Sehr emotionales Buch über Organspende
„Aus deiner Sicht“ von Emilia Licht (7,90€, erschienen am 03.03.16 bei Books on Demand)
Als Elena einen Anruf von Vincent, dem Mann ihrer Schwester, bekommt, ist sie überrascht, denn der Kontakt zwischen ...
„Aus deiner Sicht“ von Emilia Licht (7,90€, erschienen am 03.03.16 bei Books on Demand)
Als Elena einen Anruf von Vincent, dem Mann ihrer Schwester, bekommt, ist sie überrascht, denn der Kontakt zwischen den Schwestern ist eher spärlich und wird von den Schatten einer harten Kindheit überschattet, mit der die beiden unterschiedlich umgehen. Ihre Schwester Maren hat eine erbliche Nierenerkrankung und braucht eine Spenderniere. Als Elena sich auf die Reise in ihr Heimatdorf an der Ostsee macht, wirbelt sie den Staub ihrer Vergangenheit wieder auf und stößt mit ihrer Art zu leben und zu helfen immer wieder auf Kritik. Und dann ist da auch noch Tristan, der Neffe der Pensionschefin, in der sich Elena einquartiert hat…
Der Einstieg in die Geschichte war sehr gut. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und ich war sehr überrascht, wie gut die Vergangenheit in den eigentlichen Handlungsverlauf integriert ist. Man hat keine Stelle, in der man als Leser eine Seite überblättern möchte! Die Puzzleteile werden erst nach und nach zusammengetragen, man hat als Leser genügend Raum zu spekulieren und die Geschichte ist nicht gänzlich vorhersehbar.
Das Cover passt zeigt die Ostseeküste und einen hölzernen Pfad. Davor sind die zwei Schatten der Schwerstern abgebildet, die sich den Rücken zukehren. Schon auf diesem Bild ist zu erkennen, wie unterschiedlich die Schwestern sind und wie unabhängig sie voneinander scheinen. Genau dieser Aspekt ist im Buch wunderbar thematisiert.
Die Charaktere sind sehr authentisch mit ihren Ecken und Kanten. Besonders gut gefällt mir, dass die Charaktere keineswegs perfekt sind, man sie als Leser aber sehr gut verstehen kann, warum sie so handeln. (Mit Ausnahme der Mutter, aber die wird vermutlich nur jemand mit einem ähnlichen Charakterzug verstehen können :D)
Der Zeitpunkt des Endes ist gut gewählt und lässt mich als Leser einerseits zufrieden zurück und lässt mir dennoch genügend Raum, mir noch ein wenig Gedanken über die Zukunft der Schwestern zu machen. Die Autorin hat aber auch noch die Möglichkeit die Geschichte fortzusetzen.
Das Thema einer Lebendspende wird sehr einfühlsam aber offen behandelt und zeigt durch die Schwestern, die verschiedenen Standpunkte eines Spenders und auch denen eines Empfängers, die mir vor dem Buch nicht so wirklich klar waren. Man erhält nicht nur Informationen darüber, wie eine solche Spende abläuft, sondern auch die verschiedenen Hürden, die es zu nehmen gilt, bevor so etwas überhaupt möglich ist. Das Ganze ist in die Geschichte wunderbar eingegliedert und liest sich sehr fesselnd und überhaupt nicht langatmig, denn die Gefühle, die dabei immer mitspielen, werden sehr einfühlsam von der Autorin beschrieben, so dass sogar manchmal die Tränen flossen.
Zusammenfassend gesagt:
Ein sehr emotionales Buch, das ehrlich über das schwieriges Thema Lebendspende an Angehörige und eine schwierige Schwesternbeziehung berichtet, die von einer harten Vergangenheit überschattet wird. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!!