Liebe Daffy,
hier kommt schon mein Brief zum dritten Teil der Prince of Passion- Reihe von Emma Chase. Ich möchte direkt zu beginn ehrlich sein und schreiben, dass dieses Exemplar bei Kyss als Bloggerexemplar gewonnen wurde und uns dadurch freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist. Das Buch ist in diesem Jahr in einer Übersetzung von Anita Nirschl auf Deutsch erschienen; das Original findest du unter dem Titel Royally Endowed (2017).
Das Buch rundet mein Bild im Buchregal auf die schönste Art und Weise ab, da die Cover von Kyss einfach zauberhaft sind. Die kleinen Kronen auf dem Buchrücken sind ein besonders schönes Detail und zeigen dir an, welcher Band der Reihe vor dir liegt; somit sind auf diesem Buchrücken drei kleine Krönchen abgebildet.
Genug zum Äußerlichen, da man immer den Inhalt bewerten sollte. Wie fügt sich dieses Buch in den bereits bestehenden Kanon ein?
Inhalt
Folgten wir in Band eins und zwei den Prinzen Nicholas und Henry, lernen wir in Band drei Logan, den königlichen Bodyguard kennen. Dieser war eingeteilt worden, Olivias kleine Schwester Ellie in New York zu beschützen.
So finden sich Logan und Ellie zwischen Alltag und „dem Traum kleiner Mädchen von Bodyguards“ wieder. Während Ellie von dem starken Logan magisch angezogen wird, versucht dieser seiner Pflicht nachzukommen und Ellie zu beschützen; was gar nicht so einfach ist, wenn das zu schützende Subjekt eine gewisse Anziehungskraft ausübt.
Mein Leseeindruck
Als ich den Klappentext las, war ich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Buch sofort und auf der Stelle zu lesen, weil auch ich diesem Mädchentraum von Bodyguard-Geschichten erlegen bin und alles dazu in die Finger zu bekommen versuche. Auf der anderen Seite hatte ich Ellie ja schon im ersten Buch kennen gelernt und war mir nicht ganz sicher, wie ich es finden sollte, dass es da ein Buch geben sollte, in dem eine minderjährige Schülerin, die eher ungestüm daher kommt, sich in ihren Personenschützer verliebt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Emma Chase die Geschichte zu einem Buch für Erwachsene aufbauen würde – und wurde überrascht.
Vor uns liegt ein Episodenroman, der dort startet, wo wir Ellie verlassen hatten. Jung, laut und mit der Aufgabe konfrontiert, neben dem Schulabschluss noch mit einem Alkoholiker zum Vater ein Geschäft zu führen, weil ihre Schwester auf amourösen Abenteuern wandelt (meinen Sarkasmus an dieser Stelle, werde ich später noch aufgreifen).
Es folgt ein Sprung durch die Wochen, Monate und Jahre. Mal verweilen wir etwas länger in einer Episode von Logans und Ellies Leben, mal springen wir gewaltig und erleben einen späteren Zeitpunkt. Zuerst hatte ich das Gefühl, Emma Chase würde es sich sehr einfach machen und sich nur die Rosinen aus dem Leben der Charaktere picken. Doch es ergibt sich ein Gesamtbild, das uns auf 300 Seiten ein rundes Bild von 5 Lebensjahren liefert und in die Geschichte eintauchen lässt. Wir erleben wie sich zuerst Ellie, dann Logan verliebt; und doch ist diese Liebe verboten, da sie Logans Stellung als königlichen Personenschützer gefährden würde und er seine Gefühle daher unter Verschluss hält. Wir bekommen einen triftigen Grund geliefert, warum es mit dieser Liebe einfach nicht klappen will und das hat mir unheimlich gut gefallen. Es war kein künstlich heraufbeschworenes Verboten sein der Liebe, die eigentlich ihren Weg hätte finden müssen. Es war kein märchenhaftes „auf Leben und Tod“. Hier ging es um eine Existenz, eine berufliche Karriere und einen Lebensweg, der nicht scheitern sollte.
