Spannend und gesellschafts- und kirchenkritisch
Inhalt:
Es wird erst so langsam Frühling in der noch trägen Stadt Venedig und Commissario Brunetti wird von einer ehemaligen Ordensschwester kontaktiert, die seltsame Todesfälle im Zusammenhang mit Geldspenden ...
Inhalt:
Es wird erst so langsam Frühling in der noch trägen Stadt Venedig und Commissario Brunetti wird von einer ehemaligen Ordensschwester kontaktiert, die seltsame Todesfälle im Zusammenhang mit Geldspenden in einem Pflegeheim beobachtet haben will. Brunetti wird hellhörig, weilt doch seine Mutter in ebendiesem Pflegeheim. Die Spuren aber verlaufen im Sand und erst ein dramatischer Tötungsversuch sorgt für weitere Ermittlungen, welche Brunetti tief in die Abgründe kirchlicher Organisationen und menschlicher Seelen führen.
Meine Meinung:
Dieses Buch passte nicht nur perfekt in die Jahreszeit, es überrascht auch einfach einmal mehr mit der Aktualität und der spannenden Handlung. Die Reihe nimmt mich immer mehr für sich ein und auch wenn ich nicht ganz chronologisch lese - einige der Bücher habe ich vor vielen Jahren bereits gelesen und werde sie nicht erneut lesen (es kann aber sein, dass ich trotzdem Bücher rereade, weil ich mir nicht bei allen sicher bin, ob ich sie bereits gelesen habe...) - ist die Entwicklung der Figuren sehr gelungen erzählt. Auch Brunettis Fälle sind mitten aus dem Leben gegriffen und äusserst gesellschafts- und in diesem Fall auch kirchenkritisch. Er klärt diese zwar in der Regel auf, es gibt aber ganz oft (Mit-)Täter:innen, die einer Strafe entgehen, weil die Mühlen der Justiz zu langsam mahlen oder weil die entscheidenden Beweise fehlen, um sie hinter Gitter zu bringen. Mir gefallen diese vielen Grauzonen, die Einblicke in Brunettis Familienleben und die liebevoll mahnende Sicht auf Venedig sehr gut, weshalb ich mich mirklich freue, die weiteren Bände der Reihe zu lesen.
Schreibstil und Aufbau:
Brunetti muss nicht nur am Familientisch Diskussionen über die Kirche und einzelne Kirchenvertreter führen, er wird auch in seinem Beruf brutal mit den Machenschaften von religiösen Organisationen konfrontiert. Geschickt, einfühlsam und klug schafft er es, sich Zutritt zu wichtigen Hintergrundinformationen zu verschaffen und das kurrupte System Venedigs sowie seine Kontakte für die Gerechtigkeit zu nutzen und nicht lockerzulassen, bis er eine Lösung für seinen Fall gefunden hat.
Die Sprache führt leicht und mit viel Spannung durch diese vielschichtige Geschichte und lässt viel Platz für moralische Fragen und Überlegungen.
Meine Empfehlung:
Das Buch ist mein bisher liebster Brunetti-Krimi und ich kann es kaum erwarten, die weiteren Bände zu lesen. Von mir gibt es eine sehr herzliche Empfehlung.