Wenn der Zufall das Schicksal bestimmt
Hannah Sunderland ist mit ihrem ersten Buch eine beeindruckende Geschichte über zwei Menschen gelungen, die lange Zeit brauchen, um zueinander zu finden.
Was als Liebesgeschichte daherzukommen scheint, ...
Hannah Sunderland ist mit ihrem ersten Buch eine beeindruckende Geschichte über zwei Menschen gelungen, die lange Zeit brauchen, um zueinander zu finden.
Was als Liebesgeschichte daherzukommen scheint, entpuppt sich schnell als durchaus tiefgründiger Roman um eine sich anbahnende Partnerschaft, in der einer der Partner stark suizidgefährdet ist.
Nell trifft in einem Café in Birmingham auf den charmanten Iren Charlie. Schon die erste Begegnung löst ein gewisses Herzflattern bei ihr aus, dennoch trennen sie sich nach der Mittagspause, ohne ein Wiedersehen vereinbart zu haben.
Nell arbeitet bei einer Hotline für psychisch Erkrankte. Dort meldet sich rein zufällig Charlie am nächsten Tag, angeblich um Hilfe für seinen Onkel zu erbitten. Jetzt ergreift Nell ihre Chance und bittet Charlie um ein weiteres Treffen. Und schnell stellt sich heraus, dass der Onkel nur vorgeschoben war. Während Nell sich Hals über Kopf in Charlie verliebt, macht dieser in den entscheidenden Augenblicken immer wieder einen Rückzieher. Nells Versuche, das Ganze abzuhaken, versanden, denn sie finden auch immer wieder den Weg zueinander. Nell kann sich ihm nicht entziehen, so rätselvoll er auch ist und so wenig er auch auf ihre Annäherungsversuche eingeht. Wie schreibt die Autorin so schön: „Dieser irische Akzent war für mich wie leise Flötenmusik für in Körben gehaltene Schlangen!“
Es geht in dem Buch um die langsame Annäherung zweier Personen, von der eine einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat und sich dafür auch noch verantwortlich fühlt. Intuitiv reagiert Nell genau richtig und lässt ihm alle Zeit der Welt, begleitet ihn da wo es notwendig ist, lässt seinen Schmerz zu und ist ihm eine richtig gute Freundin im besten Sinne. Es ist ein Buch, das Hoffnung macht.
Trotz des schweren Themas ist das Buch nicht schwermütig, ganz im Gegenteil. Hannah Sunderland schreibt mit viel Humor und viele Passagen sprühen vor Witz. Herrlich fand ich die Beschreibung der beiden beim Film-Marathon in Worcester oder die Spritztouren mit dem Motorrad Steve.
Ich hatte ganz leichte Lektüre erwartet und wurde im positiven Sinne von einer gleichermaßen nachdenklichen wie humorvollen Handlung überrascht. Dennoch ist es eine einfühlsame Liebesgeschichte mit deutlich mehr Tiefgang, als ich zu Beginn angenommen hatte.