Es handelt sich um einen Liebesroman, der nicht mit einer wissenschaftlichen Abhandlung zu vergleichen ist, klar. Aber es gefällt mir, wenn Autoren ernsthafte Gründe anführen, um den Figuren Steine in den Weg zu legen und keine seichten Mittel verwendet werden. Deshalb hat mir der dritte Teil dieser Reihe wohl auch so gut gefallen, sodass ich ihn in weniger als zwölf Stunden durchgelesen hatte.
Der Schreibstil ist flüssig und Emma Chase hat tolle Wege gefunden, dieses Buch von den anderen abzuheben, wie ich finde. Sie arbeitet viel mit dem Stilmittel, eine Figur innerlich einen Kampf mit dem eigenen Gewissen und den Gefühlen austragen zu lassen, während gleichzeitig die Handlung drumherum vorangetrieben wird und wir bruchstückhaft dem Dialog folgen, den andere Figuren, die im gleichen Raum sind, führen. Ich hoffe, das habe ich verständlich geschrieben. Doch wenn du das Buch zur Hand nimmst, wird dir sicher schnell auffallen, was ich meine. Diese Gleichzeitigkeit hat mir sagenhaft gut gefallen.
Ein Gesamtüberblick über die Reihe
Wie ich schon schrieb, ist dieser Teil wohl mein Liebster aus der Prince of Passion -Reihe. Ob es nun an den handwerklichen Mitteln der Autorin lag oder am Thema „Bodyguard“ kann ich gar nicht genau festmachen. Es ist wohl eine Mischung aus beidem. Auch die beiden Protagonisten haben mir sehr gut gefallen.
Bei Logan habe ich mir von Anfang an einen BBC David Budd vorgestellt. Sowohl optisch, als auch wie er wohl sprechen könnte. Emma Chase hat ihn mit einem starken „wessconischen Akzent“ versehen, der eine Mischung aus Britisch und Schottisch sein soll. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Akzent von David Budd ein absolutes Erlebnis ist. Die Sympathie, die ich dieser Rolle entgegen bringe, hat sich somit stillschweigend auf Logan übertragen.
Ich hatte erwähnt, dass ich mir ein bisschen Sorgen darum machte, ein Buch über Ellie zu lesen. Sie war ein eher anstrengender Teenager, wie ich fand. Diese Geschichte hat mich anders über sie denken lassen. Es gefällt mir, dass sie sowohl unbeschwert, chaotisch und impulsiv sein kann, aber auch fleißig, gewissenhaft und zuverlässig.
Das bringt mich zu den bisherigen Figuren der Reihe und meinem eher sarkastischen Kommentar weiter oben. In meinem letzten Brief habe ich dir von Henry und Sarah erzählt und dass mir ihre Geschichte sehr gut gefallen hat. Bei dieser Meinung bleibe ich. Die Handlung ist gut ausgearbeitet und die Figuren sympathisch mit ihren vielen kleinen Ecken und Kanten.
Meine Meinung zum ersten Teil hat sich im Prinzip nur gefestigt und das nicht gerade im positiven Sinne. Es ist für mich der schwächste Teil der Reihe. Die Geschichte ist für mich eine wunderbar moderne Cinderella-Adaption, die aber nicht genügend ausgearbeitet ist, in der sich die Figuren nicht genügend entwickeln und eigentlich ausschließlich im Bett landen und damit die größte Liebesgeschichte aller Zeiten begründet werden soll – hmm, nein, das ist reine Darstellung von Lust. Nicht sehr überzeugend.
Emma Chase ist es in Band zwei und drei sehr viel besser gelungen Liebesgeschichten mit romantischen Elementen zu schaffen. Daher fällt meine Wertung auch mit vier Sternen bei Prince of Passion – Logan aus.
Wenn dir also nach einem romantischen Liebesroman rund um Prinzen und Bodyguards ist, die Bücher stehen bei mir bereit und warten darauf, von dir gelesen zu werden. Dieses hier ganz besonders.
Ich freue mich auf den nächsten Briefwechsel,
Daisy