Cover-Bild Mitgift
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 21.08.2021
  • ISBN: 9783608984149
Henning Ahrens

Mitgift

Roman

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021

Ein großer Familienroman, der die Spuren deutscher Geschichte sichtbar macht

Seit sieben Generationen in Folge bewirtschaften die Leebs ihren Hof in der niedersächsischen Provinz. Schließlich gilt es, das Familienerbe zu wahren – allen historischen Umbrüchen zum Trotz. Doch über die Opfer, die jeder Einzelne erbringen muss, wird geschwiegen. Henning Ahrens erzählt den Roman einer Familie und entwirft ein Panorama der ländlich-bäuerlichen Welt des 20. Jahrhunderts.

Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb – ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen Jahren sitzen ließ, um sich die Tochter von Bauer Kruse mit der hohen Mitgift zu sichern. Wilhelm, der als überzeugter Nazi in den Krieg zog und erst nach Jahren der Kriegsgefangenschaft aus Polen zurückkehrte. Der gegen Frau und Kinder hart wurde, obwohl sie jahrelang geschuftet hatten, um Hof und Leben zu verteidigen. Doch nun zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Schmerz ab, der über das Erträgliche hinausgeht. Und Gerda Derking ahnt: Dieser Tragödie sind die Leebs ohne sie nicht gewachsen. In seiner epischen Familienchronik rückt Henning Ahrens den Verwundungen des vergangenen Jahrhunderts auf den Leib und erzählt ebenso mitreißend wie empathisch vom Verhängnis einer Familie.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2021

Schwärende Wunden

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Es ist ein eindringliches Stück Familiengeschichte, das Henning Ahrens in seinem für den Deutschen Buchpreis 2021 nominierten Roman „Mitgift“ beschreibt. Aber im Gegensatz zu den trivialen Werken dieses ...

Es ist ein eindringliches Stück Familiengeschichte, das Henning Ahrens in seinem für den Deutschen Buchpreis 2021 nominierten Roman „Mitgift“ beschreibt. Aber im Gegensatz zu den trivialen Werken dieses Genres hüllt er den Leser/die Leserin nicht in die wohlige Decke von Liebe, Verständnis und Zuckerguss, sondern zeigt das bäuerliche Familienleben, reduziert und konzentriert auf ein problematisches Vater-Sohn-Verhältnis. Das ist aber längst nicht das einzige Thema, er schaut auch mit dem Brennglas in die Seelen der einzelnen Familienmitglieder, zeigt die Auswirkungen, die der Zweite Weltkrieg auf sie hatte. Hoffnungen, Wünsche und Träume, die sich nicht erfüllten. Enttäuschungen, die bis in die Gegenwart hinein wirken und Leben zerstören.

Ahrens verkneift sich jegliche Sentimentalität, beschreibt nüchtern, präzise und mit einer gehörigen Portion Distanz diese toxischen innerfamiliären Verhältnisse. In alternierenden Kapiteln zwischen den Jahren 1944 und 1962 wechselt er die Perspektiven, lässt er aber nicht nur die verschiedenen Familienmitglieder sondern auch die Totenfrau Gerda zu Wort kommen, deren Leben ebenfalls mit der Bauernfamilie verbunden ist. Einst die Jugendliebe des alten Wilhelm, von diesem aber zugunsten der Mitgift der Bauerntochter Käthe verlassen, damit Scholle zu Scholle kommt. Es ist dieser Hunger nach Land, das Versprechen der Nationalsozialisten, den Bauern neue Gebiete im Osten zur Verfügung zu stellen, die ihn in die Wehrmacht treibt und schließlich dazu führt, dass er bis 1949 in Kriegsgefangenschaft gerät. Zuhause muss die Familie, heißt im Klartext der älteste Sohn, dafür sorgen, dass der Betrieb weiterläuft. Doch von dem heimkehrenden Vater bleibt die Anerkennung aus, denn jeder hat seinen Platz in der Familie, das ist schon seit Generationen so geregelt, muss wissen, wohin er gehört, wieder zurück ins Glied rücken. Das konfliktbeladene Verhältnis zwischen dem tyrannischen Vater, der sich noch immer nicht von dem Gedankengut der Nationalsozialisten abgewandt hat, und dem Sohn, der für sich einen Ausweg aus diesem bäuerlichen Leben sucht, schaukelt sich allmählich auf, bis es schließlich zu dem finalen Ereignis kommt, das einen der beiden das Leben kostet. Lesen!

Veröffentlicht am 04.12.2021

Wie ein Sohn am Vater zerschellt

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„Mitgift“ von Henning Ahrens erzählt eine Familiengeschichte über mehrere Generationen und nimmt den Leser mit in die bäuerliche Tradition in Niedersachsen.

Der Leebsche Hof ist seit vielen Generationen ...

