Cover-Bild Klara vergessen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 04.02.2020
  • ISBN: 9783866486270
Isabelle Autissier

Klara vergessen

Kirsten Gleinig (Übersetzer)

Murmansk, nördlich des Polarkreises. Zum ersten Mal kehrt Juri, der längst als Ornithologe in Nordamerika lebt, in seine Heimat zurück. Sein Vater Rubin liegt im Sterben, lediglich das Rätsel um Juris Großmutter Klara – eine Wissenschaftlerin zur Zeit Stalins, die vor den Augen des damals vierjährigen Rubin verhaftet wurde – hält ihn am Leben. Klaras Verschwinden und eine Jugend voller Entbehrungen haben aus Rubin einen unerbittlichen Fischer und hartherzigen Vater gemacht, der seinen ungeliebten Sohn nun in einem letzten Aufeinandertreffen um Hilfe bittet: Er soll herausfinden, was mit Klara passiert ist. Und schließlich stößt Juri auf eine Wahrheit, die ihm vor Augen führt, wie eng alle drei Schicksale – sein eigenes, Klaras und Rubins – miteinander verknüpft sind …
Ein großes menschliches Abenteuer und eine familiäre Spurensuche, voll von spektakulären Beschreibungen einer wilden Natur, packend erzählt von Bestsellerautorin Isabelle Autissier.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2020

Eine Mehrgenerationengeschichte zwischen Stalinismus und Perestroika

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Schauplatz ist Murmansk, die große russische Hafenstadt nördlich des Polarkreises. Nur am Rande geht es um die Umweltsünden der Vergangenheit und die Folgen des Klimawandels. Im Vordergrund steht der Stalinismus ...

Schauplatz ist Murmansk, die große russische Hafenstadt nördlich des Polarkreises. Nur am Rande geht es um die Umweltsünden der Vergangenheit und die Folgen des Klimawandels. Im Vordergrund steht der Stalinismus mit seinen verheerenden Folgen für so viele Russen, hier exemplarisch geschildert anhand der buchtitelgebenden Klara und ihrer Familie. Deren Sohn Rubin liegt im Sterben und beordert seinen eigenen Sohn Juri zu sich, der vor mehr als zwanzig Jahren ohne Bedauern in die USA ausgewandert ist, um dort seine Homosexualität und seine Liebe für die Ornithologie ausleben zu können. Nie hätte Juri gedacht, noch einmal in seine Geburtsstadt zu dem ihm verhassten Vater zurückzukehren. Dieser bittet Juri herauszufinden, was mit Rubins Mutter Klara geschehen ist, die – eine renommierte Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Geologie - 1950 zur Zeit des Stalinismus in einer Nacht- und Nebel-Aktion vor den Augen ihres Ehemannes und ihres noch kleinen Sohnes verhaftet wurde. Vater und Sohn galten fortan als Feinde des Kommunismus und waren jeglichen nur erdenklichen Restriktionen ausgesetzt.
Die Verhaftung Klaras hatte für ihre Nachkommen furchtbare Folgen. Ihr Sohn entwickelte sich zu einem gefühlskalten Tyrannen, unfähig, Menschen und seinen eigenen Sohn zu lieben. Seine einzige Liebe war das Meer. Juri litt unter den Misshandlungen, die er als Kind erfahren hat. Allen dreien ist gemeinsam, sehr viel Leid erfahren zu haben und sich einer Sache mit Haut und Haar verschrieben zu haben: der Wissenschaft, der Schleppnetzfischerei, der Ornithologie. Das Meer, Natur und Ökologie, die Unterdrückung der indigenen Nomaden in Sibirien, die Schreckensherrschaft Stalins sind Themen dieses fesselnden Romans. Bedächtig und melancholisch erhellt die Autorin die Vergangenheit einer Familie, um deren Zukunft besser zu verstehen. Ganz besonders gelungen sind die Beschreibungen von Tier- und Pflanzenwelt.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Auf den Spuren der eigenen Familiengeschichte

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„Diese Natur hingegen feierte das stetige Erwachen eines Lebens, das immer anders und doch unveränderlich war. Am Ende der Suche nach seiner Großmutter stand die Rückkehr zu ihm selbst.“

Inhalt

Juri ...

„Diese Natur hingegen feierte das stetige Erwachen eines Lebens, das immer anders und doch unveränderlich war. Am Ende der Suche nach seiner Großmutter stand die Rückkehr zu ihm selbst.“

Inhalt

Juri Bondarew kehrt nach vielen Jahren in seine Heimat Russland zurück, um ein letztes Mal am Sterbebett seines Vaters zu stehen. Seiner Familie hat er schon in jungen Jahren den Rücken gekehrt, denn dort fand er weder Liebe noch Anerkennung. Sein Vater Rubin war Kapitän eines Fischtrawlers und bedachte ihn mit Strenge, Züchtigungen, später nur noch mit Verachtung und seine Mutter Reva hat all das hingenommen, ohne sich jemals schützend vor ihren Sohn zustellen.

Mittlerweile ist Juri erfolgreicher Ornithologe in Amerika, der sich seiner Vergangenheit nicht stellen möchte, weil er äußerst genau um ihre wunden Punkte weiß. Doch Rubin steht in seinen letzten Stunden ohnehin nicht der Sinn nach Versöhnung, vielmehr möchte er Juri für die Aufarbeitung der Familiengeschichte sensibilisieren, in deren Zentrum dessen Großmutter Klara stand. Jene Frau, die als erfolgreiche Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Geologie tätig war und in einer gewaltsamen Nacht- und Nebelaktion spurlos verschwand …

Meinung

Die französische Autorin Isabelle Autissier konnte mich bereits mit ihrem Roman „Herz auf Eis“ absolut begeistern, so dass ich „Klara vergessen“ mit einer entsprechend hohen Erwartungshaltung begonnen habe. Diesmal schildert sie aus drei Perspektiven heraus die Geschichte der russischen Familie Bondarew, die sich im totalitären System Stalins ebenso behaupten musste, wie in der Neuzeit. Damit ist ihr ein umfassender, beeindruckender Generationenroman gelungen, der einerseits die Auswirkungen der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen auf das Leben Einzelner zeigt und andererseits die Versöhnung mit einer dramatisch, bedauernswerten Vergangenheit im Rahmen einer persönlichen Spurensuche.

Die Erzählung besticht durch Vielfältigkeit, die sowohl politische als auch individuelle Entwicklungen in einen stimmigen Kontext setzt und sich letztlich mit dem Seelenfrieden und der Vergebung vergangener Entscheidungen beschäftigt. Darüber hinaus erzeugt sie durch einzigartige Naturbeschreibungen ein eisiges, unwirtliches Bild einer menschenverachtenden Umgebung, in der die Natur die Oberhand über Leben und Tod behält.

Fazit

Ich vergebe 4,5 sehr gute Lesesterne für diesen informativen, fesselnden Roman mit einem stimmungsvollen Hintergrund, der besonders für die russische Nachkriegsgeschichte begeistern kann und zudem authentisch, persönlich und betroffen wirkt, weil Emotionen oder deren Fehlen spürbar werden. Dennoch reicht meine Begeisterung nicht ganz an die ihres Vorgängerromans heran, was vielleicht am Gesamtkontext und der Stimmung selbst liegen mag, denn obwohl beide Bücher schriftstellerisch und sprachlich brilliant sind, bleibt hier nicht so viel Interpretationsspielraum, nachdem man die Lektüre beendet hat. Ein sehr empfehlenswertes Buch, dem ich gerne meine Lesezeit geschenkt habe und welches mehr bietet als bloße Unterhaltungswerte.

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