Umgebung und Emotionen werden greifbar
Mein erstes Buch von Ellin Carsta wird nicht mein letztes gewesen sein. Farbenfroh, authentisch, spannend und gefühlvoll. Lebendige liebenswerte Figuren. Abwechslungsreicher Erzählstil. Überzeugende Historie.
Das ...
Mein erstes Buch von Ellin Carsta wird nicht mein letztes gewesen sein. Farbenfroh, authentisch, spannend und gefühlvoll. Lebendige liebenswerte Figuren. Abwechslungsreicher Erzählstil. Überzeugende Historie.
Das Familienunternehmen steht kurz vor dem Bankrott. Eine neue Geschäftsidee soll Rettungsanker werden. Um Ansehen und Wohlstand zu sichern, gehen drei Brüder mit ihren Familien neue Wege. Fortan wird beim Lesen zwischen drei Orten gewechselt. Georg möchte im angestammten Hamburg an glorreiche Zeiten anknüpfen. Karl geht nach Wien. Robert wagt das Abenteuer auf einer Kakao-Plantage in Kamerun.
Schilderungen zur Historie (z. B. Unruhen zwischen Kolonialmächten und Afrikanern) sind stimmig in die Handlung eingebettet und erweitern den Wissensschatz. Ich würde mir wünschen, dass diese in der Fortsetzung noch mehr Bedeutung einnehmen. Durch die Beschreibungen zur Umgebung fühlt man sich tatsächlich an unterschiedliche Orte am Ende des 19. Jahrhunderts versetzt. Es gibt Einblicke in die Kultur des afrikanischen Stammes. Das Quellenverzeichnis bestärkt in der Einschätzung, dass diese authentisch sind. Auch hiervon gern mehr im Folgeband. Ein Schwerpunkt liegt in der Beleuchtung der vornehmen deutschen Gesellschaft mit dem Tenor „Damen der Gesellschaft haben keine Arbeit, sie genießen eine Beschäftigung.“ (Zitat im 8. Kapitel). Frauen, die stattdessen eigenständig denken, sich gegenüber gesellschaftlich schlechter Gestellten respektvoll verhalten und mit anpacken, bilden dazu einen angenehmen Kontrast.
Mein Highlight ist die Perspektive von Luise in Kamerun. Luises Liebe und Hingabe zur neuen Heimat und Wirkungsstätte sowie seiner Bewohner wirkt ansteckend. Dabei verliert sich die Figur nicht in Träumereien, sondern bleibt ihrem klugen und bodenständigen Charakter treu. Ich fühlte mich im positiven Sinne an die wundervollen Filme „Dschungelkind“ und „Nirgendwo in Afrika“ erinnert. Ich kann für mich festhalten, dass das Kopfkino funktioniert hat.
Die Einblicke in Karls turbulente Gedankenwelt fand ich auch sehr faszinierend und mitreißend.
Handlungsstränge, in denen Eifersucht und Intrigen eine Rolle spielen, sorgen für den nötigen Schuss Dramatik. Engstirnige, garstige und hochnäsige Figuren erzeugen Antipathie, ohne klischeehaft zu wirken.
Längen habe ich für mich nicht wahrgenommen, gern hätte ich in einigen Szenen noch länger verweilt und mehr von der jeweiligen Atmosphäre aufgesogen.
Schön, dass auch eine Prise Erotik beinhaltet ist.
Vielfältige Gefühlslagen werden hervorgerufen und ich habe alle genossen. Genau so soll das sein. Ich freue mich auf die Fortsetzung.