Gegenwart:
Die bislang erfolgreiche Konzertpianistin Nina, hat einen folgenschweren Fehler begangen, als sie sich auf einen One Night Stand mit dem Mann ihrer Mentorin und Freundin einließ. Seitdem ist sie nicht mehr in der Lage, Klavier zu spielen. Um ihre innere Blockade überwinden zu können und auch, um ein wenig Anstand zu gewinnen, beschließt sie, Deutschland für eine Weile den Rücken zu kehren. Ihre englische Großtante ist kürzlich verstorben, die Nina jedoch nie kennenlernte und diese hat Nina deren Anwesen Stone Abbey vermacht. In ihren letzten Zeilen an Nina äußert die Großtante einen letzten Wunsch. Nina soll ein altes Familiengeheimnis erforschen. Denn ihre Vorfahrerin Anna Stone, die genauso musisch begabt war wie Nina, wurde einst als mehrfache Mörderin verurteilt und hingerichtet und die Großtante konnte und wollte nicht an Annas Schuld glauben. Genauso wenig, wie deren Mutter und Annas Tochter. Nina wird neugierig, als sie im Haus ein Gemälde von Anna vorfindet, das eine Frau zeigt, welche Nina frappierend ähnlich sieht.
Nina ist fasziniert und beginnt damit, Nachforschungen zu betreiben. So lernt sie schließlich auch den eher unkonventionellen Butler Bryan kennen, der ihr helfen möchte. Im Gegensatz zur übrigen Dorfgemeinschaft, die selbst heute noch, dank einer unsäglich unprofessionellen Dorfchronik eines Historikers, fest an Annas Schuld glaubt…
Deutschland in den 1830er Jahren:
Die schöne Marianne wird gleich von zwei Brüdern bewundert, die sich in Deutschland aufhalten und zusammen mit ihren Freunden, Gäste ihres Vaters sind. Doch der Konkurrenzkampf der Brüder hat schlimme Folgen für Marianne…
England 1851-1857
Anna reist zum Anwesen ihres Onkels Timothy nach England, denn dieser hat sich kürzlich mit ihrer Mutter vermählt, die zeitweilig an Schwermut leidet. In Deutschland gelang es Anna jedoch, ihre Mutter stets aufzuheitern, in dem sie ihr auf dem Klavier vorspielte. Als Anna das Anwesen in England erreicht, ist sie erschüttert, als sie ihrer Mutter wieder begegnet. Sie sieht verhärmt und unglücklich aus. Und auch Timothy begegnet Anna gegenüber äußerst brutal und unfreundlich. Er plant, sie mit seinem Freund zu vermählen, gegen Annas Willen. Anna will aufbegehren, auch wenn ihr als Frau wenige Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Doch auf einem Ball lernt sie ein freundliches Ehepaar kennen und trifft anschließend einen attraktiven Mann, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch Annas Gegner schlafen nicht…
Da ich eine Schwäche habe, für spannende, dunkle Familiengeschichten, hat mich der Klappentext des Debütromans von Felicity Whitmore sehr angesprochen. Die Autorin hat dazu einen sehr eingängigen Schreibstil und drückt sich den jeweiligen Epochen entsprechend, sehr zeitgemäß aus. Dazu haben beide Handlungsstränge interessante Ausgangssituationen und zumindest eine der weiblichen Protagonistinnen ist sehr sympathisch geraten, so dass man mit ihr mitfiebern kann. Warum also nur 3.5 von 5 Punkten, bei meiner Bewertung?
Nun zum einen fand ich, dass sämtliche Romanfiguren; ob Haupt oder Nebenfiguren, abgesehen von Anna, recht blass und eindimensional charakterisiert wirken. Dazu sind die wenigen Dialoge der Figuren in „Der Klang der verborgenen Räume“, leider zu kurz, hölzern und wenig aussagekräftig geraten. Man erfährt sehr wenig über das Gedankengut der Akteure und vieles wird einfach nur aus dem Off geschildert, was ich sehr schade fand. Und dass Anna, so weit ich mich erinnern kann, höchstens ein bis zwei Sätze (wenn überhaupt) mit ihrer rückgratlosen Mutter austauscht im ganzen Buch, fand ich ebenfalls sehr seltsam. Keinerlei Aussprache? Immerhin muss es doch Liebe zwischen Mutter und Tochter gegeben haben. Dazu fand ich Mariannes Geschichte; wie sie zwischen die Fronten der beiden Brüder geriet, ehrlich gesagt etwas an den Haaren herbeigezogen, so leid es mir für die Autorin auch tut. Den Bruderzwist konnte ich nachvollziehen, doch die Missbrauchspassage war mir einfach nicht nachvollziehbar geraten.
Es ist einfach unglaubwürdig, dass ein Vergewaltiger von dessen Bruder nicht zur Rechenschaft gezogen wird (abgesehen von einer viel zu laschen Aussprache). Vor allem, wenn er das Opfer angeblich liebt. Ebenfalls nicht nachvollziehbar war für mich, dass Timothy Anna zu einer Heirat zwingen wollte. Das wäre vielleicht noch in einer früheren Zeitepoche möglich gewesen, doch nicht anno 1851!
Und auch den Liebesgeschichten in diesem Roman fehlte es leider am nötigen Knistern. Vielleicht bin ich auch einfach zu streng in meiner Bewertung- immerhin handelt es sich hier um einen Debütroman und trotz meiner Kritikpunkte lässt sich der Roman gut und flüssig lesen. Wären die Figuren charakteristisch ausgefeilter gewesen, hätte die Autorin ihren Akteuren mehr Dialoge auf den Leib geschrieben, den Leser mehr an deren Gedankenwelt teilhaben lassen und vor allem die Problemlösungen der weiblichen Hauptfiguren ausführlicher behandelt (Nina stellt sich ihren Problemen leider nicht wirklich) hätte ich „Der Klang der verborgenen Räume“, viel besser bewertet. So bleiben lediglich die spannenden Ausgangssituationen und eine leider nur mäßig geratene Umsetzung des Ganzen.
Kurz gefasst: Spannende Ausgangssituationen, eine sympathische, tragische Heldin, doch eine leider nur mäßige Umsetzung. Ein Debütroman mit manchen, inhaltlichen Schwächen.