Cover-Bild Das Flüstern der Feigenbäume
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Argon Digital
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 27.10.2021
  • ISBN: 9783732419371
Elif Shafak

Das Flüstern der Feigenbäume

Eva Mattes (Sprecher), Joachim Schönfeld (Sprecher), Michaela Grabinger (Übersetzer)

Was uns trennt, was uns verbindet
Im Jahr 1974 befindet sich Zypern kurz vor dem Bürgerkrieg. Eine Taverne, betrieben von einem schwulen Paar, ist der einzige Ort, an dem sich der Grieche Kostas und die Türkin Defne treffen können. Einzig ein prachtvoller Feigenbaum im Innenhof der Taverne ist Zeuge ihrer glücklichen Begegnungen und ihrer stillen Abschiede. Der Feigenbaum ist auch da, als der Krieg ausbricht, als Menschen auf der ganzen Insel spurlos verschwinden.
In der Gegenwart steht der Baum im Garten von Kostas und seiner 16-jährigen Tochter Ada in London. Ada weiß nichts von ihrer Heimat, Kostas hüllt sich in Schweigen, wenn es um seine Vergangenheit geht und die seiner verstorbenen Frau, Defne. Doch Ada forscht nach: Was verbirgt sich hinter dem Schweigen ihres Vaters?

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Wunderbares Buch

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Wer hat sich beim Anblick uralter Bäume nicht schon gefragt, was diese wohl bezeugen könnten? Nun darf einer von ihnen sprechen, ein weiblicher Feigenbaum, der die Lesenden und die Charaktere als alternierende ...

Wer hat sich beim Anblick uralter Bäume nicht schon gefragt, was diese wohl bezeugen könnten? Nun darf einer von ihnen sprechen, ein weiblicher Feigenbaum, der die Lesenden und die Charaktere als alternierende Erzählerin durch Elif Shafaks neuesten Roman begleitet. Ihre Wurzeln gründen tief im Hof einer zyprischen Taverne, die dem Griechen Yorgos und dem Türken Yussuf gehört. Dort haben die jungen Liebenden Defne und Kostas eine Zuflucht für ihre heimlichen Treffen gefunden, denn 1974 auf Zypern sind Beziehungen zwischen den beiden verfeindeten Nationen tabu. Als der Bürgerkrieg ausbricht, wird Kostas von seiner Mutter nach England geschickt, Defne bliebt zurück. Jahrzehnte vergehen, bis sie einander wiedersehen.
Ihre 16jährige Tochter Ada, mit deren Geschichte der Roman in der Gegenwart beginnt, hat von all dem keine Ahnung. Nie wurde in ihrem Londoner Zuhause über die zyprische Herkunft und die schwierige Vergangenheit gesprochen, die wie ein dunkler Schatten auf der Familie zu lasten scheint. Auch Kontakte zu Verwandten gibt es nicht. Adas Mutter Defne ist vor einem Jahr gestorben, ihr Vater Kostas flüchtet sich zu seinen geliebten Pflanzen, insbesondere ein Feigenbaum hat es ihm angetan. Und dann geschieht es: Als in der Schule über 'Migration und Generationen' gesprochen wird und die Lehrerin Ada über Gebühr zusetzt, bricht sich all das unsichtbar Aufgestaute, das Ada nicht in Worte fassen kann, Bahn in einem schier endlosen Schrei... Ein Mitschnitt auf Youtube löst eine weltweite Sympathie-Bewegung aus, überall stellen Jugendliche das Video unter dem Hashtag "Hörtihrmichjetzt?" nach. Ada ist zutiefst verwirrt, doch dann taucht plötzlich Tante Meryam aus Zypern auf...

