Ein unglaubliches Zusammenspiel, zweier wundervoller Charaktere
Cover:
Manchmal sagt ein Blick mehr, als tausend Worte. Es gibt viele tolle Cover, doch erst wenn man die Geschichte gelesen hat, erkennt man die Verbindung zueinander, die hier besonders heraus sticht. ...
Cover:
Manchmal sagt ein Blick mehr, als tausend Worte. Es gibt viele tolle Cover, doch erst wenn man die Geschichte gelesen hat, erkennt man die Verbindung zueinander, die hier besonders heraus sticht. Auch wenn Marie unscheinbar wirkt und von den Reapers klein gehalten wird um sie zu schützen, so liegt in ihrem Ausdruck eine fesselnde Präsenz. Erst einmal ihren Kampfgeist geweckt, rückt diese junge Frau nicht mehr von ihrem Ziel ab. Ebenso die Farbgestaltung ist wieder gelungen. Einerseits kann man das rot der Lippen und des Buchtitels dahin gehend interpretieren, dass Blut fließen wird oder eben, dass ein trister Alltag, der von Brutalität beherrscht wird, eine neue Perspektive erhält und in all dem Dunkel wieder etwas Gutes Einzug findet.
Meinung:
Die Devil's Jacks und die Reapers sind verfeindete Clubs, bei denen sich die meisten Mitglieder jedoch Frieden untereinander wünschen. Durch Liam, ein Mitglied der Devil's Jacks und Em, die Tochter des National President der Reapers erhalten wir immer einen Einblick in die Stimmungen und Vorhaben dieser zwei Parteien. Das Kartell bleibt als dritte Gefahrenquelle jedoch eher schwach beleuchtet, was keinesfalls negativ gemeint ist, denn es erhöht den Spannungspegel ungemein, da keiner der beiden Clubs die Macht des Kartells einschätzen kann und somit nur mutmaßen kann, was sie vorhaben und wie groß ihre Reichweite tatsächlich ist.
Ich wackelte ein wenig und fragte mich, ob es sinnvoll wäre, einen Weghoppelversuch zu unternehmen. Nicht wirklich.
Auch wenn zwischen den Reapers und den Devil's Jacks an einem Friedensangebot gefeilt wird, stellt die Anziehung von Em und Liam ein Risiko dessen da. Andererseits, könnte es wohl auch keinen besseren Weg geben, zwei Clubs einander näher zu bringen. Dieses Spiel der Gefühle zu beobachten, bei dem die Protagonisten auch im Zwiespalt ihrer Loyalität gegenüber ihren Brüdern stehen, die ihre Familie darstellen, war unglaublich, denn der Zusammenhalt der dort herrscht übertrumpft alles zwischen Gut und Böse.
Oftmals erscheint hier weniger die Schwierigkeit zu sein, dass sich die beiden zu einander hingezogen fühlen und ihren Emotionen freien Lauf lassen wollen, insbesondere wenn diejenigen dem Club immer zur Seite gestanden haben, wie es bei Liam bis zu diesem Zeitpunkt seit 10 Jahren der Fall ist, doch gibt es in jedem der Clubs auch Mitglieder, die dem Frieden untereinander negativ gegenüber stehen. Wie also würden diese reagieren wenn es zu einem Packt kommt, geschweige denn, wenn sie herausfinden dass untereinander eine Verbindung herrscht? Eine Menge Devil's Jacks sind vom rechten Weg abgekommen. Sie interessieren sich mehr für Geld und Territorien als für Freiheit und Brüderlichkeit.
Die Meinungsverschiedenheiten in den Clubs der Jacks und Reapers währen schon seit fast zwanzig Jahren. Bei so vielen Meinungsverschiedenheiten von Vergangenheit bis hin in die Gegenwart ist es klar, dass es Männer gibt, die alles tun, um sie von einem Friedensangebot abzuhalten. Bis zu einem gewissen Punkt, kann ich ihren Standpunkt auch verstehen, denn in der Zeit ist reichlich böses Blut geflossen, dennoch sollte auch das ein Warnsignal sein, um etwas zu ändern. Denn wie viele sind in diesem Machtkampf bereits gestorben, die für viele nicht nur Freunde, sondern auch Familie waren und letztendlich ihre zurückgelassen haben?
Okay, aus Runde Nummer zwei wurde also erst mal nichts. Die Botschaft war angekommen. Dennoch war die wilde Em verdammt anbetungswürdig. Ein bisschen wie ein wirklich wütendes Mäusebaby.
Hinzu kommt auch die Frage der Loyalität. Kann Liam in Hinblick auf die Reapers Entscheidungen treffen, die nicht von seiner Liebe zu Em beeinflusst werden? Bei Em ist es das gleiche Spiel, doch kommt bei ihr noch der belastende Punkt hinzu, dass sie als Tochter von Pic nicht in die Clubaktivitäten involviert ist und so nicht das ganze Ausmaß der Vorfälle erfassen kann, da sie immer außen vor gelassen wird. Schon einmal hat sie eine Entscheidung getroffen, die dem Verrat ihrer Verbindung gleichkommt und dennoch war es genau diese Entscheidung, die einen Krieg, zumindest vorerst unterbunden hat.
