Die Frömmigkeit der Schafe (Ein-Sardinien-Krimi 3)
Sardinien-Krimi | Ein origineller Sardinienkrimi mit Spannung, Witz und Lokalkolorit - Echt und original sardisch
Sylvia Spatz (Übersetzer)
»Gesuino Némus erzählt poetisch von der Welt, aus der er selbst stammt. Großartig!« Brigitte
Seit Mariàca Tidòngia, die Tochter eines Hirten, am 1. Oktober 1964 auf das Fensterbrett ihrer Schule sprang und davonrannte, wurde sie auf Sardinien nie mehr gesehen. Sie scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.
Fünfzig Jahre später führen zwei verdächtige Todesfälle den Polizisten Ettore Tigàssu zurück auf ihre Spur. Denn einer der Toten ist Marcellino Nonies, Mariàcas alter Lehrer. Hatte er all die Jahre Kontakt zu Mariàca, die ganz sicher nicht mehr auf Sardinien lebt, aber vielleicht im Ausland Unterschlupf gefunden hat? Seine handschriftlichen, kaum entzifferbaren Aufzeichnungen scheinen darauf hinzudeuten.
Brigadiere Tigàssu zerbricht sich den Kopf – und verdirbt sich die Augen über der Lektüre des geheimen Tagebuchs, das ihm so einige Rätsel aufgibt. Und wie immer will niemand in der kleinen Gemeinde von Telévras von irgendetwas eine Ahnung haben. Seine Ermittlungen führen Ettore Tigàssu quer über die Insel – und durch fünfzig Jahre italienische Geschichte.
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Der italienische Schriftsteller Gesuino Nemus hat mit dem Krimi,Die Frömmigkeit der Schafe, den 3. Teil seiner Sardinien Reihe geschrieben. Die ersten 2 durfte ich auch schon genießen.
Dieser Krimi ...
Der italienische Schriftsteller Gesuino Nemus hat mit dem Krimi,Die Frömmigkeit der Schafe, den 3. Teil seiner Sardinien Reihe geschrieben. Die ersten 2 durfte ich auch schon genießen.
Dieser Krimi spielt wider in Telefras, eine, kleinen Ort auf Sardinien.
Der Protagonist ist Brigadiere Ettore Tigassu. Der Autor zeichnet von ihm ein Bild, das ich ihn vor mir sehen kann.
Es gibt zwei Morde, von deren Ermittlung der Brigadiere von oberer Stelle abgezogen wird. Aber was so ein Ermittler ist, macht er heimlich weiter.
Die Bewohner des Ortes sind skurril und wohl so richtig sardisch.
Der Schreibstil ist faszinierend.
Ein großartiger stimmungsvoller Roman über Sardinien und die Sarden.
Mir gefallen diese regionalen Krimiromane des Autors immer besser.
Für mich war es das erste Buch dieses Autors, aber es ist schon das dritte aus dieser Reihe sardischer Kriminalromane und man kann es problemlos ohne Vorwissen lesen. Die Geschichte wird aus verschiedenen ...
Für mich war es das erste Buch dieses Autors, aber es ist schon das dritte aus dieser Reihe sardischer Kriminalromane und man kann es problemlos ohne Vorwissen lesen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und Erinnerungen erzählt und je nach Erzähler werden vermehrt sardische Wörter, Sätze, Fußball, Kirche, Weine und Gerichte eingestreut. Der Buchtitel stammt aus dem Manuskript des toten Lehrers, wodurch das Geschehen nach und nach erleuchtet wird. Der Autor taucht ebenfalls als Ich-Erzähler auf. Das hört sich vielleicht alles etwas wild an, ergibt aber in der Summe ein total stimmiges Bild und man fühlt sich direkt in verschiedene sardische Zeiten und Situationen hineinversetzt. Der Kriminalfall entwickelt sich zügig und ich fühlte mich beim Lesen sehr gut unterhalten und in italienisch-sardisches Lebensgefühl transportiert.
Erzählt wird uns eine Geschichte, die in dem sardischen Dorf Telévras spielt, wo die Uhren etwas anders ticken als auf dem italienischen Festland. Die eigensinnige Hirtentochter Mariàca Tidòngia springt ...
Erzählt wird uns eine Geschichte, die in dem sardischen Dorf Telévras spielt, wo die Uhren etwas anders ticken als auf dem italienischen Festland. Die eigensinnige Hirtentochter Mariàca Tidòngia springt 1964 aus dem Fenster der Grundschule und geht zurück in die Berge. Doch der einzige Lehrer am Ort, Maestro Marcellino Nonies, will, dass das intelligente Mädchen wenigstens ihren Grundschulabschluss macht. Als ihr Vater sie mit 14 verflucht, weil sie schwanger ist, verschwindet sie von der Insel – das war 1972.
2017 In den 45 Jahren hat sich Mariàca einiges zu Schulden kommen lassen. Jetzt ist sie scheinbar zurück in ihrer Heimat. Nonies scheint der Einzige zu sein, zu dem sie in all der Zeit Kontakt hatte, doch der bestreitet das. Nur wenige Tage später ist er tot.
Brigadiere Ettore Tigàssu, die eigentliche Hauptfigur des Krimis, will anhand einer Aufzeichnung des Lehrers die Geheimnisse um Mariàca aufklären, die im Zusammenhang mit zwei mysteriösen Todesfällen stehen. Erst ganz offiziell, dann aber wider den Anweisungen von oben. Und wer ist eigentlich der Vater des Kindes?
