Cover-Bild Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 21.09.2015
  • ISBN: 9783442754892
James McBride

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford

Roman
Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)

Ausgezeichnet mit dem National Book Award.Kansas im Jahre 1857: Hier, im Mittleren Westen der USA, lebt der junge Sklave Henry Shackleford. Hier tobt auch der Krieg zwischen überzeugten Sklavenhaltern und bibeltreuen Abolitionisten besonders wüst. John Brown ist einer derjenigen, die beseelt davon sind, Gottes Willen durchzusetzen und die Schwarzen in die Freiheit zu führen. Als er zufällig in einer Kneipe auf Henrys grausamen Master trifft – einen weithin bekannten und berüchtigten Sklavenhalter –, kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, in deren Folge beide fliehen müssen: sowohl John Brown als auch der junge Henry, der irrtümlicherweise für ein Mädchen gehalten wird und schnell begreift, dass dies seine Vorteile hat …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sklavenbefreier auf fanatischer Mission

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›Verrückt‹ ist ein gutes Stichwort, mit dem ich beginnen möchte, denn verrückt sind sie wirklich: Henry Shacklefords Tage bei den Abolitionisten. Allen voran John Brown - oder auch: der Alte Mann - ist ...

›Verrückt‹ ist ein gutes Stichwort, mit dem ich beginnen möchte, denn verrückt sind sie wirklich: Henry Shacklefords Tage bei den Abolitionisten. Allen voran John Brown - oder auch: der Alte Mann - ist ein irrer Kauz. Mit seinem Fanatismus, alle Sklaven in die Freiheit führen zu wollen, und seiner fast schon wahnsinnigen Art, immer und überall zu beten oder von Gott zu referieren, ist er mir ganz besonders in Erinnerung geblieben.
Old John Brown brennt für diese eine Sache und nichts und niemand kann sich ihm in den Weg stellen. Deswegen war der Alte Mann auch weitestgehend so gefürchtet: mit seiner zielgerichteten und überzeugten Art hat ihn eine unerschütterliche Aura umgeben.

Der Alte Mann klatschte in die Hände und nickte mit dem Kopf. Was seine Begeisterung für die Freiheit anging, war er nicht zu stoppen.
(S. 235)

Und wo ist Henry bei der ganzen Sache? - Während John Brown daran arbeitet, im Namen Gottes, eine "Armee" auf die Beine zu stellen und den ultimativen Sklavenbefreiungs- und Kampfplan auszuhecken, überlegt Henry immer mal wieder, ob und wie er abhauen soll, denn eigentlich ist es ihm als Sklave bei seinem Master ja gar nicht so schlecht gegangen. Zumindest Hungerleiden musste er nicht. Denn seit er ein befreiter Sklave ist, so sagt er selbst, wisse er erst, was richtig-Hunger-haben bedeutet ...

Klingt schon alles ein bisschen irrwitzig und zum Schmunzeln, nicht? Nun, das ist es auch. Es fängt ja schon damit an, dass alle Henry für ein Mädchen halten und er deswegen von Zeit zu Zeit in Situationen kommt, die sich als sehr lustig gestalten.
Auch Henrys Spitzname, die kleine Zwiebel, begleitet uns durchs gesamte Buch, weil ihn fast jeder so nennt, seitdem John Brown ihm (bzw. ihr) diesen Namen gegeben hat.
Die Dümmlichkeit so mancher Charaktere und Old John Browns Wesen sind ebenfalls Dinge, die das Lesevergnügen erheblich vergrößern. - Also, der Spaß kommt hier definitiv nicht zu kurz.

»Nun«, sagte er, »den Neger gibt es in allen Farben. Dunkel. Schwarz. Schwärzer. Am schwärzesten. Schwärzer als die Nacht. Schwarz wie die Hölle. Schwarz wie Teer. Weiß. Hell. Heller. Am hellsten. Heller als Licht. Weiß wie die Sonne. Und fast weiß. Nimm mich zum Beispiel. Ich habe einen braunen Ton. Du dagegen bist fast weiß und anmutig, und das ist eine schreckliche Zwickmühle, oder?«
(S. 249)

Sehr gut hat mir auch die Atmosphäre, die die Geschichte hervorgerufen hat, gefallen. Ich musste beim Lesen immer an den Wilden Westen aus diesen typisch amerikanischen Filmen denken. - Kopfkino pur!

Dass dieses Buch jedoch keine völlig frei erfundene Geschichte ist, sondern es zumindest den gottesfürchtigen Abolitionisten John Brown gegeben hat, wusste ich aber erst, als ich nach dem Beenden des Buches seinen Namen gegoogelt habe. Da hätte ich mir doch gerne noch eine Anmerkung vom Autor gewünscht, wenigstens am Ende eine kurze.

Mal ehrlich, alle versklavten Neger waren ganz natürliche Lügner, denn kein Geknechteter hatte je was davon gehabt, dem Master zu sagen, was er wirklich dachte. Vieles im Leben eines Farbigen war reines Schauspiel, und die Neger, die ruhig ihr Holz sägten und die Klappe hielten, lebten am längsten.
(S. 38)

Ein wenig anstrengend fand ich die Mundart der meisten Charaktere. Oft wurde einfach das "t" am Ende eines Wortes weggelassen oder zwei Wörter mit "’n" abgekürzt (z. B.: "Du wirs’ dir da keine Sorgen machen müssen ..." und "... war rumgekommen und hatte’n bisschen was gesehen."). Diese Tatsache hat meinen Lesefluss leider negativ beeinflusst, aber ansonsten kann ich nichts nennenswert Negatives über dieses Buch sagen.

