Ruhiger, aber dennoch ein zum Nachdenken anregender, aufwühlender Inspirational Histo-Krimi
England 1841:
Ein Schiff, mit knapp zweihundert weiblichen Strafgefangenen an Bord, macht sich auf in Richtung Tasmanien. Dort sollen die Frauen, die in ihrem Heimatland verurteilt wurden, als Diebe oder ...
England 1841:
Ein Schiff, mit knapp zweihundert weiblichen Strafgefangenen an Bord, macht sich auf in Richtung Tasmanien. Dort sollen die Frauen, die in ihrem Heimatland verurteilt wurden, als Diebe oder Kleinkriminelle, eine zweite Chance bekommen und noch einmal von vorn beginnen dürfen . Doch nicht alle Frauen sind glücklich über die Deportation. Sie müssen zum Teil ihre Familie zurücklassen und es ist ungewiss, ob sie diese jemals wieder sehen werden.
Mit an Bord, ist auch die Schwester des königlichen Hofmalers Hayter, Kezia, die die Frauen auf der Reise emotional stützen möchte. Und so hat sie sich ein besonderes Projekt überlegt. Ein paar der geschicktesten Frauen, sollen zusammen mit ihr ein Quilt fertigen. Damit möchte sie den Gemeinschaftsgeist innerhalb der Gruppe stärken. Und tatsächlich freunden sich die Näherinnen miteinander an und es entstehen erste, zarte Freundschaftsbande.
Kezia ist glücklich darüber. Dazu freut sie sich bereits auf ihre Ankunft in Tasmanien, denn auch sie hatte, trotz eines privilegierten Elternhauses, kein einfaches Leben. Stets fühlte sie sich ungeliebt von ihrer Mutter und in der Ferne hofft sie nun, endlich ein selbstständiges Leben führen zu können.
Doch dann wird eines Tages eine ihrer Näherinnen mit einem Messer niedergestochen. Eine Tat äußerster Brutaliät. Dennoch kann es Kezia kaum fassen, dass es eine Mörderin an Bord geben soll. Zusammen mit dem Kapitän des Schiffes und dem Geistlichen der sich an Bord befindet, versucht sie, den kniffligen Fall zu lösen. Warum nur wollte jemand Hattie, die sich zusammen mit ihrem kleinen Sohn an Bord befindet, ermorden?
Während Kezia ermittelt, bangt dagegen eine andere Frau auf dem Schiff um ihr Leben. Sie hat eine Vorgeschichte, für die sie viele hassen würden. Doch ist sie auch die Schuldige?
Es war der Klappentext, der mich neugierig auf „Niemandsland“ der Autorin Hope Adams machte. Zudem gab es diesen Gefangenentransport nach Tasmanien einst wirklich, auf der Rajah. Und auch das Entwerfen des Quilts, der als Rajah- Quilt in einem Museum ausgestellt wurde und heute noch zu bewundern ist, ist keine Erfindung. Tatsächlich begleitete Kezia Hayter die Gefangenen auf dieser Reise und nähte mit ihnen diesen Quilt. Lediglich der Mord an Bord und die Suche nach dem Täter, gehören zu den fiktiven Aspekten dieses Romans.
Hope Adams hat hier einen historischen, sehr eingängigen Roman geschrieben, der viel historisches Kolorit aufweist, was zum einen an der passenden Ausdrucksweise liegt und zum anderen daran, dass sie sehr gut recherchiert hat, wie sich Menschen der damaligen Zeit benahmen, welche gesellschaftlichen Regeln gepflegt wurden, aber vor allem auch, wie das Leben der einfachen Leute verlief. Es gibt in diesem Roman gleich drei Frauen, deren Hintergrund näher beleuchtet wird. Neben Kezia, sind es die Gefangenen Hattie und Clara. Clara reist jedoch unter falschen Namen an Bord mit, so dass man bis etwa zur Hälfte des Romans rätseln muss, welche der Frauen denn Clara nun ist.
Dem historischen Krimi wurde eine christliche Note beigemengt, allerdings wohldosiert eingesetzt. Weder missioniert Hope Adams ihre Leser, noch verurteilt sie ihre Akteurinnen, für Dinge, die sie einst getan haben. Werte stehen dennoch hoch im Kurs, besonders die schwierige Gabe, zu vergeben und ich muss ehrlich sagen, dass ich diesen Roman sehr mochte. Zugegeben, wenn man in erster Linie einen spannenden historischen Krimi erwartet, könnte man enttäuscht sein, denn die Krimihandlung ist nicht sehr packend. Zudem ist die Zahl der Verdächtigen überschaubar und man kann sich schon vorab so einiges zusammenreimen.
Kezia ist eine fromme junge Dame, die anfangs etwas weltfremd wirkt, aber im Laufe der Geschichte viel Rückgrat beweist. Und nebenher entwickelt sich auch eine kleine Liebesgeschichte an Bord, allerdings bleibt diese allerdings ebenfalls eher Nebensache.
Im Grunde erzählt „Niemandsmeer“ eine Geschichte über Schuld, Sühne und Vergebung. Besonders Claras Vergangenheit, bzw. ihre inneren Monologe, machen betroffen. Denn ihre einstige Tätigkeit, über die sie nachsinniert, ist so unfassbar grausam, nimmt man diese allein für sich. Bedenkt man aber die grausame Welt um Clara herum, begreift man schnell, dass es nicht so einfach ist, allein Clara zur Schuldigen zu machen. Es ist im Grunde die Schuld aller, die Armut erst möglich gemacht haben oder wegschauen. Also ein gesellschaftliches Problem.
Ich fand jedoch, dass die Enttarnung des Täters/der Täterin/ das Showdown, ein wenig zu rasch und knapp abgehandelt wurde. Außerdem fand ich, dass die Liebesgeschichte viel zu sachlich dargeboten wurde. Daher habe ich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen.