Cover-Bild Das kunstseidene Mädchen
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 01.02.2001
  • ISBN: 9783548600857
Irmgard Keun

Das kunstseidene Mädchen

Der große Klassiker über eine Frau in den Berliner 20er-Jahren: „naiv und brilliant, witzig und verzweifelt, volkstümlich und feurig“ Hermann Kesten

Der herausragende literarische Klassiker, der Irmgard Keun 1932 zum Literaturstar und eine der wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen des 20. Jahrhunderts machte: fesselnd, eindringlich, zeitkritisch und humorvoll!

»Irmgard Keun war die erfolgreichste deutsche Autorin der dreißiger Jahre, und die Lektüre lohnt noch heute.« Thomas Karlauf, FAZ

»Ich will ein Glanz werden«

Doris, das kunstseidene Mädchen, ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt. Sie will nicht mehr tagein, tagaus Briefe tippen, sondern ein Star werden, will die große Welt erobern. Die große Welt, das ist für die Achtzehnjährige Berlin. Dort stürzt sie sich in das Leben der Tanzhallen, Bars und Literatencafés, lässt sich in vornehme Lokale einladen, goutiert die »gute Gesellschaft«– und bleibt doch allein. Ihre Affären mit Männern aus »besseren Kreisen« sind kurzlebig, die erträumte Karriere bleibt eine Illusion.

Doch Doris weiß sich zu trösten ...  

Irmgard Keun hat Doris' kunstseidene Abenteuer »naiv und brilliant, witzig und verzweifelt, volkstümlich und feurig« beschrieben (Hermann Kesten). Bunte Unterhaltung in Verbindung mit satirischer Zeitkritik – eine seltene Einheit und ein wahrer Klassiker der Literatur.

»Ich bin so begeistert von der Sprache dieser Autorin, dass ich beim Lesen immer schwanke zwischen Faszination und Neid. Sie hat Menschen und Zeiten beschrieben, die zugleich weit weg sind und denen ich mich trotzdem eigentümlich nah fühle. Ja, so gut wie sie würde ich gern schreiben können.« Christian Baron

*** Diesen Klassiker muss man gelesen haben! ***

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Ein toller Roman, der zum Nachdenken anregt!

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Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun, veröffentlicht im Jahr 1932, bietet einen besonderen Einblick in die soziokulturellen Verhältnisse der Weimarer Republik, insbesondere im Hinblick auf das Bild ...

Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun, veröffentlicht im Jahr 1932, bietet einen besonderen Einblick in die soziokulturellen Verhältnisse der Weimarer Republik, insbesondere im Hinblick auf das Bild und der Rolle der Frauen.
Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Frau Doris, die, obwohl sie aus eher einfachen Verhältnissen stammt, ein Leben in Luxus und Glamour anstrebt: „Ich will so ein Glanz werden, der oben ist“. Im Laufe des Romans und ihres Strebens gerät sie jedoch immer wieder in einen Konflikt zwischen dem Erreichen eines besseren Lebensstandards durch die Beziehung zu einem wohlhabenden Mann und dem sozialen Aufstieg durch eigene berufliche Erfolge. Dieser Widerspruch spiegelt nicht nur Doris‘ inneren Konflikt wider, sondern den einer ganzen Generation junger Frauen der Zwischenkriegszeit, „die sich weder mit dem Hausfrauendasein ihrer Mütter identifizieren konnten noch mit solchen Frauen, in deren Leben nur der Beruf zählte.“ Vor dem Hintergrund des Mythos der ‚Neuen Frau‘, der sich nach 1918 vor allem im Bild einer in Kunst, Literatur oder Presse tätigen, unabhängigen Frau manifestierte, stellt Keun gleich zu Beginn ihres Romans Doris‘ Sehnsucht nach ‚mehr‘ dar, indem sie ihre Unzufriedenheit mit ihrer Büroanstellung thematisiert und sie kurz darauf in das Leben am Theater eintauchen lässt. Anstatt jedoch eine romantisierte Version eines steilen Aufstiegs ‚von der Sekretärin zum Schauspielstar‘ zu zeichnen, zeigt Irmgard Keun die harte Realität dar, mit der Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft konfrontiert sind. Durch die weiterhin bestehende Reduzierung der Frau auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter und auf ihr äußeres Erscheinungsbild, fällt es Doris entgegen ihren Bemühungen schwer, ernstgenommen zu werden. So wird sie schließlich selbst zu einer artifiziellen, ‚kunstseidenen‘ Figur, die, statt wirkliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit zu erlangen, sich selbst von der Gesellschaft abhängig macht, indem sie sich verstellt und so reagiert, wie ihr Gegenüber es gerne sähe. Trotz ihrer fortschrittlichen und durchaus intelligenten Gedankengänge und Ansichten („sagt man auf einmal: ich bin eine Kastanie! – sperren sie das Maul auf: ach, du bist eine Kastanie – pfui, das wusste ich nicht. Dabei ist man noch dasselbe wie vorher, aber durch ein Wort soll man verändert sein“), weiß sie ihr Potenzial nicht zu nutzen und spielt in der Folge nicht nur der Gesellschaft, sondern auch sich selbst etwas vor.
Ihre Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung führt Doris schließlich nach Berlin, damals schon als „Metropole der Moderne“6 bekannt, wo sie zunächst ein Leben voller Faszination und Entdeckungen führt, welches sie – vor allem im Hinblick auf ihre zahlreichen Männerbekanntschaften – als eine Eröffnung unzähliger, neuer Möglichkeiten begreift. Für einen kurzen Moment scheint sie die ‚Neue Frau‘ zu sein. Im Bewusstsein ihrer Wirkung auf die Männerwelt erreicht sie so zwar einen scheinbar höheren Lebensstil, der jedoch schnell der Ernüchterung weicht. Zahlreiche negative Erfahrungen und Begegnungen führen dazu, dass sich Doris‘ Leben keineswegs zum Besseren wendet. Vielmehr ist sie durch ihr Bestreben zu einem ‚Spielball der Gesellschaft geworden‘, wodurch sie nicht nur die Männerwelt, sondern vor allem auch sich selbst zum Narren hält.
Der Traum vom ‚Glanz‘, die Fixierung „auf Kommerz und Kino, auf glänzende Oberfläche, auf Mode und mondänes Leben, von dem ihre Lebensrealität aber weit entfernt ist“, katapultiert sie schließlich an den Boden der Gesellschaft, in die Obdachlosigkeit und an den Rand zur Prostitution. In ihrer Desillusionierung ist ihr die Macht der Männer über die Frauen so bewusst geworden, dass sie die scheinbar uneigennützige Hilfe Ernsts gar nicht mehr wahrnehmen kann. Es ist dieser Ort der Rettung, der Doris schließlich dazu bringt, dem Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit den Rücken zuzukehren. Von einer Frau auf der Suche nach ‚Glanz‘ und Glamour wandelt sie sich langsam zu einer fürsorglichen Hausfrau, die nicht mehr arbeiten will und vom Büro genug hat. Das Ende von Das kunstseidene Mädchen kann daher einerseits als tragisch angesehen werden, da es Doris nicht gelungen ist, sich aus den Fängen der Gesellschaft und den Stereotypen zu befreien und ihren Traum von einem unabhängigen und freien Leben zu verwirklichen. Auf der anderen Seite kann ihre Erkenntnis, dass es „auf den Glanz [...] nämlich vielleicht gar nicht so furchtbar an[kommt]“ durchaus positiv interpretiert werden, da sie zwar letztlich keine Erfüllung in ihrem Traum von einem glamourösen Leben findet, ihr diese Einsicht aber den Weg zur eigenen Identitätsfindung ebnet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Irmgard Keun mit ihrem Roman Das kunstseidene Mädchen einen eher kritischen Blick auf das Phänomen der ‚Neuen Frau‘ wirft, indem sie zeigt, dass Frauen nicht leichtfertig in Schubladen gesteckt werden können, sei es in die der Hausfrau und Mutter oder in die der berufstätigen, unabhängigen Frau. Das weibliche Geschlecht und seine Erfahrungen sind viel komplexer, was die Suche nach dem Selbst und dem persönlichen Glück nicht einfach macht. Deshalb ist Irmgard Keuns Roman zeitlos und auch heute noch hochaktuell.

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Veröffentlicht am 14.02.2025

"Ob man wohl ein Glanz werden kann, wenn man es nicht von Geburt ist?"

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Einen sogenannten "Klassiker" zu beurteilen, ist nie ganz einfach. Man muss sich ein bisschen einlassen auf die damalige Zeit und deren Besonderheiten. Aber nachdem ich "Nach Mitternacht" von Irmgard Keun ...

Einen sogenannten "Klassiker" zu beurteilen, ist nie ganz einfach. Man muss sich ein bisschen einlassen auf die damalige Zeit und deren Besonderheiten. Aber nachdem ich "Nach Mitternacht" von Irmgard Keun sehr lesenswert fand, wollte ich nun ihr berühmtes Werk "Das kunstseidene Mädchen" lesen. Auch hier ist der Schreibstil einigermaßen gewöhnungsbedürftig, passt jetzt doch letztlich zum Buch und zu der Protagonistin sehr gut.
In diesem Buch geht es um die junge Doris. Sie arbeitet bei einem aufdringlichen Rechtsanwalt und erzählt von ihrem Leben, sie hat ihre ganz eigene Art zu sprechen und zu schreiben:

"Und ich denke, das ist gut ist, wenn ich alles beschreibe, weil ich ein ungewöhnlicher Mensch bin. Ich denke nicht an Tagebuch - das ist lächerlich für ein Mädchen von 18 und auch sonst auf der Höhe. Aber ich will schreiben wie im Film, denn so ist mein Leben und wird noch mehr so sein."

Doris ist es leid, täglich Briefe zu tippen, sie will ein Star werden, „ein Glanz“:

"Ich will eine werden. Ich will so ein Glanz werden, der oben ist."

"Ich werde ein Glanz, und was ich dann mache, ist richtig - nie mehr brauche ich mich in acht nehmen und nicht mehr meine Worte ausrechnen und meine Vorhabungen ausrechnen."

Sie flieht nach Berlin, was für sie die große weite Welt bedeutet. Sie hat kein Geld, keine Arbeit, aber jede Menge Träume. Sie stürzt sich ins Leben der Bars und Cafés und lässt sich auf Affären mit Männern ein, die Geld haben. Diese Affären sind meist nur von kurzer Dauer und mit der erträumten Karriere klappt es nicht wie erhofft ...

"Und er bot mir eine Wohnung und Geld - mir kam die Gelegenheit zu einem Glanz, und es ist leicht mit Alten, wenn man jung ist - sie tun, als könnte man was dafür, und als hätte man es geleistet. Und ich wollte, ich wollte."

"Liebe Mutter, du hast ein schönes Gesicht gehabt, du hast Augen, die gucken, wie sie Lust haben, du bist arm gewesen, wie ich arm bin, du hast mit Männern geschlafen, weil du sie mochtest, oder weil du Geld brauchtest - das tue ich auch. Wenn man mich schimpft, schimpft man dich... Ich hasse alle, ich hasse alle - schlag doch die Welt tot, Mutter, schlag doch die Welt tot."

Doris wirkt bisweilen vielleicht etwas naiv durch ihre Art zu reden, doch betrachtet man ihr Leben und wie sie sich durchgeschlagen hat im Berlin der 30er Jahre, war sie bewundernswert gewieft und klug auf ihre Art. Dazu noch sehr eigenständig und selbstbewusst. Viele ihrer Gedankengänge fand ich sehr reflektiert für so ein junges Mädchen.

"Ich bin ihr dankbar, und wir haben dieselbe Art und machen uns keine böse Luft. Wenn ich ihr Gesicht sehe, wenn es schläft, habe ich gute Gedanken um sie. Und darauf kommt es an, wie man zu einem steht, wenn er schläft und keinen Einfluss auf einen nimmt."

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, auch aufgrund des doch recht speziellen Schreibstils, der bestimmt nicht allen Leser*innen gefällt. Dass der Roman nicht in Kapitel, sondern lediglich in drei große Abschnitte eingeteilt ist, erschwert das Lesen ebenfalls ein wenig. Stellenweise fand ich das Buch auch etwas zu langatmig (manche Passagen), doch insgesamt ist es sprachlich und literarisch wirklich wert, es zu lesen. Irmgard Keun gilt zu Recht als eine der wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen des 20. Jahrhunderts!
Auch das Nachwort, indem man viel über ihr Leben erfährt, fand ich überaus lesenswert.

"Ob man wohl ein Glanz werden kann, wenn man es nicht von Geburt ist?"

"Das ist so furchtbar viel, wenn einem einer gefällt - Liebe ist noch so ungeheuer viel mehr, dass es sie wohl gar nicht, vielleicht kaum gibt."

"Und da fragt er mich: wie siehst du aus? Das war mir ganz komisch, ich wollte mich selber sehen von außen und nicht wie ein Mann sonst mich beschreibt zu mir, was ja doch immer nur halb stimmt."

"Ich hatte in eine Materie zu dringen. Und habe mir eine Liste gemacht mit Fremdworten, daneben schrieb ich, was sie heißen, ich musste mir die Erklärungen manchmal selber suchen. Die Worte machen sich gut, wenn man sie anwendet."

"Ich mag ihn gar nicht so furchtbar, aber ich bin bei ihm, weil daß jeder Mensch ein Ofen ist für mein Herz, was Heimweh hat und nicht immer nach Hause, sondern nach was wmWirklichem zu Hause - das sind Gedanken in mir, die wälzen sich. Was mache ich wohl falsch mit meinem Leben?
Aber vielleicht verdiene es gar nicht es gar nicht anders."

"Vater Unser, mach mir noch mit einem Wunder eine feine Bildung - das übrige kann ich ja selbst machen mit Schminke."

"Ich glaube nicht eher, daß ich tot sein kann, als bis ich tot bin - und dann ist es zu spät und nichts mehr zu wollen - aber bis dahin ... da lebe ich eben."

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