Verlust und Wunder
„Ohne ein Wort zu sagen, trat er an ihr vorbei, zog sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. [...] Die Jahres schmolzen dahin. [...] Er war der einzige Mann, den sie je geliebt hatte.“
„Der ...
„Ohne ein Wort zu sagen, trat er an ihr vorbei, zog sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. [...] Die Jahres schmolzen dahin. [...] Er war der einzige Mann, den sie je geliebt hatte.“
„Der Himmel über dem Outback“ ist ein historischer Roman von Elizabeth Haran und in sich abgeschlossen. Er erschien am 31.07.2019 im Bastei-Lübbe Verlag.
Melbourne, 1886: Maggie ist 21 Jahre alt, als sie den ebenso alten Patrick Shanahan kennen und lieben lernt. Da beide davon überzeugt sind, ineinander die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben, wagen sie den Bund der Ehe ohne die Einwilligung ihrer Eltern.
Als Patricks Vater von der Hochzeit seines Sohnes erfährt, ist er entsetzt über die Gesellschaftsschicht aus der Maggie kommt. Ein Weib aus armen Verhältnissen kann es nur Patricks Vermögen abgesehen haben und ist sowieso nicht standesgemäß. Er setzt also alles daran, die junge Liebe zu zerstören. Er setzt Maggie unter Druck, sodass diese fliehen muss. Erst, als es zu spät ist, merkt sie, dass sie schwanger ist...
„Der Himmel über dem Outback“ ist ein wunderbarer historischer Roman aus der Feder von Elizabeth Haran! Die Protagonistin Maggie ist eine liebevolle und immer freundliche Frau, die mir sofort sympathisch war. In Patrick glaubt sie die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben und gibt daher ihm zu Liebe den Traum auf ein gemeinsames Leben auf - Patricks Vater hatte ihr gedroht, Patrick zu ruinieren, sollte sie die Ehe nicht annullieren lassen. Ohne ein Wort verlässt sie also ihren Ehemann und begibt sich in eine ferne Stadt und ein unbekanntes Leben.
Im Laufe der Jahre hat Maggie es nicht immer leicht, eine große Portion Glück und wunderbare Menschen, die schließlich zu Freunden werden, helfen ihr dabei, sich ein eigenes und selbstständiges Leben aufzubauen. Aus der jungen Frau, die sich von ihrem Schwiegervater einschüchtern lies, wird dabei eine selbstbewusste und energische Frau, die weiß, wie sie sich durchsetzen muss. Durch ihre Freundinnen lernt sie, auch unverschämte Kommentare abzuwiegeln und zu kontern. Diese Entwicklung hat mir gut gefallen und zeigt sehr schön, wie man sich im Laufe der Jahre und durch die Erlebnisse die man erfährt, verändert und an ihnen wächst.
Schnell wird durch Maggies Geschichte deutlich, dass das 19. Jahrhundert für Frauen noch nicht allzu viel bereithielt. Nur schwer bekamen Frauen angemessen bezahlte Arbeit, eine alleinerziehende Frau mit Kind hat defacto gar keine Chancen auf eine Arbeitsstelle. Kein Wunder also, dass viele Frauen damals ihr Glück in der Prostitution suchten. Zwar war diese verboten, wurde aber in viele Städten zumindest toleriert. Die Prostitution gab diesen Frauen „das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, weil es ihre eigene Entscheidung ist. Sie haben die Kontrolle über ihr Leben zurückgewonnen und leben jetzt nach ihren eigenen Bedingungen.“
Patrick ist ebenfalls ein besonderer Mensch. Er hat ein hohes Ehrgefühl und fühlt sich nach Maggies Weggang so schlecht, wie nie in seinem Leben. Sie bricht ihm buchstäblich das Herz und nur mühevoll kann er eine neue Frau an seiner Seite akzeptieren. Als er jedoch in das Geschäft seines Schwiegervaters miteintritt, findet er zumindest beruflich etwas, dass er mit Leidenschaft tut. Schließlich beauftragt sein Schwiegervater ihn damit, die Bergbauminen seines Unternehmens sicherer zu machen. Auch hier zeigt sich so ein Thema, dass zur damaligen Zeit einfach katastrophal war. Die Arbeitsbedingungen unter Tage waren regelrecht furchtbar. Nahezu täglich verletzten sich Arbeiter oder starben gar an den Folgen von Unfällen in den Minen, nicht weniger erkrankten an Tuberkulose, Silikose oder anderen Krankheiten.
Diese Einbindung historischer Fakten und Zustände hat mir sehr gut gefallen. Sie wirkten dabei nicht zu präsent, es wurde aber deutlich, was für Umstände damals herrschten.
Alle auftretenden Figuren sind liebevoll dargestellt und wirkten auf mich sehr authentisch. Ich habe mit Maggie mitgelitten und ihre Geschichte, sowie auch die kleinen Nebenhandlungen mit großem Interesse verfolgt. Nur schwer konnte ich das Buch beiseitelegen, da ich unbedingt wissen wollte, was geschieht. Die Spannung blieb also keinesfalls auf der Strecke und nach einem langsamen Einstieg, entwickelte sich die Handlung rasch und interessant. Die Frage, ob es für Patrick und Maggie eine zweite Chance geben kann, stand dabei für mich stets im Mittelpunkt und ich habe so sehr gehofft, dass sie sich noch einmal wiedersehen würden…
Der Schreibstil ist dabei locker und leicht; der personale Erzähler, der zwischen den Figuren wechselt erlaubt einen Einblick in die Gedanken und Gefühle aller auftretenden Personen und macht die Handlung dadurch vielschichtiger und einfacher nachzuvollziehen.
Wie immer bei Elizabeth Harans Romanen ist das Cover des Buches wieder ein echter Hingucker, der schon anhand der Farben auf den Handlungsort schließen lässt. Das wunderschöne Australien ist für mich eine Traumkulisse für Romane, wobei hier nur wenig Einblick in die australische Landschaft und Kultur gegeben wurde. Der Titel des Romans klingt schön, steht aber für mich nur bedingt im Zusammenhang mit der Geschichte.
Mein Fazit: Eine gefühlvolle und spannende Geschichte über Liebe, Leidenschaft, Freundschaft und Verrat, in der aber auch wichtige Themen der damaligen Zeit nicht zu kurz kommen: die Rolle der Frau, die Situation der Bergarbeiter und das Schicksal, dass einem drohte, wenn man seinen Job verliert.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen gelungenen historischen Roman vor der wunderschönen Kulisse Australiens!