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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2024

Hat was!

Pineapple Street
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Jenny Jackson entführt uns mit Pineapple Street in die gehobenen Kreise von Brooklyn Heights und erzählt eine Geschichte über Familie, Liebe und die Tücken des Reichtums. Der Roman punktet mit witzigen ...

Jenny Jackson entführt uns mit Pineapple Street in die gehobenen Kreise von Brooklyn Heights und erzählt eine Geschichte über Familie, Liebe und die Tücken des Reichtums. Der Roman punktet mit witzigen Momenten, sympathischen, wenn auch fehlerhaften Figuren, und einem scharfen Blick auf das Leben in einer privilegierten Blase – auch wenn er stellenweise etwas oberflächlich bleibt.
Im Mittelpunkt stehen drei Frauen, die auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Einfluss von Geld und Familie ringen. Darley gibt Karriere und Erbe für die Mutterrolle auf und spürt die Konsequenzen ihrer Entscheidung. Sasha, die Außenseiterin, versucht ihren Platz in der wohlhabenden Familie Stockton zu finden. Und Georgiana, das jüngste Familienmitglied, stürzt sich in eine verbotene Liebe und stellt sich Fragen nach ihrer Identität und ihrem Lebensweg. Jackson schafft es, die unterschiedlichen Perspektiven geschickt miteinander zu verweben und jede Figur auf ihre eigene Weise lebendig werden zu lassen.
Mir gefiel der Humor und die Leichtigkeit, mit der Jackson das Leben in der Welt der Reichen und Schönen beschreibt, sind charmant. Die Konflikte zwischen den Figuren wirken glaubwürdig, und einige Dialoge bringen die Familiendynamik auf den Punkt. Besonders Sashas Außenseiterperspektive und ihre Versuche, sich in diese exklusive Welt einzufügen, fand ich spannend. Nach den ersten Kapiteln wurde die Geschichte zunehmend fesselnder, und ich konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen.
Der Einstieg in den Roman aber hätte etwas stärker sein können – ich brauchte ein paar Kapitel, um wirklich in die Geschichte zu finden. Außerdem bleibt die Handlung an einigen Stellen oberflächlich, und bestimmte Konflikte hätten mehr Tiefe vertragen. Es ist ein Roman, der sich oft auf die Beobachtung konzentriert, weniger auf die Entwicklung der Figuren oder die Handlung. Dadurch fehlte mir manchmal das Gefühl, dass echte Veränderungen oder Konsequenzen stattfinden.
Fazit: Pineapple Street ist ein unterhaltsamer und scharfsinniger Blick auf das Leben einer wohlhabenden Familie, der mit seinem Humor und seinen Figuren punktet, aber nicht immer die Tiefe erreicht, die man sich wünschen könnte. Es ist eine leichte, charmante Lektüre, die nach einem langsamen Start doch noch überzeugt. Wer Familiendramen mit einem Augenzwinkern mag, wird hier auf seine Kosten kommen – auch wenn es kein Roman ist, der lange nachhallt.

Veröffentlicht am 28.11.2024

Gute Ideen - schwere Umsetzung!

The Great Library Of Tomorrow
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Rosalia Aguilar Solace entführt uns in "The Great Library of Tomorrow: Das Buch der Weisheit" in eine faszinierende, magische Welt voller Geheimnisse, die jedoch ebenso viel Geduld wie Neugier vom Leser ...

