Cover-Bild Wohin dein Herz mich ruft
Band 2 der Reihe "Liebe in London"
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: SCM Hänssler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 19.12.2018
  • ISBN: 9783775159050
Jennifer Delamere

Wohin dein Herz mich ruft

London 1881 - Die unabhängige Julia Bernay will Medizin studieren und Ärztin werden - ein Berufsfeld, das sich gerade erst für Frauen geöffnet hat.
Der Rechtsanwalt Michael Stephenson hat es durch harte Arbeit geschafft, dem schlechten Ruf seiner Familie zu entkommen. Er ist auf dem Weg zu Reichtum und Anerkennung.
Ein schicksalhafter Unfall in der Londoner U-Bahn führt die beiden zusammen. Julia rettet dem schwerverletzten Michael das Leben. Doch er könnte ihre Zukunftsträume mit einem Schlag zerstören. Werden die beiden trotz aller Hindernisse zueinander finden?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2019

Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

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Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Julia Bernay wuchs in einem Waisenhaus in Bristol auf und musste ihr ganzes Leben lang hart für alles arbeiten. Schon in jungen Jahren fühlte sie sich dazu berufen, ...

Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Julia Bernay wuchs in einem Waisenhaus in Bristol auf und musste ihr ganzes Leben lang hart für alles arbeiten. Schon in jungen Jahren fühlte sie sich dazu berufen, anderen Menschen zu helfen und wurde schließlich Krankenschwester. Doch Julias eigentliches Ziel ist es, als Ärztin und Missionarin in Afrika zu arbeiten. Ihr Weg führt sie nach London, wo sie sich für die Zulassung zum Medizinstudium vorbereitet. Auf dem Weg zu einer Vorlesung ist sie im Jahr 1881 zufällig vor Ort, als der Anwalt Michael Stephenson bei einem U-Bahn-Unfall lebensbedrohlich verletzt wird. Dank ihres medizinischen Wissens und ihrer Erfahrung als Krankenschwester führt Julia eine rasche und fachkundige Erstversorgung durch, die Michaels Leben rettet. Zu diesem Zeitpunkt ahnt die junge Frau jedoch nicht, dass es sich bei diesem Mann um jenen Anwalt handelt, der sich dafür einsetzt, eine Ausbildung von weiblichen Ärzten in der London School of Medicine zu verhindern. Trotz der großen gegenseitigen Anziehungskraft scheinen Julias und Michaels Lebenspläne unvereinbar…

Im zweiten Band der Reihe „Liebe in London“ entführt Jennifer Delamere ihre Leser erneut in die englische Hauptstadt und macht die Frauenbewegung, und ganz speziell den Kampf um die Zulassung von Frauen für das Studium der Medizin, zu den Kernthemen dieses Buches. Auch gesellschaftliche Konventionen und die Schwierigkeit, Klassenunterschiede zu überwinden, stehen im Zentrum des Geschehens. Die Protagonistin Julia Bernay wird als couragierte, selbstsichere und unabhängige Frau dargestellt, die ihrer Meinung entgegen der herrschenden Auffassung dieser Zeit stets direkt und freimütig Ausdruck verleiht. Die natürliche Schönheit der jungen Studentin steht in starkem Kontrast zu dem gekünstelten Äußeren und Gehabe der Töchter aus gutem Hause. Ein unerschütterlicher Glaube an Gott begleitet Julia bereits ihr gesamtes Leben lang, und ihre christliche Nächstenliebe spiegelt sich in ihrem selbstlosen Einsatz für Hilfsbedürftige.

In einfühlsamen Worten und in wunderschönem Schreibstil werden Julias berufliche und persönliche Entwicklung beschrieben. Gedanken und Gebete sind in kursiver Schrift dargestellt, sie erlauben einen tieferen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der handelnden Figuren. Der gutaussehende und selbstsichere Michael Stephenson ist der männliche Protagonist dieses Buches. Bis er Julia kennenlernte, lebte der wohlhabende Anwalt nur für seinen persönlichen Erfolg. Erst Julia öffnet ihm die Augen für Gottes Wirken in seinem Leben und ändert seine Gesinnung. Auch Michaels Wandlung wurde überzeugend dargestellt, und letztendlich stellt auch er Wahrheit und Gerechtigkeit über seinen persönlichen Gewinn.

