Ethan Cross – Ich bin die Nacht, 1 (Hörbuch)
Der ehemalige Polizist Marcus Williams lässt sich in einem kleinen Dorf nieder. Dort trifft er auf Maggie, die Tochter des Sheriffs und findet bereits beim ersten Date eine grausam entstellte Leiche. Alles deutet darauf hin, dass der Serienmörder Francis Ackerman junior seine Finger im Spiel hat.
Ackerman wurde von seinem Vater, einem verrückten Wissenschaftler, zur Tötungsmaschine ausgebildet. Ackerman fehlt jegliches Angstgefühl, aber Williams macht ihn neugierig. Noch nie wurde der Serienkiller in seinem eigenen Spiel geschlagen, könnte Marcus der Erste sein?
Doch nicht nur Ackerman hat Marcus im Visier, sondern auch eine Strafverfolgungsbehörde ist Marcus auf den Fersen.
Wer wird das Spiel für sich entscheiden?
Ich habe vor einigen Jahren bereits „Ich bin die Nacht“ gelesen und wollte immer wieder die Reihe weiterlesen. Endlich scheint die Zeit nun gekommen zu sein.
Deswegen habe ich mir „Ich bin die Nacht“ noch einmal als Hörbuch angehört, eingelesen von Thomas Balou Martin, um meine Erinnerung aufzufrischen.
Das Tempo des Thrillers ist sehr hoch, die Handlung actionlastig und gewalttätig, die Atmosphäre düster, fast schon beklemmend und der Erzählstil angenehm locker und flüssig. Ich hab mich sofort wieder in die Geschichte fallen lassen können, die mich vom ersten Augenblick gefesselt hat.
Der Autor geizt nicht mit einer actionreichen, fast schon übertriebenen Handlung und bedient auch das eine oder andere Klischee. Ich persönlich mag die Mischung aus Action, Humor und abgedrehter Story, mit einem fast schon sympathischen Serienkiller, die mich einfach überraschen konnte.
Ethan Cross schickt seine Leser auf eine Reise voller Irrwege, Stolpersteine und überraschende Wendungen, sodass ich das Finale vielleicht ein klein wenig übertrieben fand. Dennoch passt es zur Story und konnte mich überraschen, denn sowas hätte ich nicht vorausgesehen.
Die Charaktere wirken vielschichtig und facettenreich ausgearbeitet. Sie handeln glaubhaft und nachvollziehbar, natürlich im Rahmen der fiktiven Geschichte.
Man bekommt beim lesen bzw. hören das Gefühl, dass man die Story nicht in schwarz oder weiß, gut oder böse, einteilen kann. Denn keine der Figuren ist wirklich richtig böse oder richtig gut. Die Story bewegt sich in der Grauzone und genau das hat es für mich so interessant gemacht. Alles ist möglich, nichts ist fest geschrieben.
Ich mochte Marcus Williams. Der Polizist trägt viel Ballast mit sich herum, eine Dunkelheit in ihm ist greifbar, und doch scheint er auf der richtigen Seite zu stehen. Er hat ein eidetisches Gedächtnis, sodass er bestimmte Informationen immer wieder aufrufen kann. Ich mochte seine Figur auf Anhieb gern, auch wenn ich mir nicht sicher war, auf welcher Seite er des Gesetzes steht. Aber wie schon gesagt, hier agieren alle Figuren in einer Grauzone.
Francis Ackerman junior ist krank. Zumindest das was sein Vater aus dem Serienkiller gemacht hat und trotzdem empfand ich neben einer gesunden Portion Abscheu auch sowas wie Mitleid. Ackerman ist speziell, er spielt gern seine Spielchen und er ist hochintelligent ohne Angstgefühl. Eine gefährliche Kombination, nicht nur für sich selbst sondern vor allem für sein Umfeld. Trotzdem „mochte“ ich seine Figur auf eine perfide Art, denn mit seinen Glaubenssätzen und seiner fast schon charmanten Art scheint er auch noch etwas Gutes in sich zu tragen. Ich bin gespannt wie er sich in den nächsten Bänden entwickeln wird.
Bliebe noch Maggie, im Großen und Ganzen mochte ich sie, blieb aber an einigen Stellen noch etwas blass und ob sie eine Zukunft mit Marcus haben wird, wird sich noch zeigen.
Eingesprochen wird das Hörbuch von Thomas Balou Martin, der eine sehr angenehme Stimme hat. Ich habe dem Hörbuch gerne gelauscht. Der Sprecher haucht den Figuren Leben ein, verändert ein paar Nuancen in Stimmfarbe und Tonart, sodass recht schnell erkennbar ist, um wen es sich gerade handelt. Das Tempo ist angenehm und mir gefiel gut, wie er die Stimmung der Story eingefangen hat.
Ich kann den Thriller empfehlen, mich hat er vollends überzeugt. Ich finde es nicht schlimm, dass die Handlung an einigen Stellen etwas übertrieben wirkt oder das es hier viel Action gibt. Ich mag die Dynamik der Figuren und auch die vielen schlagfertigen Dialoge. Ich kann aber auch verstehen, wenn jemand das Buch aufgrund der sehr temporeichen, etwas überhasteten und etwas skurrilen Story nicht mag.
Wie gesagt, mich hat es überzeugt und ich freue mich schon auf den nächsten Band.
Das Cover ist auffällig unauffällig. Mit dem Fehlen jeglicher Details hat es mich aber angesprochen.
Fazit: sehr spannender, leicht übertriebener Thriller, der mir gut gefallen hat. 4,5 Sterne