Mystisch und schnörkellos
In meinen frühen Lesejahren habe ich Federica de Cescos Jugendbücher verschlungen. Schon damals umgaben ihre spannenden Geschichten oftmals einen Hauch von Esoterik. Gerade diese Mischung aus realistischem ...
In meinen frühen Lesejahren habe ich Federica de Cescos Jugendbücher verschlungen. Schon damals umgaben ihre spannenden Geschichten oftmals einen Hauch von Esoterik. Gerade diese Mischung aus realistischem Plot mit einer Würze Mystik haben mich immer schon fasziniert. Später, als Federica de Cesco begann Erwachsenenbücher zu schreiben, vermochten mich diese leider weniger in ihren Bann zu ziehen. Woran das lag, kann ich mir heute nicht erklären. Möglicherweise war ich zu dem Zeitpunkt noch etwas zu jung für diese Art von Büchern. Als ich jedoch dieses neue Buch von ihr entdeckte, hat mich erst das Titelbild und dann auch die Kurzbeschreibung magisch angezogen.
Die Lektüre entpuppte sich dann als gar nicht so leichte Kost. Die Sprache ist durchdacht und ausgefeilt und Federica de Cesco zeigt hier ihr großes Erzähltalent. Inhaltlich ist der Plot reichhaltiger als das die doch geringe Seitenzahl von 264 vermuten lässt. Immer wieder werden die großen Fragen des Lebens aufgegriffen. Einerseits zog mich die Geschichte so in ihren Bann, gleichzeitig wirkt das Buch stellenweise recht schwer. Jedenfalls würde man dieser Geschichte nicht gerecht werden, wenn man sie einfach so weg lesen würde.
Die Protagonistin Leo wirkt auf andere recht schwierig. Auf den ersten Blick kommt sie als Kumpeltyp rüber. Ab dem zweiten Blick kommt jedoch ihre unnahbare Seite zum Vorschein und wird so für die anderen nicht mehr greifbar. So wirkt sie auch durchwegs auf mich als Leserin. Emotional bleibt sie bis zum Schluss auf Distanz, was ich mir ab und an gefühlsbetonter gewünscht hätte. Das ist jedoch Geschmacksache und tut der Intensität dieses Büchleins keinen Abbruch.
Besonders im letzten Drittel wird die Geschichte richtig spannend und neben dem historischen Hintergrund sind aktuelle Themen allgegenwärtig. Die Verbindungen von Historie mit der Gegenwart sowie der Sachlichkeit mit dem Mystischen sind der Autorin wirklich gut gelungen.
Trotz der esoterischen Elemente erzählt Federica de Cesco die Geschichte realitätsnah und schnörkellos und trotzdem sehr intensiv mit ihrer ganz eigenen Erzählstimme. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mit diesem Buch gewagt habe, meine übliche Lese-Komfortzone zu verlassen.