Rosalia Aguilar Solace entführt uns in "The Great Library of Tomorrow: Das Buch der Weisheit" in eine faszinierende, magische Welt voller Geheimnisse, die jedoch ebenso viel Geduld wie Neugier vom Leser verlangt. Der Auftakt der Trilogie besticht durch eine ungewöhnliche und atmosphärische Welt, die als "Papierwelt" beschrieben wird – eine Art lebendiges Archiv voller Gefahren, Weisheit und Mythen. Doch so beeindruckend die Ideen sind, so herausfordernd ist auch die Umsetzung.
Die Welt: Potenzial und Verwirrung
Die Stärke des Buches liegt eindeutig im Worldbuilding. Die Papierwelt, die Große Bibliothek von Morgen und der finstere Aschenmann bieten eine Fülle an spannenden, teils poetischen Konzepten, die das Herz von Fantasy-Fans höherschlagen lassen. Doch das Problem liegt in der Balance: Während einige Beschreibungen sich in Detailverliebtheit verlieren, bleiben die für den Plot zentralen Elemente oft zu vage. So beeindruckend die Welt auch ist – sie bleibt lange unklar, und das Lesen erfordert Konzentration, um nicht den Faden zu verlieren.
Die Figuren: Viele Namen, wenig Tiefe
Einer der Hauptkritikpunkte liegt bei den Figuren. Es gibt viele Charaktere, die rasch eingeführt werden und in der Fülle oft kaum unterscheidbar wirken. Ihre Beschreibungen bleiben oberflächlich, und es fällt schwer, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen. Eine Ausnahme bildet Arturo, der Neuankömmling in der Welt, dessen Perspektive es erleichtert, zumindest an einer Figur Orientierung zu finden. Seine Unwissenheit spiegelt die Verwirrung des Lesers und schafft ein gewisses Maß an Vertrautheit.
Der Erzählstil: Schön, aber langatmig
Der Schreibstil von Aguilar Solace ist magisch und atmosphärisch, doch die Handlung selbst zieht sich stellenweise zu sehr in die Länge. Der erste Band wirkt wie eine umfangreiche Einführung, die mehr verspricht, als sie letztlich hält. Manche Abschnitte entfalten eine betörende Schönheit, doch es fehlt an klaren Spannungsbögen und straffen Erzählrhythmen, um den Leser konstant mitzureißen.
Fazit:
"Das Buch der Weisheit" ist eine Geschichte voller Potential, die jedoch mit einer überfrachteten Erzählweise und einer unübersichtlichen Figurenfülle zu kämpfen hat. Wer magische Welten und tiefgründige Ideen liebt, wird die Reise durch die Papierwelt durchaus genießen – doch es braucht Geduld, um den verborgenen Zauber hinter der Verwirrung zu finden. Als Auftakt einer Trilogie bleibt zu hoffen, dass die nächsten Bände klarer und stringenter erzählt werden. Trotz aller Kritik bleibt ein positives Gefühl zurück: Die Ideen sind zu schön, um sie gänzlich zu übersehen.

Veröffentlicht am 25.11.2024

Unterhaltsam!

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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Beril Kehribars Empire of Sins and Souls: Das verratene Herz entführt uns in eine düstere, faszinierende Welt, die von moralisch grauen Figuren, übernatürlichen Intrigen und knisternder Romantik geprägt ...

Beril Kehribars Empire of Sins and Souls: Das verratene Herz entführt uns in eine düstere, faszinierende Welt, die von moralisch grauen Figuren, übernatürlichen Intrigen und knisternder Romantik geprägt ist. Der Auftakt der Reihe bietet spannende Unterhaltung, bleibt jedoch stellenweise im Sumpf von Klischees und aktuell sehr beliebten Tropes stecken.

Ein packender Einstieg mit Stolpersteinen

Der Roman beginnt mit der vielschichtigen Heldin Zoé Durand, deren moralisch graue Persönlichkeit einen willkommenen Kontrast zu den üblichen makellosen Protagonistinnen des Genres darstellt. Ihre Vergangenheit als Lügnerin, Diebin und Mörderin verleiht ihr Tiefe und macht sie zur perfekten Heldin für eine Geschichte, die in einer Vorhölle voller Dämonen spielt. Dennoch fällt der Einstieg schwer, da der Spannungsbogen etwas stockend in Gang kommt. Besonders die ersten Kapitel wirken wie eine Sammlung von Informationen, die sich erst allmählich zu einer fesselnden Handlung verdichten.

Atmosphäre und Weltenbau – ein Highlight des Buches

Die Darstellung von Xanthia, der düsteren Vorhölle, ist eines der Highlights des Buches. Die Idee, dass Dämonen – sogenannte Xathyr – von den Sünden im Blut der Verurteilten zehren, ist originell und verleiht der Welt eine unheimliche, faszinierende Atmosphäre. Kehribar versteht es, mit Beschreibungen eine dichte Stimmung aufzubauen, die Fans von düsteren Fantasy-Welten in ihren Bann ziehen dürfte.

Kampf der Erzählstile

Der Schreibstil schwankt zwischen detailreichen Passagen und langatmigen Beschreibungen, was das Lesetempo manchmal ausbremst. Besonders in actionreichen Szenen wünscht man sich mehr Fokus und weniger Schnörkel, da diese Stellen an Intensität verlieren. Es wirkt, als ob der Stil und die Handlung nicht immer harmonieren, was das Leseerlebnis leicht beeinträchtigt.

