Cover-Bild Tochter der Flut
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ravensburger Buchverlag
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 23.08.2017
  • ISBN: 9783473401567
Jake Halpern, Peter Kujawinski

Tochter der Flut

Wolfram Ströle (Übersetzer)

Wenn auf Marins Insel nach 14 Jahren Tag die endlose Nacht hereinbricht, muss ihr Volk fliehen. Denn die eisige Dunkelheit überlebt niemand. Doch Marin und ihr Freund Line verpassen die rettenden Boote. Und das nur, weil Line den Anhänger gesucht hat, den sie verloren hatte. Angeblich verloren. Und so wird ihr Schweigen zur Zerreißprobe ihrer Liebe. Und zum Beginn eines knallharten Überlebenskampfes …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2017

Kleiner Gruselfaktor trotz unglaubwürdiger Charaktere

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Auf der Insel, auf der Marin lebt, wechseln sich immer 14 Jahre des Tages mit 14 Jahren pechschwarzer Nacht ab. Wenn Letztere eintritt, müssen alle Häuser des Dorfes auf eine bestimmte Art hergerichtet ...

Auf der Insel, auf der Marin lebt, wechseln sich immer 14 Jahre des Tages mit 14 Jahren pechschwarzer Nacht ab. Wenn Letztere eintritt, müssen alle Häuser des Dorfes auf eine bestimmte Art hergerichtet werden, die Bewohner ihre Sachen packen und auf Schiffen in das Wüstenland reisen, bis sie nach 14 Jahren zurückkehren können. Genau diese Abfahrt verpassen Marin und ihr Bruder Kana, da sie ihren Freund Line suchen, der vermisst wird. Doch die hereinbrechende Nacht bringt neben Dunkelheit auch unheimliche Wesen hervor.

Der Klappentext mit seinen sechs kurzen Sätzen hat ganz eindrücklich vermittelt, was für ein spannendes Buch und eine mitreißende Liebesgeschichte mich erwarten würde. Doch es zeigte sich schnell, dass er nicht nur in dieser Hinsicht in eine falsche Richtung führte, sondern auch inhaltliche Fehler aufwies.

Zunächst bleiben nicht nur Marin und Line zurück, sondern auch Kana, was sehr relevant für die Geschichte ist. Dann finde ich es – nach eingehender Betrachtung der Umstände – ungeheuerlich zu sagen, dass Marin daran Schuld wäre. Sie denkt es vielleicht selbst, aber jüngeren Menschen (Zielgruppe würde ich bei 12-14 Jahren ansetzen) dieses Verständnis von Schuld zu vermitteln, ist meiner Meinung nach falsch. Zumal auch zu keiner Zeit im Buch aufgeklärt wird, dass es definitiv nicht Marins Schuld ist. Was zuletzt noch völlig fehlt, ist die angekündigte Liebesgeschichte. Marin und Line sind lediglich sehr gute Freunde, aber es knistert zu keinem Zeitpunkt zwischen ihnen und eine Liebe, die über das platonische hinausgeht ist nicht erkennbar. Lediglich ein Satz gegen Ende, dass Marin sich vorstellt, mit Line verheiratet zu sein, reicht dafür nicht aus.

Auf den ersten 120 Seiten des Buches passiert nichts. Es ist lediglich die Einleitung, die die Menschen auf der Insel beschreibt und wie es zu der Situation kommt, dass die 3 Protagonisten plötzlich alleine dort sind. Eine gute Erklärung und Einleitung ist wichtig, gerade für Fantasy Stories, daher wäre dies ja gar nicht so schlimm, ….. wenn es nicht circa 32% der gesamten Seitenzahl umfassen würde!

Bei den verbleibenden Seiten kann ich aber nicht leugnen, dass sich eine spannende Geschichte entwickelt, durchaus mit Grusel-Potenzial, was ich nicht erwartet hätte. Gerade jetzt, kurz vor der Wintersonnenwende, wenn es so dunkel draußen ist, will man sich lieber nicht vorstellen, wie es ohne elektrisches Licht wäre. Da muss ich zugeben, dass ich Zuhause schon die Festbeleuchtung eingeschaltet habe, um Gedanken an die dunklen Wesen zu vertreiben.

Dieser Grundspannung haben allerdings mehrere Komponenten geschadet.
Zunächst wechselt die Perspektive im Buch dauernd zwischen den drei Personen hin und her. Dies geschieht komplett unsystematisch (zumindest wäre mir kein System aufgefallen), häufig innerhalb eines Kapitels. Manchmal musste ich einen Absatz auf der vorherigen Seite nochmal lesen, um mir klar zu werden, in wessen Kopf ich mich gerade befinde. Das hindert den Lesefluss sehr stark.

Mein größter Kritikpunkt ist allerdings, dass die Aktionen der Protagonisten zum Teil absolut unglaubwürdig sind.

ACHTUNG, SPOILERALARM.

Die drei glauben sich alleine auf der Insel, finden einen Zettel auf dem es heißt „Versteckt euch“ und die allererste Frage, die sie sich stellen ist „Wo?“. Erst an zweiter Stelle kommt „Vor wem?“ und zu keinem Zeitpunkt wird gefragt, wer den Zettel geschrieben hat und der Schluss gezogen, dass sie doch nicht alleine auf der Insel sind und sogar jemand da ist, der ihnen helfen will.

