Ungewöhnlicher Kriminalroman
Ein schöner Tag. Ein Flohmarkt. Ein Teddybär. Ein Kind verschwindet.
So sachlich ließe sich beschreiben, was den Albtraum aller Eltern sowie polizeilicher Ermittler darstellt. Das Ermittlerduo Ben Neven ...
Ein schöner Tag. Ein Flohmarkt. Ein Teddybär. Ein Kind verschwindet.
So sachlich ließe sich beschreiben, was den Albtraum aller Eltern sowie polizeilicher Ermittler darstellt. Das Ermittlerduo Ben Neven und Christian Sandner übernimmt den Fall und setzt alles daran, den fünfjährigen Jannis lebend zu finden. Schnell wird klar, dass der Junge tatsächlich entführt worden ist. Im Zuge der Ermittlungen eröffnet sich eine direkte Verbindung zu einem unaufgeklärten Fall in Österreich, so dass die Ermittlungen zusammengeführt werden.
Der Autor hat einen soliden Kriminalroman geschrieben, der sich jedoch aus der Masse „gängiger“ Krimis hervorhebt. Wagner widmet dem Fall mit der vielschichtigen Polizeiarbeit die gleiche Aufmerksamkeit wie z. B. dem Leben der Ermittler. Dadurch entsteht für mich keine traditionelle Spannungskurve, während deren Ansteigen ich einem Finale entgegenstrebe. Auch werden nicht alle losen Fäden verknüpft oder alle Fragen beantwortet.
Obschon die Fälle in einer Sommernacht aufgeklärt werden, habe ich das Gefühl, dass hier eine Geschichte begonnen, allerdings noch lange nicht beendet wurde.
Inwieweit dies nun ein „literarischer Kriminalroman“ ist, erschließt sich mir nicht. Wird dieser Aspekt erfüllt, da zu Beginn jedes Abschnittes scheinbar zusammenhanglose Aussagen, Zitate wiedergegeben werden? Oder ist es die ruhige Unaufgeregtheit mit der die Handlung fortschreitet?
Für mich ist es – abseits von jedweden Zuordnungsversuchen – ein gutes Buch, ein angenehmer und einnehmender Lesegenuss mit einer stimmigen Handlung.
Jan Costin Wagner, Sommer bei Nacht, gebundene Ausgabe, Galiani Berlin Verlag, 20,00 €, 320 Seiten, Erscheinungstermin 13.02.2020