Romantik und Tropes – ein zweischneidiges Schwert

Die romantischen Elemente bedienen sich bekannter Tropes wie „Strangers to Lovers“, „Touch her and die!“ oder „Who did this to you?“. Für Fans solcher Motive bietet das Buch viel, allerdings geht der Geschichte damit auch eine gewisse Eigenständigkeit verloren. Die Chemie zwischen Zoé und dem männlichen Protagonisten ist zweifellos spürbar, jedoch dominiert oft die körperliche Anziehung. Hier hätte ich mir mehr emotionale Tiefe und glaubwürdige Gründe für ihre Beziehungen gewünscht, die über das Offensichtliche hinausgehen.

Unterhaltsam, aber kein Highlight

Trotz der genannten Schwächen gelingt es Empire of Sins and Souls, zu unterhalten. Die Mischung aus Überlebenskampf, moralischen Konflikten und romantischen Spannungen weiß zu fesseln. Für Fans von Dark-Fantasy-Romanen mit düsteren Welten und intensiven Romanzen ist das Buch eine gute Wahl, auch wenn es nicht zu den Höhepunkten des Jahres gehört. Es macht neugierig auf den nächsten Band und hinterlässt den Wunsch, dass die Serie ihre Potenziale in Bezug auf Charaktertiefe und Erzähltempo weiter entfaltet.

Fazit: Ein solider Dark-Fantasy-Roman mit faszinierendem Weltenbau und spannenden Ideen, der jedoch unter klischeehaften Tropes und einem unausgewogenen Erzähltempo leidet. Unterhaltsam, aber nicht bahnbrechend – perfekt für ein düsteres Lesevergnügen zwischendurch.

Veröffentlicht am 16.11.2024

Schön und spannend

A Song to Drown Rivers
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"A Song to Drown Rivers" entführt die Leserinnen und Leser ins China des 6. Jahrhunderts und bietet eine eindrucksvolle Neuinterpretation der Legende von Xi Shi, einer der Vier Schönheiten des antiken ...

"A Song to Drown Rivers" entführt die Leserinnen und Leser ins China des 6. Jahrhunderts und bietet eine eindrucksvolle Neuinterpretation der Legende von Xi Shi, einer der Vier Schönheiten des antiken Chinas. Ann Liang gelingt es, die historische Kulisse mit einer fesselnden Spionagegeschichte und einer zarten, doch konfliktreichen Liebesgeschichte zu verweben.

Schwieriger Einstieg, aber spannendes Mittelteil

Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden. Das lag vor allem an der ausführlichen Einführung der Charaktere und der politischen Situation zwischen den Königreichen Yue und Wu. Doch sobald Xishi ihre Ausbildung zur Spionin beendet hat und ins Nachbarkönigreich aufbricht, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Hier entfaltet sich ein Netz aus Intrigen, Machtkämpfen und gefährlichen Situationen, das mich gefesselt hat. Liangs Darstellung dieser Welt und ihrer Bräuche ist lebendig und atmosphärisch, sodass man förmlich in die antike chinesische Kultur eintaucht.

Starke Frauenfigur und Machtkämpfe

Besonders interessant ist, wie Ann Liang die Rolle der Frau im historischen Kontext neu interpretiert. Xishi ist nicht nur eine schöne Fassade, die als Waffe gegen den feindlichen König eingesetzt wird; sie ist eine vielschichtige Protagonistin, deren Stärke in ihrer Klugheit, ihrem Mut und ihrer Fähigkeit zu täuschen liegt. Die Geschichte verdeutlicht, dass Macht nicht nur in körperlicher Stärke oder in politischen Titeln liegt, sondern auch in der Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen und Situationen zu ihrem Vorteil zu wenden.

Vielschichtige Charaktere und eine unerwartete Liebesgeschichte

Ein Highlight des Buches ist die Dynamik zwischen den Charakteren. Nicht nur die Hauptfiguren Xishi und Fanli sind gut ausgearbeitet, sondern auch die Nebencharaktere tragen viel zur Tiefe der Handlung bei. Die Liebesgeschichte zwischen Xishi und Fanli verläuft überraschend subtil und steht nicht immer im Mittelpunkt, was dem Buch eine angenehme Balance gibt. Statt einer typischen Romanze entfaltet sich eine langsam wachsende, zaghafte Beziehung, die gegen Ende turbulenter wird und dramatische Wendungen nimmt.

Poetische Sprache und eindrucksvolle Aufmachung

Ann Liang überzeugt mit einer poetischen, fast schon lyrischen Sprache, die perfekt zur Atmosphäre passt. Sie schafft es, sowohl die Schönheit der Landschaften als auch die inneren Konflikte der Figuren eindrucksvoll zu beschreiben. Auch die Aufmachung des Buches ist ein echter Hingucker: Der Buchschnitt und die kunstvollen Verzierungen unter dem Schutzumschlag verleihen der Hardcover-Ausgabe ein edles Erscheinungsbild und machen das Buch zu einem echten Schmuckstück im Regal.