Jennifer Delamere stellt ihren beiden Protagonisten authentische Nebenfiguren zur Seite, von denen besonders Michaels Schwester Corinna Barker sowie Lady Edith Morton tragende Rollen spielen. Ein sehr interessanter Charakter ist zudem Corinnas Ehemann David Barker. Sein umgängliches, sanftes und herzensgutes Wesen, seine Unvoreingenommenheit und sein guter Charakter machten ihn zu meinem favorisierten Nebendarsteller. Doch auch er hütet ein Geheimnis.

Als böser Antagonist fungiert Graf von Westerbridge, ein einflussreicher Mann, der alles in seiner Macht stehende tut, um die Ausbildung von Ärztinnen zu verhindern. Lady Edith Morton, die Tochter dieses verbitterten und hasserfüllten Mannes, hat ein feindseliges Verhältnis zu ihrem Vater. Lady Edith ist eine eigenständig denkende Frau mit aristokratischem Auftreten – und sie studiert ebenfalls Medizin. Edith empfindet das Vorgehen ihres Vaters als persönlichen Rachefeldzug und kämpft ebenfalls erbittert um den Erhalt der London School of Medicine. In kleinen Gastauftritten darf man letztendlich auch Julias Schwester Rosalyn und ihren Ehemann Nate erleben, die Protagonisten im ersten Band „Die Tochter des Kapitäns“ waren. Julia wird darüber hinaus auch von ihrer jüngsten Schwester Cara aufgesucht, die ihrerseits für Turbulenzen sorgt.

Fazit: „Wohin dein Herz mich ruft“ ist ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes dieser Buchreihe, der mir hervorragend gefallen und mich ausgezeichnet unterhalten hat. Ich freue mich bereits auf ein drittes Abenteuer mit der jüngsten Barnay-Schwester Cara in der Hauptrolle.


Veröffentlicht am 24.02.2019

"Suchet, so werdet ihr finden"

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1881 London. Die Krankenschwester Julia Bernay möchte unbedingt Ärztin werden und tut alles dafür, um am dafür vorgesehenen Londoner College als Studentin aufgenommen zu werden. Als Julia mit der U-Bahn ...

1881 London. Die Krankenschwester Julia Bernay möchte unbedingt Ärztin werden und tut alles dafür, um am dafür vorgesehenen Londoner College als Studentin aufgenommen zu werden. Als Julia mit der U-Bahn auf dem Weg zu einem medizinischen Vortrag ist, entgleist der Zug und es kommt zu einem schweren Unglück. Julias Sitznachbar, der sich als Rechtsanwalt Michael Stephenson entpuppt, liegt regungslos am Boden und ist schwer verletzt. Julia hat alle Hände voll zu tun, Michaels Leben zu retten, bis dieser von herbeigerufenen Sanitätern in ein Krankenhaus gebracht wird. Nur durch eine Visitenkarte weiß Julia, wer ihr Patient war und erkundigt sich einige Zeit später nach seinem Befinden, obwohl es sie und auch ihn in einen Gewissenskonflikt bringt, denn Michael vertritt in einem Prozess den Kläger gegen das medizinische College, das Julia einmal besuchen möchte, und dem bei einem Urteil die Schließung droht. Michael möchte sich bei Julia dafür revanchieren, dass sie ihm das Leben gerettet hat und gibt ihr in Folge dessen Lateinunterricht, obwohl ihn das beruflich in eine schwierige Lage bringt. Während der Zeit, die die beiden miteinander verbringen, kommen sie sich immer näher. Doch es gibt zu viele Hindernisse, die den beiden im Weg liegen…
Jennifer Delamere hat mit ihrem Buch „Wohin dein Herz mich ruft“ den zweiten Band um die Bernay-Schwestern vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und anrührend, der Leser wird mit den ersten Zeilen an das Ende des 19. Jahrhunderts katapultiert und darf Julia bei ihrem mutigen Kampf für ihre Hoffnungen und Träume folgen, wobei ihre Gedanken und Gefühle für den Leser nie ein Geheimnis bleiben. Die Autorin gewährt dem Leser einen sehr guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und politischen Ansichten, wobei sich der Großteil dagegen ausspricht, dass sich Frauen in für Männer vorbehaltene Berufe drängen, ob es nicht der Arztberuf oder der eines Anwalts ist. Dass Frauen als Ärztin durchaus von Nutzen sein können, wird zwar hin- aber nicht ernst genommen. Ein im Buch verhandelter Prozess zeigt zudem die einsame Rache eines einflussreichen Mannes, der zum einen die Kontrolle über seine eigenen Familienmitglieder verloren hat, sowie ein Opfer seines Starrsinns ist, mit dem er versucht, andere um ihre Zukunft zu bringen. Der christliche Aspekt wird in diesem Buch sehr schön und gleichzeitig dezent durch die Gedanken und Taten von Julia reflektiert. Unbeirrbar hat sie ihr Leben in Gottes Hand gelegt und ist davon überzeugt, dass jederzeit Hilfe kommt, wenn sie von Nöten ist. Die kleinen Gebete und Zitate passen immer sehr gut zu der jeweiligen Situation und geben dem Leser auch den Anreiz, diese auf das eigene Leben anzuwenden.
Die Charaktere sprühen geradezu voller Leben und wirken mit ihren Stärken und Schwächen sehr realistisch und glaubhaft. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen. Julia ist eine intelligente und offene Frau, die das Leben so annimmt, wie es ihr begegnet. Sie glaubt fest daran, dass alles seinen Sinn hat und vertraut darauf, dass es immer eine Lösung geben wird. Julia ist hilfsbereit, uneigennützig und vor allem sehr loyal. Michael hat sich in seinem Beruf hochgearbeitet und weiß, dass er in der Schuld seiner Unterstützer steht. Er ist clever, hat hehre Ziele, doch manche davon stellt er immer mehr in Frage. Je mehr er Julia kennenlernt, umso mehr nimmt er von ihrer Zuversicht für sich an und gewinnt an Vertrauen. Edith ist eine hervorragende Ärztin, aber eine verbissene und verbitterte Frau, die mit ihrem Stolz über die Stränge schlägt. Cara ist Julias jüngere Schwester, die das Leben noch etwas naiv und durch eine rosarote Brille sieht. Jedoch ist die Liebe zu Julia unerschütterlich und lässt sie über sich hinauswachsen. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten wie z.B. James Anderson oder Finley, die die Geschichte rundum gelungen machen.
„Wohin dein Herz mich ruft“ ist ein wunderschöner Roman mit historischem Hintergrund, der nicht nur eine Liebesgeschichte erzählt, sondern auch den spannenden Kampf von Frauen für ihr Recht auf einen von ihnen gewählten Beruf. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.04.2019

