Ein Roman mit dem Potential, uns die Augen zu öffnen
Der Roman “Der unsichtbare Garten" von Karine Lambert ist am 25.05.2020 im Diana Verlag erschienen. Auf 288 Seiten konfrontiert uns die Autorin mit dem Schicksal des 35-jährigen Vincent: Eine seltene Augenkrankheit ...
Der Roman “Der unsichtbare Garten" von Karine Lambert ist am 25.05.2020 im Diana Verlag erschienen. Auf 288 Seiten konfrontiert uns die Autorin mit dem Schicksal des 35-jährigen Vincent: Eine seltene Augenkrankheit wird ihn innerhalb von wenigen Wochen fast vollständig erblinden lassen. Nicht viel Zeit für den jungen Mann seine Liste an Wünschen abzuarbeiten und einen Weg in die Zukunft zu suchen. Erst im alten Haus und verwilderten Gemüsegarten seines Großvaters findet er seine Chance.
Bereits der erste Eindruck des Buches in Form des Covers und Schutzumschlages ist umwerfend. Das Cover kommt mit satten Farbtönen daher, was man im ersten Moment durch den milchig-weiß durchscheinenden Schutzumschlag nicht erkennt. Als Lesender kommt man damit auch vor der Lektüre gleich in die richtige Grundstimmung für dieses Buch.
Inhaltlich holt die Autorin den Lesenden dann auch sofort ab: Bereits in den ersten Sätzen bekommt Vincent die Diagnose, dass er nicht mehr lange sehend durchs Leben gehen wird. Besonders beeindruckend ist hier der Schreibstil der Autorin. Der Schock der Diagnose, das Nicht-Akzeptieren-Wollen aber auch die Unsicherheit der Zukunft von Vincent sind fast schon greifbar. Kurze Sätze, sprunghafte Inhalte – einfach großartig. Mit der Zeit der Akzeptanz ändern sich auch die Satzkonstruktionen und man fühlt nicht nur inhaltlich, wie Vincent zu sich findet, sondern kann das auch stilistisch sehr gut erkennen.
Ein weiteres stilistisches Merkmal, dass ich sehr mochte und inhaltlich auch eine gewisse Ironie, aber auch viel zum Nachdenken bringt, sind kurze Notizen von Vincent, die immer wieder eingestreut werden. Bemerkenswert hierbei ist, wie sich die Schriftgröße dieser Notizen mit dem Fortschreiten der Krankheit ändert. Erst sehr subtil, später aber nicht mehr zu ignorieren.
Aber nicht nur stilistisch, auch inhaltlich fand ich das Buch sehr gut und es passt sehr gut in unsere Zeit, in der viele Menschen auf der Suche nach sich selbst sind. Nach dem Motto:
“Beeil dich mit der Langsamkeit, das würde ich dir gern mit auf den Weg geben.”
findet Vincent sein neues Leben und lernt dieses zu wertschätzen. Die Erdung, die er dabei erfährt, wird nicht nur durch den Garten symbolisiert, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die in seinem Leben deutlich an Wert und Qualität gewinnen.
Für mich ein wirklich tolles Buch, das unterschiedliche, wichtige Themen behandelt und dass ich sehr genossen habe. Denn auch die Nacht hat viele Farben, die wir nicht nur mit unseren Augen versuchen sollten zu sehen!