Kritikpunkte: Langatmige Stellen und ein durchwachsenes Ende

Allerdings gibt es auch einige Passagen, die sich in die Länge ziehen und den Lesefluss bremsen. Gerade in der Mitte des Buches hätte die Handlung stellenweise gestrafft werden können. Das Ende der Geschichte hinterließ bei mir gemischte Gefühle: Während die finale Konfrontation spannend inszeniert ist, wirkt der Abschluss etwas gehetzt und ist schlichtweg nicht nach meinem Geschmack.

Fazit

"A Song to Drown Rivers" ist ein atmosphärisch dichtes und spannendes Buch, das durch starke Charaktere, eine faszinierende historische Kulisse und eine feinfühlige, nicht überladene Liebesgeschichte besticht. Trotz einiger langatmiger Passagen bietet der Roman ein gutes Leseerlebnis und ist besonders für Fans historischer Romane und Liebesgeschichten mit Tiefgang zu empfehlen. Die poetische Sprache und die wunderschöne Aufmachung des Buches machen es zu einem echten Highlight im Bücherregal.

Veröffentlicht am 03.11.2024

Interessant!

Ein letztes Geschenk
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Mit “Ein letztes Geschenk” legt Calla Henkel einen Thriller vor, der die moderne Kunstszene New Yorks in den Fokus rückt und eine spannende Wendung ins True-Crime-Genre bietet. Im Mittelpunkt steht die ...

Mit “Ein letztes Geschenk” legt Calla Henkel einen Thriller vor, der die moderne Kunstszene New Yorks in den Fokus rückt und eine spannende Wendung ins True-Crime-Genre bietet. Im Mittelpunkt steht die Künstlerin Esther Ray, die aus Geldnot den Auftrag einer wohlhabenden Auftraggeberin, Naomi Duncan, annimmt. Esthers Aufgabe: die Gestaltung eines Scrapbooks, das Naomis Ehemann zum sechzigsten Geburtstag überraschen soll. Doch was als kreatives Nebenprojekt beginnt, entwickelt sich bald zu einer düsteren Entdeckungsreise, als Naomi plötzlich unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt. Getrieben von ihrer Neugierde – und vielleicht auch von ihrem eigenen True-Crime-Faible – gerät Esther in einen gefährlichen Strudel von Geheimnissen und Lügen.
Der Roman besticht durch eine ungewöhnliche Protagonistin, die als moderne Künstlerin nicht nur gut in die New Yorker Szene passt, sondern auch durch ihre Leidenschaft für True Crime eine spannende Meta-Ebene ins Spiel bringt. Die Spannung wächst langsam, aber stetig, und durch Henkels modernen Schreibstil und die gezielt eingesetzten Beschreibungen fühlt sich die Geschichte aktuell und lebendig an. Man merkt, dass die Autorin einen genauen Blick auf das gesellschaftliche Milieu richtet, in dem sich die Handlung entfaltet, und dabei nicht nur die Oberfläche, sondern auch die Ambivalenzen und Schattenseiten dieses Lebensstils zeigt.
Obwohl das Buch faszinierend aufgebaut ist und immer wieder kleine Überraschungen bietet, braucht es etwas Geduld, um vollends hineinzufinden. Doch sobald die Geschichte Fahrt aufnimmt, entwickelt sie einen Sog, der die Lesenden bis zum Schluss fesselt. Ein Kritikpunkt ist jedoch das Ende: Während die Geschichte in Teilen unkonventionell und erfrischend wirkt, bleibt das Finale überraschend simpel und löst den Spannungsbogen auf eine Weise, die etwas zu vorhersehbar erscheint. Da hätte man sich eine pfiffigere, cleverere Lösung gewünscht, um der Spannung bis zuletzt gerecht zu werden.
Insgesamt ist “Ein letztes Geschenk” ein ungewöhnlicher Thriller, der gerade durch seinen künstlerischen Hintergrund und die moderne Perspektive überzeugt. Für Fans von atmosphärischen, psychologisch geprägten Krimis, die das gesellschaftliche Umfeld der Figuren genauso spannend finden wie das eigentliche Verbrechen, ist dieses Buch ein echter Geheimtipp. Ein etwas „anderer“ Thriller, der gerade deswegen seine Stärken entfaltet, auch wenn er zum Ende hin etwas an Raffinesse einbüßt.