MEINE MEINUNG:
Gaby gehört bereits seit einigen Jahren zu meinen liebsten Youtuberinnen. Ich liebe nicht nur ihre Art, sondern auch ihren Lesegeschmack. Umso größer war die Freude, als ich erfahren habe, dass sie den Schreibwettbewerb von Sweek tatsächlich gewonnen hat und ihr Roman „Writers in New York“ bei Piper ein Zuhause findet. Also habe ich nicht lang gezögert und mich direkt auf die Reise in die Stadt, die niemals schläft, begeben. Heute kann ich euch meine Meinung zu diesem Debüt liefern. Viel Spaß ♥
Dem Leser werden die beiden Hauptfiguren in erster Linie durch die Gliederung, in Form von zwei Sichten, näher gebracht. Die Autorin entschied sich also dafür, beiden Charakteren eine Plattform zu geben, um sich auszudrücken. So wurden, meiner Meinung, nach Gefühle, Gedanken und Handlungen noch lebhafter und glaubwürdiger, während sowohl Alec als auch India noch eine gute Portion Tiefgang erhielten. Mir gefiel aber nicht nur die Aufteilung der regelmäßig wechselnden Perspektiven, sondern auch der Schreibstil ganz allgemein. G.S.Lima schreibt einerseits sehr emotional und authentisch, andererseits aber auch anspruchsvoller, als man es aus dem Genre kennt. Ihre Worte sind stellenweise fast poetisch, unglaublich schön und so mitreißend. Außerdem sind auch die erotischen Momente sehr prickelnd und „on point“, wie ich es so gern nenne. Ich kann immer noch nicht so recht benennen, was mich so faszinierte am Stil der Autorin; aber Fakt ist: es war ein Genuss in die Welt der Writers einzutauchen und die Liebe der Autorin zum Schreiben in jeder Silbe so deutlich zu spüren. Selten habe ich mich so inspiriert und animiert gefühlt, selbst einmal was zu schreiben.
Die Handlung dieses Romans ist, genau so wie der Stil, einfach außergewöhnlich und wirklich überraschend. Der Einstieg wurde so gewählt, dass der Leser zusammen mit der Protagonistin in New York eintrifft und wir bekommen ein paar wenige Seiten Zeit, sowohl die Stadt Lebensumstände von India kennen zu lernen, als auch sie als Person. Als sie dort dann auf Alec trifft und sich immer mehr mit ihm anfreundet, kommt kurzzeitig der Gedanke auf, dass der Ablauf der Handlung doch etwas klischeehaft sein könnte. Besonders in den ersten Kapitel kristallisierte sich noch nicht heraus, was so besonders daran ist und ich fühlte mich eigentlich wie in jedem anderen New Adult Buch auch. Doch nach und nach wird dann doch offensichtlich, dass es gerade die Stimmung zwischen unseren Protagonisten ist, die sich abhebt. Alec und India sind nicht wie all die anderen Charaktere, denen ich im Laufe meiner Lese-Karriere begegnet bin. Die Atmosphäre zwischen ihnen ist einzigartig, und trotzdem so realistisch und greifbar. Sie gehen ganz unterschiedlich mit ihren Problemen um, was auch durch die zwei verschiedenen Sichten erkennbar wird; und zu sehen, wie sie sich annähern und anfreunden; wie ihre Leben sich immer mehr miteinander verbinden und ineinander fließen, macht unheimlich großen Spaß. Selbst die Freundschaft zwischen Alec und India ist was Besonderes – denn sie verbindet vor allen Dingen ihr Studium und somit die Liebe zum Schreiben.
G.S.Lima bedient hier in „Writers in New York“ wirklich kein einziges Klischee und schafft so eine gänzlich erfrischende und neuartige Story rund um zwei Personen, die Schriftsteller werden wollen. Ein klar strukturierter roter Faden zieht sich durch die komplette Geschichte und die Plots sind wunderbar glaubhaft ins Geschehen eingewoben. Hier liegen Freude und Trauer, Liebe und Hass, Misstrauen und Vertrauen so nah beinander dass es einem nicht weiter schwer fällt, mitzufühlen. Während all den 480 Seiten kam für mich niemals auch nur annähernd so etwas wie Langeweile auf und als dann der große Knall kam, war es dann vollends um mich geschehen und ich inhalierte die restlichen Seiten nahezu am Stück. Wow! Was für ein grandioser Twist, der all das gelesene noch einmal komplett in Frage stellt und alles auf dem Kopf stellt, woran man stets glaubte. Für mich war das der Punkt, an dem mir klar wurde, dass dieses Buch wirklich als „einzigartig“ bezeichnet werden sollte.
