Schloss aus Glas
Dieses Hörbuch, in dem Jeanette Walls ihre Kindheit Revue passieren lässt, ließ mich sehr nachdenklich und zwiegespalten zurück. Einerseits schockiert angesichts der Verantwortungslosigkeit der Eltern, ...
Dieses Hörbuch, in dem Jeanette Walls ihre Kindheit Revue passieren lässt, ließ mich sehr nachdenklich und zwiegespalten zurück. Einerseits schockiert angesichts der Verantwortungslosigkeit der Eltern, den tragischen Lebensumständen, in denen diese Kinder aufwachsen mussten und der bitteren Armut, in der sie lebten, empfand ich auch große Bewunderung für die Autorin, die es schaffte, dieses Buch zu schreiben, ohne dabei anzuklagen oder Schuldzuweisungen zu geben. Einerseits beschreibt sie das freidenkerische Ehepaar Rex und Rose Mary Walls, das regelmäßige Arbeit verabscheute, umtriebig stets von einem Ort zum anderen zog, ihre Kinder meist sich selbst überließ und sie nicht davon bewahrte, frieren und hungern zu müssen. Andererseits legt Jeanette Walls mit diesem Buch auch Zeugnis der großen Liebe ihres Vaters ab, der ihnen buchstäblich „die Sterne vom Himmel versprach“, ihnen ein „Schloss aus Glas“ bauen wollte, und ihnen auf seine Weise beizubringen versuchte, sich im Leben durchzuschlagen. Die Mutter, ausgebildete Lehrerin, bemühte sich, ihren Kindern Bildung zu vermitteln und brachte ihnen bereits in frühesten Kindheitstagen die Liebe zum gedruckten Wort nahe. Die Walls-Kinder lasen bereits im Alter von fünf Jahren, und die Tradition des „gemeinsamen Lesens“ mit ihren Eltern wurde über viele Jahre beibehalten. Meine Emotionen hinsichtlich dieses beeindruckenden Inhalts wechselten in beinahe schon rasantem Tempo. Über die sozialen Missstände und die unfassbaren Lebensumstände war ich grenzenlos schockiert. Betreffend die Anhänglichkeit der Kinder und die Liebe zu ihren Eltern hatte ich bei dieser Lektüre einen Kloß im Hals. Angesichts einiger Eskapaden des Vaters wurde ich wütend. Und über bestimmte Ereignisse war ich tief betrübt…
Jeanette Walls spielt in ihrer Biografie mit den Gefühlen ihrer Leser, wühlt sie auf und bringt sie dazu, mit einem großen Fragezeichen im Kopf weiter zu lesen, begierig darauf zu warten, ob und wie es letztendlich zu einem happy end kommen mag. „Schloss aus Glas“ ist eine Lektüre, die noch lange in mir nachgewirkt, mich nachdenklich gemacht und mich mit großer Dankbarkeit hinsichtlich meiner eigenen Kindheit erfüllt hat. Ein beeindruckendes Buch, dem ich lediglich aufgrund der Vertonung durch Ulrike Grote, mit der ich absolut nicht zurechtkam, einen Punkteabzug gab.