zu seinem Weg zur Findung der eigenen Identität. Deborah Levy hat einen schmerzlichen Roman geschrieben, finde ich, aber sie hat eine Leichtigkeit hineingebracht, die ihn unterhaltsam, anregend und spannend werden lässt. Auch wenn es an keiner Stelle unbeschwert zuging, war die Handlung für mich stets gut (be)greifbar. Die Sprache ist klar, dabei durchdacht, es werden viele Metaphern benutzt, vor allem solche, die zerstörende Kraft beinhalten. So der Vergleich von Sofias Mutterliebe zu einer Axt, den ich zum Titel dieser Darstellung gemacht habe, der eine weitere Formulierung zu den Veränderungen, die Sofia innerlich durchlebt, gegenübersteht: "Was ich über mich weiß, zerfällt derzeit in Trümmer und der Hammer ist Ingrid." (S.141).

Kraftvolle Vergleiche im Prozess einer Selbstfindung stehen im Zentrum des Romans, doch drumherum gruppieren sich zahlreiche Fragestellungen und Entwicklungen, die die Darstellung von Sofias Leben, ihrer Entwicklung, ergänzt. Obwohl ich den Roman gut lesen konnte, kann ich nicht sagen, dass ich ihn gerne gelesen habe, denn er hinterlässt in mir Gefühle, die ich nicht ganz einordnen kann. Vielleicht hat die Autorin Deborah Levy mir ja - ob beabsichtigt oder nicht - einen Spiegel vorgehalten, den ich erst einmal begreifen muss.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Tolle Sprache, unsympathische Figuren.

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Deborah Levys Roman „Heiße Milch“ erzählt von einer jungen Frau, deren Dasein sich von Kindesbeinen an um die Leiden ihrer egozentrischen Mutter dreht. Vom Vater früh verlassen und alleine aufgewachsen ...

Deborah Levys Roman „Heiße Milch“ erzählt von einer jungen Frau, deren Dasein sich von Kindesbeinen an um die Leiden ihrer egozentrischen Mutter dreht. Vom Vater früh verlassen und alleine aufgewachsen mit dieser von unzähligen diffusen Krankheitssymptomen geplagten Frau, ist Sofia nicht in der Lage, sich abzunabeln und auf eigenen Beinen zu stehen; sie muss im wahrsten Sinne des Wortes die ihrer lahmen Mutter ersetzen. In einer Spezialklinik in Spanien versuchen die beiden Frauen endlich Hilfe zu bekommen und der Ortswechsel, sowie die interessanten Methoden des etwas spleenigen Chefarztes, haben bald deutliche Auswirkungen auf die krankhaft symbiotische Beziehung von Mutter und Tochter. Sofia beginnt Stück für Stück ihre neu gewonnene Freiheit auszukosten und ist gleichzeitig heillos von ihr überfordert; sie gerät von einer problematischen, von Abhängigkeit geprägten, Verbindung in die nächste, verliebt sich in die undurchschaubare Ingrid und beginnt verschiedene Affären auf der Suche nach... ja, nach was überhaupt? Einem eigenen Leben? Eigenen Entscheidungen? So ganz erschließt es sich mir nicht; Traumhaftes vermischt sich mit der Realität, die Grenzen verlaufen unscharf und lassen mich etwas unbefriedigt zurück. Trotz vieler wirklich interessanter Ansätze und Gedanken wird mir der Sinn des Ganzen nicht ganz klar; teils allzu abstruse Ausschmückungen, seltsame Dialoge und gedankliche Ausschweifungen der Protagonistin begannen mich im Laufe der Geschichte leider zunehmend zu nerven. Obwohl ich Levys Sprache als sehr angenehm empfunden habe, konnte sie doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass mir die Figuren fast durchweg unsympathisch und fremd blieben; zumeist unverständlich in ihren Verhaltensweisen und (toxischen) Beziehungen zueinander. Übersetzt von Barbara Schaden.

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