Ein Schmetterling ziert das Cover eines Thrillers? Eher untypisch war der erste Gedanke, der mir dazu einfiel. Allerdings konnte durch diesen scheinbaren Widerspruch im Zusammenspiel mit der Inhaltsangabe mein Interesse geweckt werden. Es wurde also alles richtig gemacht.
Bisher hatte ich kein Buch des Autors Gerd Ruebenstrunk gelesen und war dementsprechend neugierig wie er seine Idee einer Art "Liebesthriller" umsetzen würde. Gespannt war ich in diesem Zusammenhang vor allem auf Seelenverwandtschaft, die zwischen Jona und Hannah bestehen sollte, da die Geschichte in unserer Zeit spielt und sich zumindest nach den ersten Seiten nicht unbedingt als Roman mit Fantasyeinschlag zu erkennen gab.
Der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da Geschichten im Präsens nicht unbedingt meine liebsten sind (natürlich ist das Geschmackssache). Allerdings hatte ich diese kleine Startschwierigkeit relativ schnell überwunden. Positiv war für mich vor allem die Aufteilung des Buches: die einzelnen Tage als Kapitel zu wählen und diese noch einmal zu unterteilen, haben sehr dazu beigetragen, dass ich mich von den neuen Informationen nicht überrollt gefühlt habe. Die Abschnitte hatten in meinen Augen die genau richtige Länge. Dass allerdings manchmal nur schwer erkennbar war, ob aus Jona oder Hannahs Perspektive erzählt wurde, hat mich ein wenig gestört.
Insgesamt gefiel mir die Gestaltung der beiden Hauptpersonen sehr gut. Durch den Wechsel zwischen Jonas und Hannahs Sicht auf die Ereignisse (wenn auch Jona einen deutlich größeren Anteil hatte), war es möglich einen Einblick in deren Gedankenwelt zu bekommen. Aber trotz dieser Möglichkeit, konnte ich einfach keine Verbindung zu den Protagonisten aufbauen. Auch mit den übrigen Personen konnte ich auch im Verlauf nicht richtig warm werden. Beispielsweise ging mir das ständige "Alter,..." von Jonas Freund Chris gehörig auf den Zeiger. Natürlich weiß ich, dass dieses Wort sehr gerne von Jugendlichen benutzt wird, aber ich konnte es nicht in Einklang bringen, dass Chris einerseits als "Alleswisser" dargestellt wurde und andererseits fast jeden Satz mit dem vorher genannten Wort begonnen hat.
Die Stadt Brügge war mir vor dieser Geschichte zwar ein Begriff, allerdings waren meine Kenntnisse zum Ort des Geschehens eher spärlich. Deshalb fand ich die Idee des Autors einige besondere Wahrzeichen einfließen zu lassen prinzipiell keine schlechte Idee, allerdings waren die Beschreibungen zum Teil etwas zu viel des Guten. In meinen Augen ist es nicht notwendig den Namen jeder Straße oder Platzes einfließen zu lassen, denn dadurch wurde ich häufig vom eigentlichen Geschehen eher abgelenkt. Gefallen haben mir allerdings die Erzählungen der ein oder anderen Sage, die in das Buch eingeflossen sind. Diese wurden dosierter eingesetzt als die Benennung der Wahrzeichen der Stadt. Aber gewiss gibt es einige Leser, die das sehr zu schätzen wissen! Vielleicht wäre ein Plan der Stadt hilfreich gewesen.
Spannung war durchaus in der Geschichte vorhanden, allerdings waren mir gewisse Handlungsstränge zu konstruiert um mich wirklich überzeugen zu können. Der Funke konnte somit leider nicht auf mich überspringen.
Fazit: Zum Teil hatte das Buch mehr Ähnlichkeit mit einem Reiseführer als einem Thriller. Der Funke wollte einfach nicht zu mir überspringen.