Pic steht als MC President im Konflikt, die Interessen seines Clubs zu vertreten und als Vater von Em, seine Tochter glücklich zu sehen. Auch wenn ihm ein Reaper an der Seite seiner Tochter lieber wäre, so sieht auch er, dass Painter nie um sie gekämpft und ihn als Vater herausgefordert hat. Auch er weiß, dass sein Mädchen jemanden verdient hat, der alle Hebel in Bewegung setzt und alles riskieren würde, um sie als seine Alte Lady ausgeben zu dürfen. Denn das bedeutet, dass derjenige der diesen Anspruch erhebt, gegenüber seinem Club die Verantwortung für sie und all ihre Handlungen übernimmt.
>>Du kannst ja so tun, als ob du die freie Entscheidung hättest, wenn du dich damit besser fühlst.<< >>Kann ich mich den entscheiden?<< Ich dachte über ihre Frage nach. >>Wir haben immer die Wahl<<
Für jedes MC Mitglied gilt, dass die Gemeinschaft an erster Stelle steht. Liams Kontakt zu Em war anfangs auf einer Clubangelegenheit begründet. Ist es wirklich wahr, dass er aufrichtige Gefühle für sie hegt? Oder benutzt er Em nur für seine Zwecke? Es erscheint oftmals ein zu großer Zufall zu sein, dass er immer genau dann an ihrer Seite steht, wenn im Kreise der Banden alles zusammenbricht. Oder hat er sich bereits für eine Seite entschieden und steckt mitten in einem Interessenkonflikt zwischen seiner Liebe zu Em und der Solidarität zu den Devil's Jacks. Eins ist jedoch sicher, hat er erst einmal Emmy auf seiner Seite, wird auch Pic, das Oberhaupt des verfeindeten Clans, in seiner Ansicht beeinflusst.
Charaktere:
Em bemüht sich immer so unauffällig wie möglich zu sein, damit sie keiner bemerkt. Ihren Wünschen gibt sie daher nur selten nach, da sie im Gegensatz zu ihrer Schwester Kit Angst davor hat, sich zu nehmen, was sie haben will. Doch mit dem wachsenden Vertrauen zu Liam, öffnet sie sich ihm vollkommen. Auch wenn sie früh ihre Mutter verloren hat und von einer großen Truppe Männern umringt wurde, die nur selten ein vorbildliches Verhalten an den Tag legen, so ist sie doch zu einer beeindruckenden Frau herangewachsen, die schützt, was sie liebt.
Liam [Hunter] hat im jungen Alter einen Schritt zum Schutze seiner Schwester gewagt, der ihn direkt in die Arme von Burke, dem Oberhaupt der in Portland ansässigen Devil's Jacks, getrieben hat. Frauen waren für ihn immer ein Mittel zur Ablenkung, nichts weiter. Em hat ihn, im Gegensatz zu allen anderen Frauen, gleich fasziniert und sein Interesse geschürt. Doch er weiß, welchen Rattenschwanz eine Verbindung zu ihr nach sich ziehen würde. Er gibt ihr die Möglichkeit, sich von ihm fern zu halten. Doch in einer Nacht ändert sie seine Spielregeln. Sie ist zu ihm zurückgekommen und hat dadurch seinen Jagdinstinkt geweckt. Er will ihr gegenüber nicht länger der brave Junge sein, doch ist er wirklich bereit, dafür 10 Jahre harter Arbeit einfach so in den Wind zu schießen, für eine Frau die er zwar schon lange im Visier hat, sie jedoch erst seit wenigen Tagen wirklich kennen lernt?
Schreibstil:
Dies war mein zweites Buch von Joanna Wylde und ich kann euch sagen, ich werde jedes weitere von ihr lesen, aufsaugen und verschlingen <3 Gott sei Dank, hat die Reihe noch zwei weitere Bücher.
Mit Liam und Em hat die Autorin ein unglaubliches Zusammenspiel zweier wundervoller und beeindruckender Charaktere geschaffen. Ebenso beherrscht sie es mit den Worten zu spielen und das mit einer Leichtigkeit die mich fasziniert. Bei der harten und derben Sprache, die in den MC Clubs Gang und Gebe ist, muss man aufpassen, dass es nicht billig oder übertrieben wirkt. In "Rockertochter" untermauert Joanna Wylde damit die hochkochenden Gefühle und verstärkt das Gefühl von Gefahr, denn bis auf zwei Ausnahmen - Frauen & abtrünnige Brüder - bringt die Männer so leicht nichts aus der Fassung.
Mit dieser Geschichte nehme ich wieder vieles mit. Es sind Dinge, die jeder von uns weiß und die wir dennoch immer wieder aus dem Auge verlieren.
Dem Tod ins Auge blicken und trotzdem geschlossen hinter einem stehen. Sich trotz lange währender Kriege auf die Fakten zu konzentrieren und nicht übereilt zu handeln. Jemanden eine Chance zu geben, mit dem man nur negatives verbindet und ihm wirklich offen gegenübersteht und bereit ist, von seiner Ansicht abzurücken. Auch wenn wir hier Extrem-Fällen gegenüberstehen, so lassen sich die Botschaften, die dieses Buch vermittelt, sehr gut in unserem Alltag anwenden, der von Vorurteilen und Starrsinn behaftet ist.
Eine Geschichte, bei der Spannung, Abenteuer und Gefühle, ebenso wie Charaktere mit Tiefe in einer perfekten Mischung zusammentreffen. Ein Buch, welches ich euch ans Herz legen kann.