Anstrengende Protagonistin in einem schönen Setting
Ich muss gestehen, dass ich mich bei „Das kleine Chalet in der Schweiz“ von Julie Caplin ziemlich durchgequält habe, gerade anfangs bis etwas mehr als zur Mitte. Danach wurde es etwas besser, konnte mich ...
Ich muss gestehen, dass ich mich bei „Das kleine Chalet in der Schweiz“ von Julie Caplin ziemlich durchgequält habe, gerade anfangs bis etwas mehr als zur Mitte. Danach wurde es etwas besser, konnte mich aber auch da nicht fesseln. Das lag vor allem daran, dass ich Mina recht anstrengend fand. Zwar hatte ich ganz am Anfang noch Mitleid mit ihr, da ihr Antrag an ihren Freund furchtbar schiefgeht und sie herausfindet, dass er sie mit ihrer besten Freundin betrügt, weswegen sie zu ihrer Patentante in die Schweiz reist. Aber das Mitleid verschwand schnell, da sie doch recht bestimmend ist und irgendwie nie wirklich nach den Meinungen anderer fragt. Außerdem ist ihre Stimmung sehr wechselhaft. In dem einen Moment sagt sie Luke, den sie erst im Zug zu ihrer Tante trifft und der dann zufällig ebenfalls im Chalet ihrer Patin unterkommt, dass sie Abstand möchte und wenn er ihre Meinung respektiert, ist sie beleidigt, weil er das einfach so macht. Anstrengend…
Auch die Chemie zwischen Mina und Luke fand ich zu gewollt. Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen küssen die beiden sich, obwohl Mina ja angeblich so down ist wegen ihrem Ex und dem Verrat, aber knutscht dann mit einem Fremden rum, weil sie ihn ja nie wiedersehen wird. Und dann das Hin und Her im Chalet selbst war mir einfach viel zu künstlich und versucht, als dass da wirklich schöne Gefühle hochkamen.
Dagegen hat mir das Setting wirklich gut gefallen. Die Beschreibungen der Berge und allem war wirklich schön, sodass ich oftmals selbst das Gefühl hatte, dort zu sein. Andererseits gab es dann auch oft zu viele Beschreibungen, wie zum Beispiel als Mina was einkaufen will, wurde gefühlt alles aufgezählt, was es dort gab. Oder Erklärungen zu irgendwas Geschichtlichem gab es auch häufig, was mir nicht gefiel, aber das ist Geschmackssache.
Leider wurde ich nicht wirklich mit allem warm, sei es der Geschichte an sich, den Charakteren oder dem zu künstlichen Drama am Ende. Aber zum Glück hat Mina eine gute Wandlung hingelegt, dass sie sich selbst reflektiert hat und auch eingesehen hat, dass sie selbst anstrengend sein kann. Sowas kommt in vielen Büchern leider zu selten vor.
Ich kann dem Buch nur gutgemeinte zweieinhalb Sterne geben, aber auch nur, weil es ab der Mitte hin langsam angenehmer wurde. Auf Portalen, bei denen es keine halben Sterne gibt, runde ich aber auf, da mir zwei zu wenig erscheinen und Mina eine gute Wandlung hingelegt hat.