Londons erste medizinische Hochschule für Frauen

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Julia Barney ist für 1881 eine sehr selbstbewusste, zielstrebige und mutige Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Sie wuchs gemeinsam mit ihren beiden Schwestern in einem Waisenhaus auf. Ihr großer ...

Julia Barney ist für 1881 eine sehr selbstbewusste, zielstrebige und mutige Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Sie wuchs gemeinsam mit ihren beiden Schwestern in einem Waisenhaus auf. Ihr großer Wunsch als Ärztin und Missionarin in Afrika den Menschen zu helfen, steht jedoch seit kurzer Zeit auf wackeligen Füßen. Graf von Westerbridge versucht alles Mögliche, um die einzige medizinische Hochschule, die vor nicht allzu langer Zeit auch für Frauen zugelassen ist, zu schließen. In einem Prozess gegen eine Lehrkraft versucht er sein Ziel zu erreichen. Julia bereitet sich unterdessen auf die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium vor. Auf den Weg zu einer Vorlesung nimmt sie die U-Bahn, die damals noch mit einer Dampfmaschine betrieben wurde. Es kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Der junge und attraktive Anwalt Michael Stephenson wird dabei schwer verletzt und Julia rettet ihm das Leben. Doch Michael ist einer der Anwälte des Prozesses gegen die Medizinerin und hat es nur durch harte Arbeit geschafft, den Ruf seiner Familie wieder herzustellen. Nichts kann ihn davon abbringen. Nun hat er genau eine dieser Frauen vor sich, deren Zukunft er damit zerstört, wenn er den Prozess gewinnt. Und Julia fordert von ihm seine Hilfe - als Tausch für die Rettung seines Lebens....

Ich wusste nicht, dass es sich hier bereits um den 2. Band der Reihe "Liebe in London" (ich finde den deutschen Titel furchtbar und halte mich eher an das Original, das "London Beginnings" heißt) handelt. Protaginisten sind die drei Barney Schwestern Rosalyn, Julia und Cara. Band Eins "Die Tochter des Kapitäns" kannte ich noch nicht, hatte aber keinerlei Schwierigkeiten in "Wohin dein Herz mich ruft" einzusteigen, denn jeder Schwester ist ein Band gewidmet.