Das Thema von Trauma und Verlust, von Emigration und Entwurzelung, vom Schweigen, das oft erst die dritte Generation zu brechen versteht, ist in der Literatur nicht selten zu finden. Kein Wunder angesichts der Menschheitsgeschichte, die sie spiegelt. Elif Shafak hat diese komplexe Problematik so filigran zerlegt und tief ausgeleuchtet, dass wir nach dem Lesen nicht nur wissen, sondern auch verstehen. Dabei geht es ihr weniger um die Ergründung oder gar Klärung der politischen Schuldfrage, sondern um die ganz konkreten, privaten Folgen für die Betroffenen und ihre Nachkommen. Und das ist keine leichte Kost.
Ihr Schreibstil - ins Deutsche übertragen von Michaela Grabinger - bleibt dabei dennoch federnd leicht, poetisch und immer spannend; man möchte das (Hör)buch nicht aus der Hand legen. Nebenbei habe ich viel über Botanik und die Kommunikation der Bäume gelernt, bin in Aberglaube und Mystik eingetaucht und hatte großen Appetit auf Tante Meryams üppige Gerichte.

Auch die Sprecherstimmen waren klasse. Insbesondere Eva Mattes versteht es, der Feigenbäumin Geduld, Weisheit und Warmherzigkeit zu verleihen, ohne zu viel zu interpretieren, wie es Joachim Schönfeld ab und an passiert. Er hat zwar auch den schwierigeren Rollen-Part, und ich habe ihm sehr gern zugehört. Aber gerade die 16jährige Ada, deren Verhalten und Charakter im Roman sehr reif und schlüssig ausgeformt ist, klingt im Hörbuch mitunter wie eine Zwölfjährige. Nichtsdestotrotz ein Hörgenuss!

Dies war meine erste literarische Begegnung mit Elif Shafak. Zum Glück brauche ich nur ins Regal zu greifen, um mit ihr zum "Architekten des Sultans" weiter zu reisen. Doch zuvor muss ich ganz dringend mal in den Garten huschen, um nach unserem Feigenbaum zu sehen…

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Wenn der Feigenbaum erzählt

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Bildhafte Sprache, eine Geschichte zwischen Fabel und Realitä, Liebe, Trauma und Erinnerung - in Elif Shafaks "Das Flüstern der Feigenbäume" kommt viel zusammen. Ich wurde auf die Autorin erstmals aufmerksam, ...

Bildhafte Sprache, eine Geschichte zwischen Fabel und Realitä, Liebe, Trauma und Erinnerung - in Elif Shafaks "Das Flüstern der Feigenbäume" kommt viel zusammen. Ich wurde auf die Autorin erstmals aufmerksam, als ich ihren Roman "Unerhörte Stimmen" las, der mich begeisterte. Ihr neues Buch behandelt zwar ein ganz anderes Thema, hat aber ebenfalls eine metaphysische Ebene - nur dass diesmal keine Toten sprechen, sondern ein Feigenbaum, der in einem englischen Garten der Kälte trotzt.

Im Mittelpunkt steht die verbotene Liebe von Kosta und Defne, für die es in ihrer Heimat Zypern keinen Platz gibt: Kosta ist Grieche, Defne Türkin. Noch sind die Ethnien nicht durch Teilung und Vertreibung nicht getrennt in den Norden und den Süden, sondern leben neben- aber auch gegeneinander. Der sensible Kosta und die energische Defne können sich nur heimlich treffen. Ihre Zuflucht wird die Taverne "Zur glücklichen Feige", deren Wirte Jorgos und Yussuf, wie sich herausstellt, ebenfalls ein heimliches türkisch-griechisches Paar sind.

Doch als der Konflikt sich zuspitzt und der älteste Bruder Kostas von griechischen Nationalisten als Kommunist ermordet wird, während der jüngere sich dem nationalen Untergrund anschließt, schickt seine Mutter ihn zu ihrem Bruder nach England - wenigstens eines ihrer Kinder soll sicher vor dem Konflikt sein und leben. Der Kontakt zu Defne bricht ab und erst 20 Jahre später besucht Kosta wieder Zypern. Er ist inzwischen ein Wissenschaftler und Pflanzenexperte, während Defne als forensiche Archäologin die Massengräber des Bürgerkriegs sucht und dabei hilft, die Identität der Toten zu klären. Sie will nichts von ihm wissen - doch dann kommen sie erneut zusammen und gehen zusammen nach England. Im Gepäck: Ein Steckling des Feigenbaums der inzwischen zerstörten Taverne.

