Cover-Bild Chor der Pilze
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: cass verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 264
  • Ersterscheinung: 18.09.2020
  • ISBN: 9783944751245
Hiromi Goto

Chor der Pilze

Karen Gerwig (Übersetzer)

Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame. Sie ist vor zwanzig Jahren aus Japan eingewandert, sitzt unverrückbar im Flur ihres kanadischen Hauses und beobachtet alles. Als sie ins Heim soll, macht sie sich mitten in einem Schneesturm davon, geht mit einem jungen Trucker, der sie aufliest, auf einen Roadtrip. Niemand weiß, wo sie sich aufhält – außer ihrer Enkelin Muriel, eine junge, schon in dem neuen Land geborene Frau, mit der die Großmutter in ständiger telepathischer Verbindung steht. Man erzählt sich drei Leben, ein altes, ein neues, ein mögliches, doppelt gespiegelt und in allen Facetten veränderlich. Ein erzählerisches Meisterstück über kulturelle Identität, Feminismus, Rassismus, und eine Hommage an die Heimat, die wir alle im Kopf haben: unsere Sprache. Mit Passagen von betörender Schönheit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein Buch von bildhafter, sinnlicher Sprache und poetischer Schönheit!

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Hiromi Goto schrieb mit „Chor der Pilze“ bereits 1995 einen Roman über Immigration und Heimat, Sprache und Identität, Feminismus und Frausein wie er aktueller nicht sein könnte. Umso wunderbarer, dass ...

Hiromi Goto schrieb mit „Chor der Pilze“ bereits 1995 einen Roman über Immigration und Heimat, Sprache und Identität, Feminismus und Frausein wie er aktueller nicht sein könnte. Umso wunderbarer, dass der Cass Verlag das Buch 2020 in sein Programm aufgenommen und mit Karen Gerwig eine, wie ich finde, wunderbare deutsche Stimme gefunden hat. Stark autobiografisch gefärbt erzählt die Autorin die Geschichte einer japanischen Familie, die 20 Jahre zuvor nach Kanada immigriert und doch nie dort angekommen ist.

Drei Frauengenerationen, ein altes, ein neues und ein mögliches Leben - es ist mitunter nicht ganz leicht den verschiedenen Handlungs- und Gedankensträngen zu folgen und doch trägt der Strom die lesende Person unaufhaltsam durch die Erzählung und lässt sie nicht los. Da ist die alte Naoe, die den ganzen Tag japanisch brabbelnd auf einem harten Stuhl sitzt wo sie immer mehr zu verschwinden scheint und erst präsent wird, als sie eines Tages aufsteht und geht. Keiko, die Tochter, die das Japanische abgestriffen hat wie ein lästiges Kleidungsstück und gleichsam auch die Fähigkeit zu Lieben. Und Muriel/Murasaki, die Enkeltochter, in Kanada geboren und durch die Sprachbarriere von der Großmutter getrennt, die ihren Kopf in Naoes Halsbeuge bettet und mit dem Herzen deren Erinnerungen lauscht.

Selten habe ich ein Buch von solch bildhafter, sinnlicher Sprache und poetischer Schönheit gelesen wie „Chor der Pilze“. Ich habe sicher nicht jede der unfassbar vielen Facetten verstanden und aufgenommen aber zurück geblieben ist einfach das gute Gefühl, ein richtig tolles Buch gelesen zu haben (und das sicher nicht zum letzten Mal).

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Verwurzelt mit der Heimat

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Klappentext:

„Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet ...

Klappentext:

„Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame. Sie ist vor zwanzig Jahren aus Japan eingewandert, sitzt unverrückbar im Flur ihres kanadischen Hauses und beobachtet alles. Als sie ins Heim soll, macht sie sich mitten in einem Schneesturm davon, geht mit einem jungen Trucker, der sie aufliest, auf einen Roadtrip. Niemand weiß, wo sie sich aufhält – außer ihrer Enkelin Muriel, eine junge, schon in dem neuen Land geborene Frau, mit der die Großmutter in ständiger telepathischer Verbindung steht. Man erzählt sich drei Leben, ein altes, ein neues, ein mögliches, doppelt gespiegelt und in allen Facetten veränderlich. Ein erzählerisches Meisterstück über kulturelle Identität, Feminismus, Rassismus, und eine Hommage an die Heimat, die wir alle im Kopf haben: unsere Sprache. Mit Passagen von betörender Schönheit.“



Hiromi Goto hat mich mit diesem Buch sehr tief berührt. Die Geschichte der alten Dame ist so voller Gefühl, voller zarter Worte, voller Beobachtung und voller Ehrfurcht. Man ist als Leser sehr neugierig und verfolgt gebannt die Geschichte um ihr Leben. Goto‘s Sprachstil ist so zart und dennoch so voller Kraft, zeigt so viele gedankliche Denkweisen auf, bringt dem Leser zum nachdenken und vor allem zeigt Goto mit enormer Stärke die Kraft der Frauen. Die Frage nach Heimat ist hier der Tenor und Muriel und ihre Großmutter haben beide besondere und verschiedene Antworten darauf - genau wie jeder von uns, aber dennoch meinen wir alle das Gleiche. „Wo gehöre ich hin? Darf ich hier sein? Was soll ich hier? Warum bin ich hier?“ sind nur ein paar Fragen die aufkommen wenn man diese Geschichte inhaliert. Man liest sie nicht einfach weg, man stellt sich diese Fragen selbst und versucht eine Antwort mit der eigenen Selbstreflexion zu finden.

