Cover-Bild Und auf einmal diese Stille
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 537
  • Ersterscheinung: 17.08.2020
  • ISBN: 9783518470909
Garrett M. Graff

Und auf einmal diese Stille

Die Oral History des 11. September
Philipp Albers (Übersetzer), Hannes Meyer (Übersetzer)

Kein Tag hat sich stärker ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Die Bilder, die Geschichten, die Konsequenzen. Doch die Worte derer, die den 11. September tatsächlich erlebt haben, fehlten fast zwanzig Jahre lang. Garrett M. Graff hat diese Worte gefunden, er hat alle Dokumente, alle Interviews zusammengetragen, hat die Stimmen der Einsatzkräfte, der Zeugen, der Überlebenden versammelt und daraus eine überwältigende Erzählung kompiliert – vielstimmig, erfahrungsecht, im O-Ton.

Und auf einmal diese Stille ist das herzzerreißende Logbuch eines historischen Tages und ein monumentales Zeugnis von Hoffnung und Menschlichkeit in der Dunkelheit.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2020

Die Stimmen der Opfer

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Die Anschläge des 11. September wird wohl kaum einer vergessen können, der damals schon im "erinnerungsfähigen" Alter war. Dass sich dieses Ereignis vor wenigen Tagen bereits zum 19. Mal gejährt hat, hat ...

Die Anschläge des 11. September wird wohl kaum einer vergessen können, der damals schon im "erinnerungsfähigen" Alter war. Dass sich dieses Ereignis vor wenigen Tagen bereits zum 19. Mal gejährt hat, hat mich allerdings doch etwas erstaunt und mich darüber nachdenken lassen, wie dieses Erleben auch mich beeinflusst hat.

Für mich bedeutet dieser Tag ein schreckliches Geschehen, das ich aus der Ferne beobachtet habe, das für mein Leben aber keine direkten Auswirkungen hatte. Ich konnte die Ereignisse im Kopf nicht emotional einordnen, die Opfer waren gesichtslos. Zudem haben sich in den letzten Jahren zu viele Anschläge ereignet, die auf ebenso grausame Art und Weise unschuldige Menschenleben gekostet haben.

Aber wie war es für die vielen direkt Betroffenen? Die in den Türmen Eingeschlossenen; die Angehörigen, die an diesem Tag oft nicht nur einen wichtigen Menschen verloren haben; die Hunderte an Ersthelfern, Hilfskräften, Feuerwehrmännern und Polizisten und nicht zuletzt die Passagiere der Flugzeuge, die sehenden Auges in den Tod flogen, ohne sich wehren zu können.

"Herb Ouida (World Trade Centers Association, Nordturm, 77. Stock und Vater von Todd Ouida, Cantor Fitzgerald, Nordturm, 105. Stock): Wie jeden Morgen verließen mein Sohn Todd und ich gemeinsam das Haus, um zur Arbeit zu fahren, denn Todd arbeitete im World Trade Center bei Cantor Fitzgerald. Als wir Hoboken erreichten, sagte ich zu Todd: "Warum kommst du nicht mit mir und nimmst die Fähre? Es ist so ein schöner Tag." Er antwortete: "Nein Dad, es ist mir zu kalt draußen." Ich sagte zu ihm: "Hab einen schönen Tag, mein Bester." Das waren meine letzten Worte an ihn."

Dieses Buch gibt genau diesen Menschen eine Stimme, lässt den Leser an ihren Emotionen und Erlebnissen teilhaben; diesen Tag auch für mich zu einem realen Ereignis werden. Die Zitate sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, die Kapitel teilen den Tag in die einzelnen Ereignisse, verbinden die Einzelschicksale miteinander. Ohne auszuschmücken oder zu beschönigen wird man mit den nackten Tatsachen konfrontiert und so mitten ins Herz getroffen.

"Bruno Dellinger (Firmeninhaber, Quint Amasis North America, Nordturm, 47. Stock): Während ich nach unten ging, liefen sie nach oben in ihren Tod. Und ich lief nach unten, um zu leben. Das werde ich nie vergessen."

Und doch hat die Sache einen kleinen Wehrmutstropfen. Denn die Aussagen, die vor allem von den interviewten Politikern wie Condoleezza Rice oder auch Geroge W. Bush getroffen werden, zeigen, wie sehr sich die Weltanschauung der Amerikaner von der der restlichen Welt unterscheidet (und erklärt auch, wie ein Mann mit dem Wahlspruch "America first" Präsident werden kann).