„Mitgift“ von Henning Ahrens erzählt eine Familiengeschichte über mehrere Generationen und nimmt den Leser mit in die bäuerliche Tradition in Niedersachsen.

Der Leebsche Hof ist seit vielen Generationen in Familienbesitz. Wilhelm Leeb, ein Narzisist, ein Hitleranhänger und Opportunist mit Visionen, sieht im Krieg seine Chancen. Er verlässt freiwillig Familie und Hof und erhofft sich eine bedeutende Karriere als Landwirtschaftsführer in der Ukraine. Der erst 14jährige alte und älteste Sohn Wilhelm, von Mutter und Großeltern liebevoll Willem genannt, muss in seiner Abwesenheit die Verantwortung für den Besitz übernehmen. Als der Vater nach 4jähriger Kriegsgefangenschaft 1949 zurückkehrt, ist Willem 19 Jahre alt. Es steht ein Fremder vor ihm, der mit Selbstverständlichkeit, Selbstgefälligkeit und Herablassung seinen Platz als Familienoberhaupt einnimmt und die Führung des Hofes an sich reißt. Es ist der Beginn einer viele Jahre dauernden tagtäglichen Erniedrigung und Demütigung, die schlussendlich in einer Katastrophe endet.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Das Buch hat mich ins Herz getroffen – ich muss es so schreiben und kann es nicht anders beschreiben. Ahrens baut geschickt in diesem Familiendrama ein Geflecht aus Abhängigkeit und Zuneigung auf, aus dem sich kaum eine Romanfigur entflechten mag. Dabei zeigt er besonders die verschiedenen Familienverbindungen auf, die zwischen Mutter und Sohn, Ehemann und Ehefrau, Vater und Sohn über mehrere Generationen bestehen, erklärt Familienerbe, Tradition, verbindet Härte und Liebe, Herrschen und Beherrschen. Die zentrale Romanfigur ist Willem, der gute Jungen, der im Alter von 14 Jahren die Verantwortung für den Hof übernehmen muss um mit 19 als unfähig vom eigenen Vater deklassiert zu werden. Aber er fügt sich all den Demütigungen, auch seiner Mutter zuliebe, die er vor dem herrschsüchtigen Patriarchen schützen will. Und in dieser Großherzigkeit, in dieser Güte und Umsicht, in der Ehre, die er für die Familie und Tradition empfindet, liegt sein Untergang.
Zu sensibel für die Härte und Doktrin seines Vaters, kann er am Ende nicht bestehen. Er ist ohne Halt und hat nicht mehr die Kraft, für sein Leben zu kämpfen.

Fazit
„Mitgift“ von Henning Ahrens ist ein Familiendrama, dessen zentrale Romanfiguren der Großbauer Wilhelm Leeb und dessen Sohn Wilhelm „Willem“ sind. In ernüchternder, klarer Sprache wird der Konflikt zwischen dem patriarchalisch-selbstherrlichen Vater und seinem sensiblen Hoferben dargelegt, der Haupthandlungsstrang dieses starken, beklemmenden Romans.

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Familiengeschichte über mehrere Generationen

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Ausweislich der Beschreibung auf dem Buchrücken handelt es sich um einen Familienroman über sieben Generationen. Grob trifft das auch zu. Denn es geht um die niedersächsische Bauernfamilie Leeb in der ...

Ausweislich der Beschreibung auf dem Buchrücken handelt es sich um einen Familienroman über sieben Generationen. Grob trifft das auch zu. Denn es geht um die niedersächsische Bauernfamilie Leeb in der Zeit zwischen Mitte des 18. Jahrhunderts und 1962. Um die frühen Vorfahren geht es aber nur in Fragmenten. Im Mittelpunkt stehen der 1902 geborene Wilhelm Leeb senior und sein Sohn Willem und vor allem die 1940er Jahre bis hin zu 1962. Der Senior verkörpert den tyrannischen Herrscher über seinen Hof, dem sich Willem als Erstgeborener und Hoferbe unterzuordnen hat, obwohl Willem während Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft den Hof als Kind allein mit der Mutter geschmissen hat. Das führt zu einer Verzweiflungstat.
Das Landleben und die Familienstrukturen der niedersächsischen Landbevölkerung werden interessant dargestellt ebenso, welche Rolle der Nationalsozialismus einnahm. Insgesamt liegt aber der Fokus zu sehr auf dem immer wiederkehrenden Konflikt zwischen den letzten beiden Wilhelms, während andere Personen nur eine Nebenrolle einnehmen und bei ihnen auch Fragen offen bleiben. Das Lesen empfinde ich teilweise als schwer, weil die Zeitabschnitte nicht chronologisch abgehandelt werden und man die vielen Wilhelms erst richtig einzuordnen lernen muss.

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