Die Unschärfe der Welt
Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger ...
Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger Jahre. Den Beginn bildet die Geschichte mit Florentine und Hannes die gerade nach Marosch gezogen sind. Florentine ist hochschwanger und eine Zeitlang ist es ungewiss, ob sie ihr Kind behalten wird. Die meiste Zeit spielt sich die Geschichte auf dem Pfarrhof ab, Hannes ist Pfarrer und wird durch die Erzählungen, die besondere Landschaft, aber auch die politische Lage der Region geprägt. In jedem Kapitel wandert die Geschichte weiter. Von Person zu Person und auch bis nach Deutschland. Schon nach dem zweiten Kapitel wird klar, diese Geschichte und die in ihr vorkommenden Personen hängen zusammen, jeder spielt im Leben des anderen eine große und wichtige Rolle und ohne den anderen würde diese Geschichte nicht funktionieren. So wird, über vier Generationen hinweg, ein Faden gesponnen der wunderschön ist. Er fängt die Probleme, politischen Spannungen und Momente voller Freude ein und schafft es so einen Roman mit tiefer Persönlichkeit zu schaffen.
Iris Wolff überzeugt dabei vor allem durch ihre sehr bildhafte und poetische Sprache, zieht jeden Lesenden in den Bann der Geschichte und lässt den Leser auch danach nicht wieder los.
Wer sich fallen lassen möchte, der sollte sich fallen lassen. Es geht um Familie, um Zugehörigkeit und Fremd sein, um Flucht und Zusammenhalt, Trauer und Hoffnung. Das Buch ist kurz, doch ändert das nichts daran, dass es intensiv und berührend ist und für mich zu den Highlights in 2020 dazu gehört.