Zu Beginn hatte ich ein bisschen zu kämpfen um in die Geschichte hineinzufinden. Für meine Begriffe war mir der Roman anfangs etwas zu ruhig und unspektakulär. Das eher nette vikorianisch-züchtige Geplänkel zwischen Julia und Michael plätscherte etwas vor sich hin....doch dies änderte sich bald. Jennifer Delamere legt neben der aufkeimenden Liebesgeschichte, die doch eher am Rand spielt, ihren Fokus auf den Kampf der Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und den damit verbundenen Prozess, gesellschaftlichen Konventionen und hebt zusätzlich den Unterschied zwischen Arm und Reich hervor. Da es sich um einen christlichen Roman handelt, steht auch der Glaube des öfteren im Fokus.

Julias offenes und gewinnendes Wesen und ihr Glaube an Gott überraschen Michael, der bis jetzt nur Frauen aus seiner Gesellschaftsschicht kennt, die eher durch Koketterie auffallen und keinerlei Ambitionen haben einen Beruf zu ergreifen. Julia ist jedoch ehrgeizig und verfolgt ihre Ziele systematisch. Doch darin kommt kein Mann vor.... Und Michaels Schwester Corinna versucht alles Mögliche, um ihren Bruder bestens zu verheiraten und die gute gesellschaftliche Stellung zu halten, wenn nicht zu verbessern. Dies zieht einige Komplikationen nach sich....

Julias jüngere Schwester Cara, die im nächsten Band die Hauptprotagonistin sein wird, hat auch in diesem Buch einen Auftritt. Ihre Figur hat mich bereits neugierig auf den Folgeband gemacht, denn Cara ist eine sehr aufgeweckte und doch verträumte Person, die nur das Gute im Menschen sieht.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Jennifer Delamere hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte mir alle Figuren sehr plastisch und bildhaft vorstellen. Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet. Die Sprache passt zur Zeit des Romans und ich hatte das viktorianische London stets vor Augen.


Fazit:
Ein unterhaltsamer historischer Roman, der die gesellschaftlichen Konventionen und die langsam aufkommende Emanzipation der Frauen im viktorianischen London zum Thema hat. Nach anfänglich kleinen Schwierigkeiten konnte ich das Buch danach kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Folge dem Ruf deines Herzens

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Julia Bernays Wunsch, Ärztin zu werden, könnte platzen, denn eine Lehrkraft hat den Grafen von Westbridge öffentlich bloßgestellt und dieser versucht, zusammen mit Michael Stephenson einen Prozess wegen ...

Julia Bernays Wunsch, Ärztin zu werden, könnte platzen, denn eine Lehrkraft hat den Grafen von Westbridge öffentlich bloßgestellt und dieser versucht, zusammen mit Michael Stephenson einen Prozess wegen Verleumdung anzustreben, der im schlimmsten Fall die Schließung der Medizinschule zur Folge hätte.
Doch die schicksalhafte Begegnung und ein schlimmer Unfall lassen Julia auf Michael treffen und dieser gerät in einen Gefühls- und Interessenkonflikt.
Julias gütige, lebensfrohe und selbstbewusste Art und auch ihre Einstellung, dass das Leben von Gott geprägt und geformt wird, lassen ihn über vieles nachdenken.
Doch beide haben ihre eigene Vergangenheit, beide müssen gegen die Einstellung der Umgebung und der Vorgabe der Verpflichtungen kämpfen, selbst innerhalb der Familie klappt das nicht und so stehen sie beide vor vielen Herausforderungen, die einen gemeinsamen Weg immer schwieriger machen.

Mich hat die Geschichte sehr berührt. Man stutzt heute über die Einstellung der damaligen Welt, wer mit wem eine Verbindung eingehen darf. Da galt nicht der Satz, wo die Liebe hinfällt. Unterschiedliche Schichten, Anforderungen, berufliche Gründe.
Julia ist für diese Zeit schon fast zu fortschrittlich und selbstbewusst, was sie sympathisch macht, aber teilweise in manchen Situationen auch etwas zu viel des Guten ist.
Mutig redet sie mit jedem über ihren Glauben, über ihre Überzeugung, erzählt über ihre eigenen Erfahrungen und lässt die Leute überlegen, ob es ein Versuch wert ist, Gott in seinem Leben eine Rolle spielen zu lassen. Das hat die Autorin schön umschrieben, denn nicht jeder denkt so. Und auch sie muss sich manchen Zweifeln stellen, ist das Leben wirklich komplett vorherbestimmt oder hat man doch eine gewisse Möglichkeit, auch selbst Dinge zu ändern oder anders zu entscheiden?