Diese Geschichte ist wunderbar philosophisch und hallt unheimlich nach - ich bin sehr begeistert und dankbar, diese Geschichte gelesen zu haben! 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Identität, Migration und eine Familie im Mittelpunkt

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In diesem Jahr, zum aller ersten Mal, wurde der BücherFrauen-Literaturpreis vergeben und der Roman von Hirmoi Goto schaffte es auf die Shortlist. Der Preis ist neu, ich erwarte nicht, dass er euch sofort ...

In diesem Jahr, zum aller ersten Mal, wurde der BücherFrauen-Literaturpreis vergeben und der Roman von Hirmoi Goto schaffte es auf die Shortlist. Der Preis ist neu, ich erwarte nicht, dass er euch sofort was sagt, daher gibt es einen Auszug seiner Bedeutung:

Im 30. Jahr ihres Bestehens loben die BücherFrauen einen neuen Preis für Belletristik aus. Mit dem BücherFrauen-Literaturpreis wollen wir Autorinnen auszeichnen, die mit ihrem Schreiben zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung von Frauen und Mädchen beitragen. Der Preis wird erstmals im November 2021 und danach alle zwei Jahre vergeben.

https://www.buecherfrauen.de/buecherfrauen-literaturpreis
Die Autorin schreibt über drei Frauen, drei Generationen aus dem Mund der jüngsten Person, Murasaki. Die Großmutter Nao, bereits 85 Jahre alt, kam vor über 20 Jahren nach Kanada und lebt mit ihrer Familie in einem Haus. Ihre Tochter Keiko, ist soweit integriert in der neuen Kultur, dass sie allem japanischen mit Abneigung gegenüber steht. So verbringt die alte Dame viel Zeit auf der Terrasse. Redet mit sich selbst auf japanisch und erinnert sich zurück, an den Krieg, ihren Ehemann und das Leben, dass sie einst geführt hat. Einzig allein ihre Enkelin Murasaki, eigentlich Muriel, steht ihre Nahe und interessiert sich für die alte Heimat, wie auch für die alten Geschichten der Oma.
Als ihre Tochter und deren Ehemann beschließen, dass Nao in ein Heim muss, flieht die alte Dame, während ein Schneesturm tobt und landet bei einem jungen Trucker, der sie mitnimmt. Der Roadtrip beginnt.
Und Murasaki, die in telepathischer Verbindung zur Großmutter steht, fängt an zu erzählen…
Nachdem ich mich das erste Mal über das Buch informiert hatte, war mir klar, dass es gelesen werden muss. Aber am Ende hatte es doch länger gedauert es zu beenden, als gedacht. Es gab ein paar Momente, wo ich den Faden im Buch verloren hatte. Der Roman erfordert oftmals ein konzentriertes Lesen, es gibt immer wieder Perspektiven- und Zeitenwechsel, als auch japanischen Passagen. Zu Beginn war es weniger ein Problem, es tauchte eher nach der Hälfte auf, als die Geschichte anfing an Fahrt zu gewinnen und man bereits drin war in den verschiedenen Schicksalen.
Sonst kann ich nur gutes über den philosophischen Roman von Hiromi Goto sagen. Angefangen mit ihrem Schreibstil, der poetisch ist in seiner Fülle und mit Metaphern versetzt. Sie schafft es den Dinge mit wenigen Worten eine gewisse magische Atmosphäre zu geben.

Aber wir hielten einmal Händchen, als ich in der sechsten und er in der siebten Klasse war. Im Juni, wenn die Wolken dick und schwarz von Westen wabern und sich durch das Hügelvorland quetschen.

Chor der Pilze, Goto – S. 154 f
Die japanisch-kanadische Autorin, selbst immigriert nach Kanada, erzählt über das Leben zwischen zwei Kulturen, dem Leben in einem neuen Land und zeigt, wie unterschiedlich sich das auf eine Person auswirken kann. Wie sich eine kulturelle Identität entwickeln kann. Die drei Frauen, aus einer Familie, aber unterschiedliche Generationen, sind ihr Beispiel dafür. Sie sind so verschieden und sich doch eigentlich so nah. Ihre Beziehung ist ein weiterer Kernpunkt in dem Buch. Ich mochte es sehr, wie die Autorin über all die Dinge redet und viele Weisheiten weitergibt durch Obachan (Großmutter).

Wenn ihr gerne Romane aus dem “magischen Realismus” liest, zwischen Traum und Realität, mehr wissen wollt zu Immigrantenschicksal und wie eine Familie damit umgeht, kann ich es euch wärmstens ans Herz legen. Es ist ein Roadtrip mit Überraschungen, den es sich lohnt anzutreten!

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