Empfehlenswerte Kiezgeschichte
"Grosser Bruder Zorn" ist der Debütroman des Journalisten und Autors Johannes Ehrmann.
Zum Inhalt:
Sieben Tage Bellermannplatz im Wedding (Berlin) und drei Hauptprotagonisten deren Geschichte sich immer ...
"Grosser Bruder Zorn" ist der Debütroman des Journalisten und Autors Johannes Ehrmann.
Zum Inhalt:
Sieben Tage Bellermannplatz im Wedding (Berlin) und drei Hauptprotagonisten deren Geschichte sich immer mehr und mehr verknüpft, bis es schließlich zum großen Showdown, der "Fight Night", kommt. Die drei Hauptpersonen sind Aris, ein Boxpromotor kurz vor dem finanziellen Kollaps; Jessi, eine alleinerziehende Verkäuferin auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und der Suche nach neuem Glück und einer besseren Zukunft für ihre Tochter und Serdar, ein Amateurboxer, der von einer großen Profikarriere träumt und dafür viel riskiert. Daneben gibt es noch weitere Nebenprotagonisten, die den Roman ergänzen und bereichern.
Meine Meinung:
Der Schreibstil ist erfrischend anders, teilweise umgangssprachlich und fragmentiert. Alltagssprache eben. Dies macht die Geschichte so plastisch und real. Die Charaktere konnte ich mir dadurch richtig gut vorstellen; als ob ich sie wirklich kennen würde, die Jessi von Kasse 3 oder Serdar aus dem Späti. Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Menschen dort leben und bekam einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten, die ja irgendwie stellvertretend für den ganzen Kiez stehen: das Verlangen aus dem Gegebenen auszubrechen, der Drang danach, ein besseres Leben führen zu können und es doch irgendwie nicht zu schaffen und vielleicht auch gar nicht zu wollen. Weil man zum Kiez gehört, der Kiez zu einem selbst. Serdars Freund Ivo beschreibt die Situation der Protagonisten in den nachfolgenden Sätzen sehr schön: "... wir werden hier alle alt. Wir kommen hier nicht weg. Wollen wir auch nicht. Wir gehören hierher."
Der Schreibstil passt, ebenso wie das Cover mit dem Blick auf Beton, perfekt zum Inhalt des Buches. Trotz fehlender Anführungszeichen bei wörtlicher Rede der Protagonisten liest sich das Buch sehr flüssig.
Für mich war das Lesen des Romans eine Bereicherung. Ich hoffe, dass es vielleicht ja auch noch eine Fortsetzung - mit Aris, Jessi und Serdar und all den anderen im Wedding, die ich im Verlauf der Geschichte kennenlernen durfte - geben wird.
Fazit:
Ich fand das Buch sehr lesenswert, daher eine klare Leseempfehlung von mir. Viel Spaß beim Lesen!