Ich finde das Buch weder kitschig noch übertrieben - es zeigt sehr schön, welche Werte im Leben wichtig sind, dass man ruhig den Mut haben sollte, zu seiner Überzeugung zu stehen und dafür zu kämpfen und keine vorgefasste Meinung zu haben, sondern herauszufinden, ob Neues und Unbekanntes immer gleich schlecht ist und der Zweifel an Gott und seiner Existenz begründet ist!
Mit vielen witzigen Details wird eine schwierige und dramatische Situation aufgelockert und schöne berührende Passagen entführen den Leser in eine Welt, die im Umbruch stand und doch schon gewisse Grundsteine für Überzeugung, Rechte und Möglichkeiten gelegt hat. Waren anfangs die Gegensätze zwischen Adel und dem normalen Volk, Männern und Frauen, Hoffnung und festgelegte Pläne noch sehr krass dargestellt, so haben Julia und ihre Freundinnen es geschafft, mit Herz und Verstand das ganze aufzulockern und alle Beteiligten zum Umdenken anzuregen.
Großes Lob an die Autorin- schwieriges Thema gut umgesetzt, auch wenn manche Passagen etwas in die Länge gezogen waren, aber alles in allem trotzdem ein schönes zum Nachdenken anregendes Buch mit christlicher Richtung.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Eine moderne Christin

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Das ist Julia Bernay im London der 1880er Jahre: sie ist jung, klug, gläubig, hat das Herz am rechten Fleck und ihr Lebensziel sehr genau vor Augen: sie will Ärztin werden und als solche nach Afrika gehen, ...

Das ist Julia Bernay im London der 1880er Jahre: sie ist jung, klug, gläubig, hat das Herz am rechten Fleck und ihr Lebensziel sehr genau vor Augen: sie will Ärztin werden und als solche nach Afrika gehen, an eine Missionsstation. Das ist nicht einfach, denn obwohl es bereits die ersten weiblichen Ärzte gibt, ist dieses Studium noch nicht in Gänze für Frauen freigegeben - nein, es steht sogar ein Prozess aus, bei dem die Schließung der medizinischen Hochschule für Frauen, an der Julia sich immatrikulieren will, erreicht werden soll.

Zufällig ist Julia in einen Unfall der Londoner U-Bahn verwickelt - sie verarztet dort einen attraktiven und freundlichen Mann, Michael Stephenson nämlich, der sich als Anwalt entpuppt und im Moment gerade für die Kläger gegen Julias künftige Schule tätig ist.

Dennoch kommen sie sich näher - und zwar gibt Michael Julia als Dank für ihren ärztlichen Beistand Nachhilfeunterricht in Latein, um sie auf entsprechende Prüfungen vorzubereiten. Schnell sind sie einander mehr als sympathisch, doch Michael soll eine junge Dame aus dem Adelsstand heiraten, während Julia, die die ärztliche und missionarische Tätigkeit als Berufung und als von Gott so für sie geplant ansieht, weiter ihre berufliche Karriere verfolgt.

Was sich zunächst als neckisches viktorianisch-züchtiges Geplänkel mit christlichen Elementen las, entwickelte sich schnell zu einer handfesten, realistischen und mitreißenden Darstellung der Londoner Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert, wobei der Blick der Autorin Jennifer Delamere durchaus auch auf die ärmeren Schichten, denen Julia und weitere angehende Ärztinnen ehrenamtlich halfen, fiel. Auch, wenn die Liebe natürlich durchgehend eine wichtige Rolle spielt, ist sie eingebettet in spannende und eindringliche Schilderungen des Umfelds.

Was den historischen Rahmen angeht, hat die Autorin gründlich recherchiert. Doch auch Julias tiefer Glaube, der sich im Handlungsverlauf durchaus wandelt, aber niemals abnimmt, ist glaubwürdig und eindringlich dargestellt. Gerade dieses Element macht den Roman zu etwas ganz Besonderem!

Obwohl ich zu Beginn nicht ganz so leicht hineinkam und mit ein paar Längen zu kämpfen hatte, bin ich im Nachhinein mehr als froh, am Ball geblieben zu sein. Denn sonst hätte ich einen wirklich eindringlichen christlichen historischen Roman von hoher Qualität in jeder Hinsicht verpasst. Sehr zu empfehlen für alle, die Bücher mit starken und eigensinnigen Protagonistinnen ebenso wie den Umstand, dass der christliche Glaube als ein wichtiges Thema Teil des Geschehens ist, zu schätzen wissen!