Das Ende stimmte mich dann auch restlos zufrieden und schloss diese wundervolle Geschichte dann perfekt ab. Ein großes, nein (!) riesengroßes Kompliment an diese Idee; an die Kreativität und den Mut, mal was anderes zu versuchen – das hat sich gelohnt!
Jetzt kommen wir allerdings noch eben schnell zu den Charakteren an sich. Mein einziger Kritikpunkt an dem Buch:
India ist eine sehr interessante Persönlichkeit und verkörpert eine Mischung aus Selbstsicherheit und Unsicherheit. Ich bewundere diese junge Frau, die alles hinter sich lässt um nach New York zu ziehen um dort ihren Traum zu leben. Doch immer wieder brökelt die freiheitsliebende Fassade und das Mädchen, das ihre Heimat vermisst und sich manchmal ganz schön verloren fühlt in dieser riesigen Stadt, kommt zum Vorschein. India war glaubhaft und greifbar, sie war mutig und ängstlich zugleich und sie trug ihr Herz definitiv am rechten Fleck. Es wundert mich keineswegs, dass es ihr nicht weiter schwer fiel, Anschluss zu finden und auch die aufkeimende Freundschaft zu Alec war lebendig und echt und keineswegs zu schnell oder gar zu überstürzt. Selbst ihre Emotionen konnte ich problemlos nachvollziehen und waren allesamt rund herum glaubhaft. Insbesondere die Entwicklung, die India an den Tag legt, gefiel mir – denn stellt die beiden Indias von Anfang und vom Ende mal nebeneinander, wäre keiner auf die Idee gekommen, dass es sich dabei um die selbe Person handelt.
Anders war mein Verhältnis zu Alec. Ich konnte mich anstrengen wie ich wollte: dieser Mann war für mich ein einziges Rätsel. Seine Handlungen und Gedankengänge waren streckenweise echt anstrengend und mit so manch einer Aktion trieb er mich in den Wahnsinn. Ich verstand ihn nicht – auch wenn es erklärt wurde – es war für mich nicht nachzuvollziehen, wie er auf so dumme Ideen kommen konnte. Alec beschwert sich über dieses und jenes und macht keine zehn Seiten später genau das, wofür er den anderen verurteilte. Er gesteht sich vieles nicht ein, obwohl es offensichtlich ist. Er ist feige, obwohl es ein leichtes für ihn gewesen wäre, als Held aus dem Ganzen herauszugehen.
Dafür unterhielten mich die Randfiguren wieder umso mehr. In der Clique gab es mehrere, wunderbare Persönlichkeiten, denen man ihr Glück bedingungslos gönnte. Besonders gut gefiel mir hier, dass wirklich ein jeder sein Ende bekam und auch in der Hinsicht auf die Wege, der Nebenfiguren keine Fragen offen blieben.
FAZIT:
„Writers in New York – Jedes Wort ist für dich“ von G.S.Lima ist für mich eins der besten Debüts, die ich jemals gelesen habe. Angefangen mit einem großartigen, inspirierenden Schreibstil, über eine fabelhafte Handlung [mit einigen aussagekräftigen Messages] und unzähligen überraschenden Wendungen bishin zu den ganz großen Gefühlen. Außerdem legt die Autorin nicht nur wert auf Freundschaft, Liebe, Glück und Happiness; sondern auch auf Verlust, Schmerz, Fehler und andere Hindernisse des alltäglichen Lebens. Leider aber war es gerade der männliche Protagonist, der meinem inneren Hype für das Buch einen leichten Dämpfer verpasst. Trotzdem gibt’s von mir nicht nur eine Lese-Empfehlung, sondern einen regelrechten Lese-Befehl! Ich fands unglaublich gut und vergebe deshalb starke 4.5 von 5 Sternen.