Welch ein faktenreiches, wertvolles Buch
Ritter sollten wie ein Edelmann handeln, und sich nicht wegen einer Frau prügeln. Fallen sie durch das Verletzen ihres Gegners auf, müssen sie mit Konsequenzen rechnen. So geschehen im Jahr 1496 in Köln. ...
Ritter sollten wie ein Edelmann handeln, und sich nicht wegen einer Frau prügeln. Fallen sie durch das Verletzen ihres Gegners auf, müssen sie mit Konsequenzen rechnen. So geschehen im Jahr 1496 in Köln. Ritter Arnold von Harff kann seinen Häschern nur durch eine List entkommen und nur so einer harten Strafe entgehen. Er begibt sich auf eine Pilgerreise. Welch glücklicher Zufall, dass ihn ein entlaufener Novize begleiten möchte. Nicht nur als Weggefährte. Da er in einem Kloster aufwuchs, kann Christian (der Novize) lesen und schreiben. Er wird alle Stationen der Reise in ein Tagebuch schreiben und so der Nachwelt erhalten.
„Der Chronist des Pilgers“ ist so viel mehr als „nur“ ein historischer Roman. Der Autor Dirk Schillings beschreibt den Weg der Pilger so genau, dass ich mich fühlte, als sei ich dabei gewesen. Alle Städte und Stätten werden mit historischen Fakten beleuchtet. Die Art und Weise von Kultur und Religion ist sehr präzise dargestellt, dass ich wirklich staunte. Ja, es gab Längen, aber die störten mich nicht. Ich genoss diese Bilder im Kopf, die dank der lebendigen Sprache entstanden.
Da die Zeitrechnung zwischen Christentum und Islam nicht einheitlich war, nimmt der Autor auch darauf Rücksicht. Alles, was in Köln geschieht, ist also etwa 600 Jahre später angesiedelt als die Abenteuer bei den Gläubigen des Islam. Auch die Liebe spielt in dem Roman eine Rolle. Aber nur am Rande und auch das tat dem Lesegenuss keinen Abbruch. Spannend wurde es zwischendurch zwar auch, der Spannungsbogen hielt sich aber in Grenzen. Darauf kam es nicht an. Ein wahrhaft wertvolles Buch über die wichtigen Stätten der Weltreligionen. Klare Empfehlung gibt es von mir.