Ein Happy End, eine Liebe, die alle Grenzen und Widerstände überwindet? Nicht wirklich, denn die Liebesgeschichte wird als Retrospektive erzählt. Defne ist tot, Alkohol- und Tablettenmissbrauch spielten dabei eine Rolle und die 16jährige Tochter Ada steckt in einer schweren Krise, fühlt sich auch von ihrem Vater ernachlässigt, der mit dem Feigenbaum im Garten spricht, aber keine gemeinsame Sprache mit ihr zu finden scheint. Und dann ist da noch der gellende Schrei, den sie eines Tages im Unterricht ausgestoßen hat und der dank eines Handyvideos auf den sozialen Medien viral geht. Ada möchte sich am liebsten in ihrer Trauer vergraben, doch dann kommt ihre Tante zu Besuch, die energische, traditionsverhaftete, abergläubische Schwester ihrer Mutter.

Erst unwillig, geradezu feindselig, lässt sich das Mädchen nach und nach auf die redselige Tante ein, die ihr von der Liebesgeschichte ihrer Eltern erzählt. Und noch einer erzählt: Auch der Feigenbaum bekommt in diesem Buch eine Stimme, lässt sich aus über die Lebenswirklichkeit und die Philosophie der Bäume, seine Erinnerungen an die Taverne, an das junge Paar, an das Leben im Exil. Im Hörbuch gibt Eva Mattes dem Feigenbaum ihre Stimme, während Joachim Schönfeld die aus menschlicher Sichtweise geschriebenen Kapitel liest. Die ruhige Art der beiden Sprecher lässt das Gehörte nachschwingen und angesichts der bildhaften - manche Kritiker sagen auch blumigen - Sprache Shafaks fällt es leicht, sich beim Zuhören die Szenen vorzustellen.

Defne und Kosta wollten Ada unbelastet von der Vergangenheit aufwachsen lassen, sie sollte ein britisches Mädchen sein, nicht die Konflikte Zyperns und die Wunden ihrer Familie mit sich herumtragen. Eine falsche Entscheidung? Ada sucht jedenfalls Antworten, will die Geheimnisse der Vergangenheit ergründen. Manchmal klingt "Das Flüstern der Feigenbäume" wie ein esoterisch angehauchtes Märchen, dann wieder wie ein spannender Krimi: Was ist auf der Insel geschehen, nachdem Kosta Zypern verlassen hat? Welche Geheimnisse prägen die Geschichte der Familie? Und märchenhaft-poetisch ist auch das Ende, das hier nicht verraten soll. Wieder einmal hat Elif Shafak ein Buch geschrieben, dass bezaubert.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

In der Erde verwurzelt

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Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak, lebt seit ein paar Jahren im Großraum London. Sie hat für ihre Werke schon viele Preise gewonnen.

Mit dem Roman „Das Flüstern der Feigenbäume“ hat sie wieder ...



Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak, lebt seit ein paar Jahren im Großraum London. Sie hat für ihre Werke schon viele Preise gewonnen.

Mit dem Roman „Das Flüstern der Feigenbäume“ hat sie wieder einen brillantes Werk geschaffen. Ich habe es als Hörbuch genossen, das von Eva Mattes und Joachim Schönfeld gesprochen wird.
Die Beiden haben die Stimmung des Romans besonders werden lassen.

Es gibt zwei Erzählebenen. 1974 erleben wir den Bürgerkrieg auf Zypern.
Der Grieche Kostas und die Türkin Defne verlieben.
2010 ist ihre 16jähtige Tochter Ada die Hauptperson.

Dann gibt es noch die den prächtigen Feigenbaum, der durch eine Taverne wächst und seine Meinung erzählt. Das ist einfach wunderbar.
Elif Shanak schreibt gute Literatur, die auch noch gut unterhält. Dieser Roman war der zweite den ich von ihr gelesen habe und ich war wieder begeistert.