Zweite Situation: Jemand/etwas versucht in den Raum zukommen, um mich – sehr wahrscheinlich - zu töten. Wenn das Geräusch weg ist, gucke ich in den Flur, sehe niemanden, gehe in den Flur, immer noch niemand – ach, dann können wir ja draußen rumlaufen ohne Waffen oder ähnliches und wenn wir das schon machen, teilen wir uns auch noch direkt auf! Das ist doch keine glaubwürdige Reaktion!

SPOILERALARM ENDE.

Zusammenfassend bin ich nicht besonders begeistert. Der Klappentext ist inhaltlich nicht korrekt und vermittelt auch bezogen auf das Genre falsche Erwartungen an das Buch. Durch die unglaubwürdigen Handlungen kommt gar keine Identifikation mit den Charakteren auf, da sie sehr gestellt und unnatürlich wirken. Dass ich mich trotz allem etwas gegruselt habe, ist entweder meiner Fantasie geschuldet, oder dass die Autoren zumindest einen Teil ihrer doch sehr guten Idee auf das Papier übertragen konnten. Daher noch 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Wenn die Verpackung nicht zum Inhalt passt

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Wer sich das Buch „Tochter der Flut“ anschaut, wird bald schon feststellen, dass hier der Ravensburger Verlag wieder ein echtes Schmuckstück herausgebracht hat. Nicht nur das Cover ist sehr interessant, ...

Wer sich das Buch „Tochter der Flut“ anschaut, wird bald schon feststellen, dass hier der Ravensburger Verlag wieder ein echtes Schmuckstück herausgebracht hat. Nicht nur das Cover ist sehr interessant, sondern auch die einzelnen Kapitelanfänge sind sehr aufwändig gestaltet. Dazu kommt dann auch noch ein spannend klingender Klappentext und man hat sich schon halb in das Buch verliebt. Basierend auf dem ersten Eindruck macht sich wohl jeder seine Erwartungen an eine Geschichte. Das Problem mit Erwartungen ist nur leider, dass sie meist sehr subjektiv sind und wenn sie zu detailliert sind, häufig nicht getroffen werden.

So viel habe ich mir zu dieser Geschichte gar nicht vorher überlegt. Aber selbst hierbei hat das Buch überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprochen und das lag nicht an irgendwelchen Rezensionen oder Wunschvorstellungen, sondern einfach nur daran (und das sogar ganz objektiv gesehen), dass die Verpackung nicht zum Inhalt gepasst hat. Ich möchte hier nicht den ganzen Inhaltstext wiedergeben, aber dort steht eindeutig: „Doch dann verpasst ihr den Moment der Abfahrt. Du und der Junge, den du liebst.“ Korrigiert mich bitte, wenn ich hier zu romantisch denke – ich weiß, dass ich eine Romantikerin bin – aber kann der Leser bei diesem letzten Satz nicht davon ausgehen, dass in der Geschichte an irgendeiner Stelle mal an Liebe gedacht, davon gesprochen oder sogar Liebe empfunden wird? Ich bin ehrlich gesagt schon davon ausgegangen und meine Erwartungen wurden hier enttäuscht.

Auch dachte ich, dass hier ein vermeidliches Liebespaar auf der Insel zurückbleiben. Wenn es „Du und der Junge“ heißt, gehe ich erst einmal von zwei Personen aus. Tatsächlich ist es so, dass die Hauptperson, ihr Bruder und ihr bester Freund die Abfahrt der Schiffe verpassen und dann einen Weg von der Insel finden müssen. Es mag nur ein kleiner Unterschied sein, aber für ein Spannungsgefüge macht dies durchaus einen Unterschied.

Der Aspekt mit der Personenzahl hat sich relativ schnell geklärt. Dass dieses Buch keine Liebesgeschichte enthält, habe ich erst ganz am Ende gemerkt. Vielleicht war dies auch meine romantische Denkweise, aber ich habe eben die ganze Zeit gedacht, dass da vielleicht noch etwas draus wird. In den meisten Fällen merke ich sehr bald, wenn ich komplett andere Erwartungen hatte und kann mich dann auf eine andere Geschichte einstellen. Hier war dies nicht der Fall. Das wäre auch kein Problem gewesen, wenn mir ansonsten der Handlungsverlauf gefallen hätte.

Ich habe insgesamt sehr lange gebraucht, um halbwegs in die Geschichte rein zu finden. Nach zwei Dritteln wusste ich immer noch nicht, wo die Reise eigentlich hingeht. Gefesselt war ich von dem Geschehen auch nicht. Hätte ich nicht die ganze Zeit auf mehr gewartet, hätte ich das Buch vielleicht auch gar nicht bis zum Ende gelesen. Dennoch hat das Buch zwei Sterne von mir bekommen, weil ich die Grundidee eigentlich ziemlich cool fand. Hier hätte man nur deutlich mehr draus machen können. Auch ohne Liebesgeschichte fehlten den Charakteren richtige Eigenschaften und Persönlichkeit. Vielleicht lag dies daran, dass zwei Autoren zusammen das Buch geschrieben haben und hier die Abstimmung schwierig war, aber andere Autoren schaffen es mit viel weniger Worten einer Figur mehr Leben sowie Persönlichkeit einzuhauchen.

Die Sprache war okay. Ich konnte mir einiges gut vorstellen, aber auch hierüber wurde nicht sonderlich viel Spannung aufgebaut. Durch eine gefühlte Distanz zu den Personen und der Handlung bin ich in dieses Buch nicht sonderlich tief eingetaucht. Es hat mich nur oberflächlich berührt.

So schön die Aufmachung aussah und soviel die Verpackung versprochen hat, war der Inhalt dann doch ziemlich enttäuschend.