Vergangenen Dezember war ich auf der Fraueninsel im Chiemsee und habe mir bei strömendem Regen den wunderschön gelegenen Weihnachtsmarkt angeschaut. Und nun fällt mir ein Krimi in die Hände, der genau dort angesiedelt ist. Den musste ich natürlich lesen.
Worum geht es:
Ein heftiger Sturm über dem Chiemsee fördert einen großer Überseekoffer aus den Tiefen an die Oberfläche des Sees, den ein Fischer an Land schleppt und den Fund anonym der Polizei meldet. Darin findet man die Skelette von zwei jungen Menschen, Theresa Biedermann und Moritz Lanz, die vor vielen Jahren von der Insel verschwunden und nun schnell identifiziert sind. Schwester Althea aus dem Kloster der Fraueninsel, damals noch Maren Reinhart mit einer ziemlich dunklen Vergangenheit, kennt die Toten aus ihrer Zeit als Klosterschülerin. Als eine zweite Leiche aus dem See geborgen wird, macht sie sich zusammen mit ihrem Neffen, Kommissar Stefan Sanders vom Dezernat 11 in München, auf Spurensuche. Dabei kommt sie dem Mörder empfindlich nahe.
Vor jedem der 57 Kapitel finde ich eine Garten- oder Wildkräuterpflanze (aus Altheas Kräutergarten?), ihre Beschreibung, Standort und Wissenswertem dazu. So lerne ich auch hier ein bisserl was dazu.
Nonne Althea, die von ihrer Lebhaftigkeit seit ihrer Jugend nichts eingebüßt hat und weiter einen sehr unkonventionellen Weg geht, kann ich mir richtig gut vorstellen. Ob das in einem echten Kloster geduldet würde, bin ich mir nicht sicher. Aber hierher passt sie absolut. Etwas vorlaut, sich ihrer dunklen Vergangenheit durchaus bewusst, mit einem großen Herz musste ich immer wieder über sie schmunzeln. Wobei – eigentlich kann sie sich an den einen verhängnisvollen Abend ihrer Jugend nicht mehr erinnern. Darum kümmert sich ihr Neffe, der Kommissar aus München, der genau so detailliert und farbig gezeichnet ist, neben den aufzuklärenden Morden auch noch. Auch die anderen Personen auf der kleinen Insel im Chiemsee finde ich punktgenau beschrieben und daher sehr gut vorstellbar.
Bei dem Kriminalfall baut sich die Spannung von Anfang an immer weiter auf und hält sich konstant bis zum Schluss, wobei auch der Humor immer mal wieder Einzug hält. Die Autorin versteht es, mich durch verschiedene Wendungen zu irritieren und auf eine falsche Fährte zu hetzen.
Die Geschichte ist schlüssig und gut vorstellbar aufgebaut, läss sich leicht und flüssig lesen und ich war beim Ermitteln immer mittendrin. Die Auflösung hat mich zufrieden zurückgelassen.
Die wenigen Beschreibungen der Insel und der Umgebung verleihen der Geschichte einen Hauch Lokalkolorid. Dass auch die Rosenheim Cops hier einen kleinen Auftritt haben, finde ich sehr gelungen.
Eine wunderbare Ferienlektüre, nicht nur für die, die ihre freie Zeit am Chiemsee verbringt.