Solide Unterhaltung mit wenig Handlung aber vielen platten Sprüchen
Zum Inhalt:
Timo Feuer ist sich absolut sicher: Bundeswehrdrill – darauf hat er so gar keine Lust! Entsprechend tut er alles, um als Wehrdienstverweigerer anerkannt zu werden. Aber harte Arbeit im Altersheim ...
Zum Inhalt:
Timo Feuer ist sich absolut sicher: Bundeswehrdrill – darauf hat er so gar keine Lust! Entsprechend tut er alles, um als Wehrdienstverweigerer anerkannt zu werden. Aber harte Arbeit im Altersheim oder langweiliges „Essen auf Rädern“ muss es auch nicht sein. So landet er schließlich als Aushilfshausmeister im christlichen Freizeitheim St.-Stephanus. Doch das soll Timo nicht daran hindern, sich von seinen Hormonen steuern zu lassen…
Meine Meinung:
„Dicke Eier“ ist nach „Arschkarte“ der zweite Roman von Heiko Thieß um den hormongesteuerten Timo Feuer. Obgleich ich den ersten Band noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, zumal sie ja nicht allzu komplex ist. Mit der drohenden Schließung des St.-Stephanus-Haus und einer Schatzsuche, über dessen erste Spur Timo durch Zufall in den alten Gästebüchern des Hauses stößt, bietet der Autor durchaus Ideen für eine unterhaltsame Rahmenhandlung an, doch leider verkommen alle Handlungsstränge eher zu nebensächlichen Schauplätzen, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Statt einem roten Strang erzählt „Dicke Eier“ eher episodenartig von Timos Zivi-Erlebnissen, sei es der Ausflug zur Zivi-Fortbildung (auf dem ein Haufen unmotivierter Zivis z.B. etwas über die soziale Marktwirtschaft lernen soll) oder auch der Orientierungstag an der Uni in Kiel. Ein Bisschen mehr stringente Rahmenhandlung hätte diesem Buch m.E. sehr gut getan, zumal die Grundidee hierfür ja durchaus vorhanden war!
Die Charaktere sind allesamt eher schräg und teilweise stark klischeebehaftet, was zu einem solchen Buch natürlich gut passt. Doch ist es mir über die gesamte Länge des Buches hinweg nicht gelungen, mit einem der Charaktere so richtig warm zu werden. Insbesondere Protagonist Timo Feuer ist mir einfach noch zu kindisch und triebgesteuert gewesen. Am sympathischsten von allen waren mir noch der Heimleiter Schmittke oder die sporadisch auftauchende Lena.
Den Schreibstil des Autors muss man schon mögen. Mein Fall war es nicht unbedingt, denn die zahlreichen Sprüche waren mir oftmals einfach zu platt (z.B. wenn „schwänzen“ gleichbehandlungstechnisch auch „vaginieren“ heißen müsste – S. 133) und zielen i.d.R. sehr deutlich unter die Gürtellinie. An sich habe ich damit kein Problem, hier war es aber die Fülle der platten Sprüche – kombiniert mit wenig Handlung -, was mich gestört hat. Dabei kann der Autor durchaus auch mit „normalem“ Wortwitz gut jonglieren, so dass er diese verbalen Tiefschläge eigentlich gar nicht immer nötig hätte.
Insgesamt bietet dieses Buch – wenn man sich nicht an den unzähligen derben bis sexistischen Sprüchen stört – ein paar Stunden nette Leseunterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dennoch liegen mir persönlich die humorvollen Bücher von Tommy Jaud, Friedrich Kalpenstein oder Lars Simon deutlich mehr.
FAZIT:
Nette Leseunterhaltung unterhalb der Gürtellinie und ohne Tiefgang – nicht mehr, aber auch nicht weniger.