Ashes – Tödliche Schatten ist eine fantastische Fortsetzung, die ihren Vorgänger sogar noch übertrifft, und das sogar in vielerlei Hinsicht. Der zweite Band der Reihe von Ilsa J. Bick ist noch wesentlich spannender als der erste Teil, aber auch sehr viel blutiger und brutaler.
Während gegen reichlich Spannung sicherlich niemand etwas einzuwenden hat, könnten die vielen gewalttätigen Szenen, die häufig direkt einem Horrorfilm entsprungen sein könnten, zu viel für den ein oder anderen sein. Einen empfindlichen Magen darf man jedenfalls nicht haben, denn schon gleich zu Beginn wird es ziemlich eklig und im späteren Verlauf wird es nicht angenehmer. Gewisse Beschreibungen der Autorin sind fast zu bildlich und einfach widerwärtig, sodass man sich manchmal die Frage stellt, ob das tatsächlich sein muss. Ein paar dieser Szenen bzw. der detaillierten Beschreibungen hätte man mit Sicherheit einfach weglassen können, ohne dass es dem Buch in irgendeiner Weise geschadet hätte. Für Jugendliche unter sechzehn ist der Roman so nämlich nicht besonders geeignet.
Davon einmal abgesehen gibt es an dieser Fortsetzung eigentlich nichts zu kritisieren. Ilsa J. Bick gelingt es immer wieder enorme Spannung aufzubauen und macht das Buch somit zu einem wahren Pageturner.
Das fängt schon beim Prolog an, durch den man erfährt, dass Tom noch am Leben ist, worüber man sich natürlich sehr freut, der einen aber gleichzeitig noch mehr auf die Folter spannt, weil man noch nichts über Alex erfährt, die sich am Ende von Ashes – Brennendes Herz in akuter Lebensgefahr befand.
Im ersten Abschnitt der Handlung geht es dann endlich mit Alex weiter, allerdings befindet sie sich an dessen Ende nach wie vor in großer Gefahr, sodass es ziemlich an den Nerven zerrt, dass es im zweiten Abschnitt an einer völlig anderen Stelle sowie mit anderen Charakteren weiter geht, wodurch man erneut für eine gewisse Zeit nichts über Alex und das, was mit oder bei ihr geschieht, erfährt.
Die wechselnden Perspektiven bauen also, zusätzlich zu den sonstigen Geschehnissen, Spannung auf, da der Blickwinkel häufig in besonders Nerven aufreibenden Momenten gewechselt wird. Das löst natürlich den Drang aus so lange weiter zu lesen, bis man wieder an der Stelle bzw. zumindest bei der Perspektive angelangt um zu erfahren, wie es mit bestimmten Charakteren weiter geht.
Die verschiedenen Sichtweisen sowie der auktoriale Erzählstil ermöglichen es dem Leser zudem unterschiedliche Geschehnisse an verschiedenen Orten mitzuerleben und mehrere Figuren näher kennen zu lernen. Alex steht in der Fortsetzung also nicht mehr im Mittelpunkt, jedenfalls nicht allein, denn andere Figuren tauchen genauso oft und unabhängig von ihr auf. Dazu zählen sowohl Tom, als auch Peter und Chris bzw. Lena. Dadurch erhält man einen umfassenden Einblick in diverse Ereignisse, von denen Alex keine Ahnung hat, und in die Gedanken und Gefühle einiger Charaktere, die man zuvor teilweise nur flüchtig kannte.
Ilsa J. Bick versteht es außerdem gut den Leser wieder mit etlichen schockierenden und überraschenden Wendungen zu konfrontieren. Schon im Prolog erfährt man, dass Verschonte wie Alex und Tom sich nicht mehr nur vor den Veränderten fürchten müssen, sondern ebenso vor den älteren Menschen, die sie an Kopfgeldjäger ausliefern, welche mit ihnen experimentieren wollen um zu erfahren, warum sie sich (noch) nicht verändert haben. Die Frage nach dem Warum ist durchaus verständlich, aber das Wissen, dass es Leute gibt, die grausame Experimente an den wenigen Verschonten durchführen wollen, ist nicht nur schockierend, sondern auch sehr Angst einflößend. Das bringt einen, leider, dazu sich zu fragen, wer hier wirklich die Monster sind.
Des Weiteren ist die Handlung bzw. das Verhalten bestimmter Figuren manchmal etwas verwirrend. Jeder scheint sein ganz eigenes Spiel zu spielen, Leute zu manipulieren und eigene Ziele zu verfolgen, sodass man selbst als Leser irgendwann gar nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann.
Ferner wird noch angedeutet, dass Verschonte vielleicht nicht für immer verschont bleiben, sondern sich trotzdem noch verändern könnten, wovor auch Alex am meisten Angst hat.
Außerdem beleuchtet die Autorin erneut das Schlechte im Menschen bzw. in manchen von ihnen, denn viele denken nur noch an sich und sind dabei nicht nur rücksichtslos, sondern auch ohne jedes Mitgefühl oder Erbarmen, und das sowohl gegenüber den Veränderten bzw. Chuckies, wie sie nun von einigen genannt werden, auch als gegenüber den Verschonten. Während die Veränderten sich immer weiter entwickeln, scheinen manche Menschen sich menschlich betrachtet eher zurückzuentwickeln und jegliche Moral und andere Wertvorstellungen zu vergessen.
Das Ende ist Ilsa J. Bick ebenfalls sehr gut gelungen. Es ist Nerven aufreibend, Herz zerreißend und hat – wie sollte es anders sein – wieder einen ziemlichen Cliffhanger, denn man wird erneut über Alex’ Schicksal im Ungewissen gelassen. Dafür wird, sehr zur Freude des Lesers, das Überleben einer gewissen lieb gewonnenen Figur, über die man sonst im zweiten Band überhaupt noch nichts erfahren hat, angedeutet, aber daneben auch der mögliche Tod einer anderen Person.
Insgesamt ist das Ende ziemlich traurig und trostlos gestaltet. Trotzdem will man den dritten und letzten Teil dieser Serie am liebsten sofort lesen, denn man möchte natürlich erfahren, wie die Geschichte zu Ende geht und, vor allem, ob bestimmte Figuren überlebt haben.
FAZIT
Ashes – Tödliche Schatten ist ein großartiger zweiter Teil, der sogar noch etwas besser ist als sein Vorgänger. Die Handlung ist ganz anders als erwartet, weil man mit vielen Ereignissen absolut nicht gerechnet hätte und immer wieder mit neuen schockierenden Tatsachen konfrontiert wird.
Ilsa J. Bick versteht es sehr gut Spannung aufzubauen und sie konstant zu halten, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Wer den ersten Band mochte, sollte sich den zweiten also keinesfalls entgehen lassen!