" Condoleezza Rice: Mein erster Gedanke war, der Welt eine Botschaft zu übermitteln, dass die Regierungsspitze der Vereinigten Staaten nicht ausgeschaltet worden ist. Diese Bilder müssen erschreckend gewesen sein. Es muss so ausgesehen haben, als ob die Vereinigten Staaten von Amerika sich in Auflösung befänden. Die Herausforderung für mich bestand darin, einen kühlen Kopf zu bewahren und sicherzustellen, dass die Leute auf der ganzen Welt nicht in Panik gerieten."

An manchen Stellen hatte man das Gefühl, die Sätze stammten direkt aus einem Drehbuch für ein amerikanisches Kriegsepos, es war einfach etwas übertrieben und hat mich eher mit den Augen rollen lassen als emotional mitgerissen zu werden.

Für mich wichtig war auch das Nachwort des Autors, rückte es doch den Inhalt des Buches in den richtigen Kontext. Hat man aufgrund des Klappentextes und der Werbung, die für dieses Buch gemacht wird, noch das Gefühl, ein einzigartiges, allumfassendes Dokument Zeitgeschichte in der Hand zu halten, so wird nun klar, dass es vor allem nicht das erste seiner Art ist. Vielmehr ist es ein konzentrierter Extrakt, zusammengeführt aus verschiedenen Oral Histories und Archiven, aus 1000 Seiten Zeitzeugenberichten wurden zum Schluss die wichtigsten oder aussagekräftigsten 500 Seiten herausgefiltert. Das macht das Buch nicht weniger wichtig oder umfassend, sollte aber trotzdem auch Erwähnung finden. Zudem steht zwar nur ein Autor auf dem Titelblatt, der Inhalt ist aber eher die Zusammenarbeit gefühlt hunderter Autoren; Garrett M. Graff hat einfach die richtig Idee gehabt, die richtigen Fragen gestellt.

Alles in allem wird es aber ein Buch sein, dass mich noch lange Zeit beschäftigen wird. Die Opfer, die diese Anschläge gefordert haben, werden nicht vergessen und ihre Stimmen hallen in meinem Kopf nach.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Der Tag von dem jeder weiß was er getan hat

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Kaum ein Datum hat sich bezüglich des Terrorismus so sehr in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt wie der 11. September 2001. Fast jeder kann sich noch daran erinnern, was sieer zur Zeit des Einschlags ...

Kaum ein Datum hat sich bezüglich des Terrorismus so sehr in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt wie der 11. September 2001. Fast jeder kann sich noch daran erinnern, was sieer zur Zeit des Einschlags der beiden Flugzeuge in das World Trade Center und dem Pentagon gerade gemacht hat, wo man sich aufgehalten hat. Dass die Welt auf einmal still stand - und danach nie mehr so war wie zuvor.

In "Und auf einmal diese Stille: Die Oral History des 11. September" gibt der Autor Garrett M. Graff erstmals eine noch andere Perspektive auf diesen Tag des Grauens. In seinem Buch lässt er Menschen aus den verschiedensten Bereichen, die diesen Tag miterlebt haben, zu Wort kommen: Verwandte der Opfer, Polizeibedienstete (FBI-Bedienstete, Lokalpolizei...), Feuerwehrleute, Fluglotsen, Militärs, Politikerinnen und deren Mitarbeiterinnen, Lehrerinnen und Schülerinnen sowie Überlebende aus den Trümmern. So ensteht ein Sammelsurium an Stimmen und Aussagen, die eine übermäßige Intensität besitzen, dass einen das Buch nicht mehr los lässt.

Garrett M. Graff hat für sein Buch unzählige Zeugenaussagen und Aufnahmen ausgewertet, Protokolle gelesen und zusammengetragen, Informationsmaterial verschiedenster Museen gesammelt.
Teilweise war es durch die wirklich vielen Stimmen schwierig, einen richtigen Lesefluss zu finden, zudem haben sich einige Aussagen inhaltlich doch wiederholt. Was jedoch bleibt ist der Eindruck, dass diese Oral History immens wichtig ist. Es ist wichtig, sich immer wieder zu erinnern und vor allem auch den Menschen, die diesen Tag hautnah miterlebt haben, eine Stimme zu geben.