Ob John Browns Plan, die Sklaven zu befreien, geglückt ist und ob Henry es doch irgendwann geschafft hat, sein wahres Geschlecht zu offenbaren, werde ich jetzt hier nicht vorwegnehmen, aber ich kann euch versichern, dass ihr das Kennenlernen dieser verrückten Charaktere bestimmt nicht bereuen werdet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Amerika

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„Das Verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ ist ein moderner Schelmenroman, der den Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs vorwegnimmt. Henry ist ein junger Sklave, der eines Tages von einem alten ...

„Das Verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ ist ein moderner Schelmenroman, der den Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs vorwegnimmt. Henry ist ein junger Sklave, der eines Tages von einem alten Herrn befreit wird. John Brown ist starrsinnig, bibeltreu und Wetterfest. Vor allem aber versteht er überhaupt keinen Spaß, wenn es um die Sklaverei geht. Das bei Browns Befreiungsaktion Henrys Vater ums Leben kommt heftet John Brown unter Kollateralschaden ab und geht direkt zur Tagesordnung über.

Er sieht sich als ein Werkzeug Gottes und erklärt Henry Shackleford in unnachahmlicher Weise zu einem Mädchen und nimmt die angebliche Tochter unter seine Obhut. Wobei Henry in der Folgezeit ernüchtert feststellt, dass die Sklaverei im Großen und Ganzen leichter war, als mit diesem Verrückten unterwegs zu sein. Denn Brown will die Sklaverei überall in Amerika abschaffen und dazu ist ihm kein Weg zu weit, kein Mord zu abstrus und keine Schlacht zu hart. Selbst die bitterkalten Winter verbringt er lieber mit seinen wenigen Soldaten in der Freiheit der Prärie. Die Stadt bedeutet Laster und ist überhaupt etwas für Weichlinge. Henry bleibt fast immer an seiner Seite, als Mädchen verkleidet und begleitet Brown bei seinen hirnverbrannten Attacken gegen die Sklaventreiber. Und irgendwie beginnt Henry den Kauz zu mögen.

James Mcbride schlägt einen lockeren Erzählton an, der vom Western Mythos getragen wird und getränkt ist von Galgenhumor. Vor allem im der zweiten Hälfte des Buches musste ich immer wieder lauthals lachen und den Kopf schütteln über den starrsinnigen John Brown, der die Bibel wörtlich nimmt. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Alles um Gottes Willen auf Erden Geltung zu verschaffen. Dieser Mann hat etwas von Don Quijote. Henry wird zu seinem Sancho Panza und der weiß, es ist ein kleiner Schritt von der Einbildung, bis zur Wirklichkeit. Er kann ja auch noch nicht ahnen, wie nahe der Bürgerkrieg ist, dessen Bote bisweilen mit dem Schwert gegnerische Köpfe abschlägt.

Zweifellos hat das Buch seine dramaturgischen Schwächen, darüber kann auch keine Buchpreisnominierung hinwegtäuschen, die sicher dem Thema geschuldet ist. So lässt Mcbride manchmal die Handlung schleifen und lässt bisweilen seine eigene Idee im Stich, indem sich sein Henry in Kleinigkeiten verliert. Dennoch finde ich den Roman gelungen. Er hat mir mit jeder Seite mehr Freude bereitet, bis ich am Ende bedauert habe den Buchdeckel schon zu klappen zu müssen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das verrückte Tagebuch des Henry

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Das Cover des Buches ist sehr schlicht und unauffällig gehalten. Ich denke, dass mir auf Grund dessen das Buch wahrscheinlich nicht groß aufgefallen wäre. Der Titel, sowie der Klappentext klingen sehr ...

Das Cover des Buches ist sehr schlicht und unauffällig gehalten. Ich denke, dass mir auf Grund dessen das Buch wahrscheinlich nicht groß aufgefallen wäre. Der Titel, sowie der Klappentext klingen sehr vielversprechend.
Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das Buch. Die Thematik der Handlung hat mich sehr angesprochen. Die Geschichte spielt in Amerika, genauer gesagt in Kansas.
John Brown ist Abolitionist und sein einziger Wunsch ist es die Sklaven zu befreien. Er wirft mit Bibelsprüchen nur so um sich. Eines Tages ist er zu Besuch beim Friseur. Als dieser eskaliert und der Friseur getötet wird, bleibt dessen Kind Henry zurück. John Brown nimmt sich seiner an und nimmt ihn mit sich. Da Henry sehr zierlich ist, wird er als Mädchen angesehen und ist seitdem Henrietta, mit Spitznamen Zwiebel.
Leider ist es mir nicht gelungen richtig in das Buch reinzukommen. Es ist kein Lesegenuss entstanden. Ich habe mich mehr oder weniger durch die Seiten durchgearbeitet. Was wohl an dem sehr zähen und langatmigen Schreibstil liegen muss. Bei der Leseprobe ist mir das gar nicht so aufgefallen. Es kam auch keinerlei Spannung während des Lesens auf.
Trotz der vielen Auszeichnungen und Prämierungen war dieses Buch für mich definitiv kein Lesegenuss.