Es war mein erster Krimi aus der Feder eines sardischen Autors. Némus, mit bürgerlichen Namen Matteo Locci, bringt uns seine Heimat nahe. Die Berge Sardiniens, der Genuss von Pecorino und Cannonau, die Ruhe und Beschaulichkeit, in der die Bewohner eine eingeschworene Gemeinschaft bilden. Abgelegen und von dem Rest der Welt vergessen. Zu den etwas kantigen, aber authentischen Charakteren zählen ein paar Kleinkriminelle, ein Schwarzer Pfarrer und der Ich-Erzähler in Gestalt des Autors selbst, der erst spät in der Geschichte auftaucht, aber zu einer wichtigen Figur wird.
Die Geschichte ist kein simpler Krimi, wie ich ihn erwartet hatte. Hat man erst mal die Beziehungen der Charaktere eingeordnet, bekommt man ein authentisches Bild von einem typischen sardischen Dorf, ein wenig Nostalgie und Melancholie inklusive. »Die Frömmigkeit der Schafe« – Gedanken über Schafe und ihr Bedeutung als Herdentiere – wird in den Aufzeichnungen des alten Lehrers philosophisch als Metapher genutzt. Ich habe sie am Ende wiederholt gelesen und dann auch den Sinn dahinter verstanden. Das Buch forderte etwas Aufmerksamkeit, da mir nicht gleich klar war, von wem die Erinnerungskapitel stammten.
Hin und wieder flammt der typische italienische Humor auf, den ich so liebe, die südländische sture Gelassenheit, der Genuss der heimischen Küche und des Weins.
Némus’ Schreibstil ist eingängig und gut zu lesen, die Spannung typisch für einen Krimi. Letztlich hat er mich motiviert, mehr über die Geschichte Sardiniens nachzulesen.
Für das komplette Verständnis des Krimis hätte es wohl die beiden vorigen Teile der Reihe gebraucht, vermute ich mal. Aber es bleiben nur wenige Lücken übrig. Ich werde mir demnächst noch »Die Theologie des Wildschweins« und »Süße Versuchung« zu Gemüte führen, denn neugierig hat mich der Autor auf jeden Fall.
Zwei Tote auf Sardinien und ein mehr als hundert Seiten starkes Notizbuch in kaum zu entziffernder Handschrift – Ettore Tigassu wird auf die Spuren Mariacas geführt, die fünf Jahrzehnte zuvor aus dem Fenster ...
Zwei Tote auf Sardinien und ein mehr als hundert Seiten starkes Notizbuch in kaum zu entziffernder Handschrift – Ettore Tigassu wird auf die Spuren Mariacas geführt, die fünf Jahrzehnte zuvor aus dem Fenster des Schulhauses gesprungen und von der Insel verschwunden ist. Hatte einer der Toten, ihr alter Dorfschullehrer, vielleicht all die Jahre über Kontakt zu Mariaca? Den verschwiegenen Bewohnern des kleinen sardischen Örtchens Televras ist kaum eine Information zu entlocken.
Hinter dem ungewöhnlichen Einband und dem ungewöhnlichen Titel verbirgt sich auch ein ungewöhnlicher Krimi. Gesuino Nemus hat viel zu erzählen, und damit das nicht zu eintönig wird, verpackt er seine Geschichte ganz speziell – einerseits gibt es die neutrale Sicht eines Dritten auf das Geschehen, andererseits berichtet ein Wirrkopf aus seinem Blickwinkel. Dazwischen liest man immer wieder einen Ausschnitt aus Lehrer Nonies Aufzeichnungen und geschichtliche Erinnerungen. Insgesamt wird die Handlung eher sachlich dargestellt. Obendrein ist es für den Leser nicht immer ganz einfach, die Figuren mit ihren schwierigen sardischen Namen auseinanderzuhalten, vielleicht besonders dann, wenn man die beiden Vorgänger (noch) nicht gelesen hat.
Man kann kaum von Spannung im herkömmlichen Sinn sprechen, dennoch hat dieses Buch etwas Besonderes an sich, das den Leser in seinen Bann zieht: die Art und Weise, wie Gesuino Nemus erzählt, wie er immer wieder Vergangenes lebendig werden lässt, wie er beschreibt, dass das Dorf eine eingeschworene, abgeschiedene Gesellschaft ist, in der Fremde, insbesondere neugierig fragende Polizisten, nichts verloren haben, dass kaum noch wer hier leben möchte, ja sogar der Pfarrer nunmehr aus Afrika stammt. Weniger ist es die Kriminalhandlung, die hier im Vordergrund steht, vielmehr eine Studie über das langsame Aussterben der kleinen Dörfer auf Sardinien, die skurrilen und eigenbrötlerischen Menschen in den Bergen, die ohnehin alles untereinander selbst regeln und keine Einmischung von außen brauchen.
Wer sich gerne auf einen etwas anderen Krimi einlässt, sich nicht von ungewöhnlichen Namen abschrecken lässt und Freude hat an originellen Ermittlungsmethoden, der wird hier gewiss fündig.
Titel Die Frömmigkeit der Schafe
Autor Gesuino Nemus
ISBN 978-3-96161-154-6
Sprache Deutsch
Ausgabe Taschenbuch, 288 Seiten
ebenfalls erhältlich als e-book
Erscheinungsdatum 30. März 2023
Verlag Eisele
Originaltitel Il catechismo della pecora
Übersetzer Sylvia Spatz