Besonders Leser*innen, die sich für geschichtliche Ereignisse interessieren, möchte ich dieses Buch empfehlen, aber auch allen anderen, die sich näher mit dem 11. September 2001 und dem Terror auseinander setzen möchten.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Ein Buch, das man nicht einfach so wegliest

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Dieses Buch liest man nicht einfach in einem Rutsch durch. An manchen Tagen musste ich es nach wenigen Seiten aus der Hand legen, so sehr haben mich die Erfahrungsberichte bewegt. An anderen Tagen habe ...

Dieses Buch liest man nicht einfach in einem Rutsch durch. An manchen Tagen musste ich es nach wenigen Seiten aus der Hand legen, so sehr haben mich die Erfahrungsberichte bewegt. An anderen Tagen habe ich einige Kapitel in Folge verschlungen. Der Schreibstil ist ganz eigen. Die Zitate und Erfahrungen reihen sich aneinander und ergeben ein bewegendes Bild der Geschehnisse des 11. Septembers. Einige Protagonisten haben sich besonders eingeprägt und hallen sicher noch lange nach. Das Nebeneinander der Schauplätze gelingt gut und sorgt für Abwechslung. Dennoch wirken die Kapitel, in den das World Trade Center im Mittelpunkt am stärksten. Immer schwingt auch viel Patriotismus mit, aber das stört mich hier nicht. Es passt zum Gesamteindruck des Buches, das auch einen Einblick hinter die Kulissen Washingtons und der Arbeit rund um den Präsidenten gibt.

Veröffentlicht am 19.08.2020

Erschütternd

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Erschütternd und zugleich ergreifend schildern Berichte, Aussagen und Gespräche mit den Betroffenen des 11. September ihre Geschehnisse. Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft, vom Polizisten bis ...

Erschütternd und zugleich ergreifend schildern Berichte, Aussagen und Gespräche mit den Betroffenen des 11. September ihre Geschehnisse. Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft, vom Polizisten bis hin zum in den Trümmern Verschütteten erzählen packend und zugleich verstörend faszinierend ihre Erlebnisse eines der schwärzesten Tage der Vereinigten Staaten von Amerika sowie der gesamten westlichen Welt. Wirkt die Ansammlung an Erzählungen zunächst beinahe erschlagend, so zeichnen sich so doch Satz für Satz immer klarere Bilder jenes Tages, welcher für immer in Erinnerung bleiben wird und zugleich als mahnendes Beispiel dafür steht, dass man sich nie zu sicher fühlen kann. Toll ist trotz aller Tragik und Schwere, dass hierbei das Schicksal der Menschen vordergründig ist und sie nicht mehr bloß Zahlen von Statistiken oder auf einer Gedenktafel sind. Wie erging es dem Feuerwehrmann, der an einem Ort voller Angst, Grauen und auch Tod eintraf? Was fühlte der Polizist, der in all dem Chaos versuchte nicht selbst an den Rand seines Verstandes getrieben zu werden? Welche Todesangst durchlitt eine Person verschüttet in den Trümmern? Wie fraß sich die Ungewissheit in das Leben der Angehörigen, in der Hoffnung ihre Liebsten lebend wiederzusehen? Authentisch, ungekünstelt und absolut erschreckend von Anfang bis Ende schildert Garrett M. Graff nicht nur ein Einzelschicksal, sondern die vieler Betroffener und macht somit ein wenig mehr von dem begreiflich, was eigentlich niemand begreifen kann.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Bewegend

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Das ist definitiv ein Buch, was jeden bewegt, da es ja wirklich so ist, dass jeder, der 2001 ein gewisses Alter erreicht hatte, sich erinnern kann, was an diesem Tag Furchtbares passiert ist. Die Zitate ...

Das ist definitiv ein Buch, was jeden bewegt, da es ja wirklich so ist, dass jeder, der 2001 ein gewisses Alter erreicht hatte, sich erinnern kann, was an diesem Tag Furchtbares passiert ist. Die Zitate von den Betroffenen gehen unter die Haut, da sie von Hoffnung, Normalität und Friedfertigkeit, Strebsamkeit und Plänen beruflicher und privater Art zeugen. All dies ist dann nur wenige Stunden unvermittelt zunichte gemacht worden. Das Buch ist in sofern absolut lesenswert, weil es deutlich macht, was 9/11 auch zwanzig Jahre später noch für die Hinterbliebenen bedeutet und dass die Wunde, die dieser Tag bei den Menschen verursacht hat, nie wirklich heilen wird. Das Buch sollte vor allem der nachfolgenden Generation ans Herz gelegt werden.

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