„Etwas Gutes aus etwas Schlimmem. Gott ist ganz groß in so etwas“
Durch eine unkluge Entscheidung und eine unbedacht übernommene Bürgschaft für einen Verwandten steht die Familie Foster aus London im März des Jahres 1818 vor dem Ruin. Die Suche nach einer adäquaten, aber kostengünstigeren Residenz gestaltet sich schwierig. Als der Familie über einen Anwalt unvermutet ein Herrenhaus eines entfernten Verwandten in Pembrooke Park zur Miete angeboten wird, entschließen sich Charles und Anne Foster, mit ihren beiden Töchtern Abigail und Louisa nach Easton zu ziehen. Die jüngere Tochter Louisa trifft das finanzielle Desaster der Familie besonders hart, und so reift der Plan, ihr das Debüt in London mit den letzten Ersparnissen doch noch zu ermöglichen. Die ältere Tochter Abigail Foster tritt aus diesem Grund zunächst alleine die Reise ins neue Heim an und überwacht die Reinigungsarbeiten im Herrenhaus, das beinahe zwei Jahrzehnte lang leer stand. Es ranken sich einige Gerüchte über den Verbleib der ehemaligen Bewohner, doch im ländlichen Berkshire, einem Dörfchen mit friedlichen und frommen Einwohnern wird grundsätzlich niemals über die Pembrookes gesprochen. Die Neugier Abigails ist entfacht, und als sie auf den sympathischen Sohn des ehemaligen Gutsverwalters trifft, knüpft sie erste freundschaftliche Kontakte zu ihm und seiner Familie. William Chapman kümmert sich jedoch nicht nur um alles, was gerade anliegt, sondern nimmt nach seinem Studium am St. John’s College in Oxford auch die Position des Pastors im Ort ein. William besitzt einen starken Glauben, der ihn trägt, seine Predigten fallen kurz, aber äußerst prägnant und überzeugend aus. William fühlt sich zur neuen Bewohnerin von Pembrooke Park hingezogen, der junge Priester findet jedoch in Abigails ehemaligen Nachbarn und Jugendfreund Gilbert Scott einen ernsthaften Konkurrenten…
„Es sind nicht die Geister, vor denen Sie sich in Acht nehmen müssen, Miss Foster, sondern Menschen, die durchaus lebendig sind.“
Julie Klassen hat es doch tatsächlich geschafft, mich mit diesem Buch zu überraschen. Ich hatte mir eine romantische Liebesgeschichte mit christlichem Bezug erwartet. Die Lektüre brachte jedoch durch die Legende um einen versteckten Schatz im Anwesen eine behutsam angebahnte Kriminalgeschichte zu Vorschein. In äußerst gefälligem Schreibstil zeichnet die Autorin ein Bild der handelnden Figuren dieses Buches – allen voran die Familien Foster und Chapman. Zugleich baut sie viele sympathische Nebenfiguren in die Handlung ein, deren Schicksal auf die eine oder andere Weise mit dem Rätsel um das Herrenhaus von Pembrooke Park verwoben ist. Die Fäden werden langsam aufgerollt, die Verbindungen treten nur sehr zögernd zu Vorschein. Der Spannungsbogen ist aus diesem Grund weit höher, als ich es bei einem solchen Buch erwartet hätte. Ich habe die akribischen Situations- und Personenbeschreibungen sowie den langsame Aufbau der Geschichte zutiefst genossen, und die Neugier auf die geheimnisvolle Vergangenheit von Pembrook Park hielt mich als Leserin regelrecht bei der Stange. Julie Klassen vernachlässigt dabei jedoch keinesfalls Romantik und Liebe, sie baut auch zwei wunderschöne und berührende Liebesgeschichten ein. Ihr gehobener Schreibstil sorgte in Kombination mit den romantischen und spannenden Elementen dafür, dass ich es nach dem Aufschlagen der ersten Seite dieses Buches nicht mehr schaffte, es aus der Hand zu legen – ich hatte mich innerhalb kürzester Zeit in den Schreibstil der Autorin verliebt. Julie Klassen entführte mich in längst vergangene Zeiten, ließ mich als stille Beteiligte Einblick in die Welt der gehobenen Gesellschaftsschicht nehmen, und bereitete mir einige Stunden lang allergrößtes Lesevergnügen.
Ich kann „Das Herrenhaus von Pembrook Park“ uneingeschränkt weiterempfehlen und lege es besonders jenen Lesern ans Herz, die an einer perfekten Mischung aus Liebes- und Kriminalroman mit Augenmerk auf christliche Werte interessiert sind.
Abschließend noch eine Bemerkung zum Buchcover: Bereits die optische Aufmachung dieses Buches ist ein wahrer Blickfang. Während man im Hintergrund ein hochherrschaftliches Gebäude zu erkennen vermag, zeigt sich dem Auge des Betrachters eine wunderschöne junge Frau in eleganter und schlichter Kleidung im Vordergrund dieser Szene. Ihr Gesichtsausdruck und ihr abgewandter Blick wirken sehr geheimnisvoll und man kann nicht umhin, sich unverzüglich dem Klappentext zuzuwenden, um „mehr“ über diese geheimnisvolle junge Schönheit zu erfahren.
Unbedingte fünf Bewertungssterne für dieses Lesevergnügen der ganz besonderen Art!