Luzi vermisst immer noch seinen Vater, den Chef der Hölle. Außerdem fürchtet er, daß Onkel Gabriel sein Stellvertreter-Höllenjob auf Dauer zu viel wird! Er muss ihn unbedingt wieder finden. Wie gut, daß gerade jetzt der Ober-Tüftler der Hölle, Steven, einen neuen Hinweis hat. Luzifer senior ist in eine Radarfalle geraten, in der Bretagne. Für Luzi steht sofort fest, daß er dorthin muß. Natürlich sind seine Freunde Aaron, Lily und Gustav sofort entschlossen ihn auf der Suche zu begleiten, ebenso wie sein wandlungsfähiger Dämon Cornibus. Doch seine Freunde ausgerechnet vor den Weihnachtstagen von ihren Familien zu trennen erweist sich als komplizierter als Erwartet. Doch wo ein Wille da auch ein Weg und endlich können sie, mit Stevens neuesten Gimmicks ausgestattet, aufbrechen. Allerdings führen in Frankreich nicht alle Wege nach Rom, sondern nach Paris und da wollte Lily ja schon immer mal hin! Auch wenn dort Luzifer sen. nicht zu finden ist, schwelgen sie schon bald in ungeahnten Genüssen, erliegen diversen Missverständniss und lösen so manches Chaos aus. Es beschleicht Lily aber auch ein böser Verdacht: sie werden verfolgt!
Dieser Band bringt uns nun nicht nur Luzis Vater näher, wir kommen auch Lilys rätselhaften Kräften auf die Spur. Das ist ganz schön spannend und befeuert unsere Fantasie schon für die nachfolgenden Bände (wir hoffen, daß doch noch mehr als ein teuflisch guter Band folgen wird!). Außerdem lernen wir die Familien von Aaron, Gustav und Lilys Onkel besser kennen. Aaron ist ja schon auf Grund seines unglaublichen Wissens, seiner Intelligenz und seines Tourette-Syndroms eine Marke. Seine Eltern lieben ihn sehr, haben aber noch immer so ihre Probleme mit seiner Andersartigkeit, im Gegensatz zu seinen Freunden, die ihn so nehmen wie er ist und sich vor allem über seine Stärken freuen. Das ist richtig toll, es macht Kindern aber nicht nur Mut, sondern ist auch ein toller versteckter Appell an die Toleranz oder wie wir Rheinländer sagen: jeder Jäck is anders. Wäre doch auch langweilig, wenn wir alle gleich wären, dann wäre selbst ein Luzi nichts Besonderes mehr. Aber wer mit dem Sohn des Teufels unterwegs ist, der kann sicher sein, sich nicht zu langweilen. Denn trotz seiner Zeit im Internat, ist ihm noch vieles aus der Menschenwelt ganz fremd und Luzis Interpretation unser Welt, ist nicht nur für Kinder lustig. Diese Perspektivwechsel, kombiniert mit den Gepflogenheiten der Unterwelt, sind sehr reizvoll. Es gibt ja inzwischen viele Abenteuer Geschichten mit Helden, der Mythologie... aber Agenten aus der Hölle? Ja, man lernt sich dort unten auszukennen. Ein Onkel von Luzi ist Asrael, der Engel des Todes und als der uns letztens begegnete, rief meine Tochter sofort: Asrael, wie der Onkel von Luzi? Yep! Willkommen in der Hölle. Dem Ort, wo es für jede menschliche Sünde eine eigene passende Strafe gibt und wir lassen uns immer wieder überraschen, welche Gruppen es denn da unten noch so alles gibt, und was sie zur Strafe erleiden müssen. Das ist immer originell und mit Augenzwinkern, aber Vorsicht, Gefahr der mitlachenden autofahrenden Elternteile!
Eins beweist Autor Jochen Till auch in diesem Werk ganz klar: er hat Geschmack! Mit ihm würden wir sofort nach Paris reisen und Eclaris, Crèpes und Pain au Chocolat essen. Diese Tour durch Paris ist nicht nur witzig, sie leistet dem Interesse von Kindern an Land und Sprache sicherlich mehr Vorschub, also so manche geplante Schulaktion. Diese Folge zeugt von der Liebe des Autors für das Land und seine Köstlichkeiten, ebenso wie für seine Skepsis einiger allzu befremdlicher Spezialitäten. Außerdem lernt man einiges über die Sehenswürdigkeiten und seine Funktionen/Besonderheiten, denn Luzi ist ja was Kulturhistorie angeht noch ziemlich unbeleckt. Meine Tochter war total glücklich, mit ihrer 1. Fremdsprache Französisch im Vorteil zu sein (keine Sorge, man versteht die CD aber auch, ohne Französisch-Kenntnisse, es gab bei uns nur einen zusätzlichen Motivationsschub). Dabei ist sein Erzählstil so rasant-witzig, daß man sich fragt, wie man denn beim Lachen noch den Atem anhalten soll.
Christoph Maria Herbst ist eine tolle Wahl für dieses Hörbuch. Seine dämonischen Fähigkeiten hat er ja auf dem Bildschirm schon zur Genüge unter Beweis gestellt, aber er hat auch unweigerliche sprachliche Qualitäten als Portier, Hausmeister, oder Höllen-Agent. Da macht das Zuhören bei seiner Sprachakrobatik richtig Spaß. Trotz aller Rasanz der Handlung, kann man ihr aber auch immer gut folgen.
Eine Reihe, die bei uns ganz heiß begehrt ist, die CDs bei uns aufzutreiben, ist nicht immer so leicht, weil es 3 Zuhörerinnen im Haus gibt, die die Hörbücher über die Räume verteilen. Wir wünschen Jochen Till noch viele höllisch gute Ideen für weitere Bände, denn die vier bisherigen lieben wir!