Ein Hoch auf die Freundschaft und das Anderssein!
Magie in der Schule? Da denken die meisten LeserInnen bestimmt zuerst an Harry Potter, oder? Dass es aber nicht immer Hogwarts braucht, um eine spannende Geschichte für junge, magiebegeisterte LeserInnen ...
Magie in der Schule? Da denken die meisten LeserInnen bestimmt zuerst an Harry Potter, oder? Dass es aber nicht immer Hogwarts braucht, um eine spannende Geschichte für junge, magiebegeisterte LeserInnen zu zaubern, beweist Katharina Martin mit dem ersten Band der Reihe „Sophie und die Magie“.
Worum geht’s?
Sophie ist gerade in die Klasse 5b der Aurora Fanning-Gesamtschule gekommen – eine Schule, in der Menschen und Magische zusammen unterrichtet werden. Dass sich Sophies Freundin aus der Grundschule mit der Klassenzicke anfreundet und sie nicht mehr beachtet, macht ihr den Start an der neuen Schule nicht gerade leicht. Doch schon bald findet Sophie neue Freunde, die einige besondere Fähigkeiten haben. Gemeinsam gehen sie dem Geheimnis eines verschwundenen Einhorns nach und machen eine wirklich unglaubliche Entdeckung...
Die Charaktere:
Sophie ist gerade für FünftklässlerInnen, die vor Kurzem erst die Schule gewechselt haben, eine tolle Identifikationsfigur. Die Sorgen und Probleme eines Fünftklässlers hat die Autorin wirklich treffend aufgegriffen. Eine neue Schule, neue Mitschüler, neue Lehrer – all das erwartet die Kinder in den ersten Tagen und führt zu einer Flut neuer Eindrücke. Hinzu kommt, dass sich Sophies beste Freundin Fenja plötzlich von ihr abwendet. Doch die Autorin zeigt, wie man am besten mit diesen unangenehmen Gefühlen umgeht! Gegen Mobbing wehrt Sophie sich willensstark und setzt sich für Ihre Mitmenschen ein.
So ist es wenig verwunderlich, dass sie unter den Magischen - den vermeintlich sonderbaren Kindern - neue Freunde findet. Sophies Freunde sind nämlich Fabelwesen, zu ihnen zählen zum Beispiel die auf dem Cover erkennbare Meerjungfrau oder der Werwolf, aber auch einige weitere Geschöpfe, über die ich jedoch nichts verraten möchte. Natürlich haben die Menschen viele Vorurteile gegenüber diesen Wesen, aber das hält Sophie nicht davon ab, sich mit ihren neuen Freunden in ein Abenteuer zu stürzen. Kinder lernen so spielerisch, welchen Stellenwert Toleranz in einer Klasse hat. Das Besondere an diesem Buch ist, dass jedes Kind seine eigenen Stärken und Fähigkeiten hat, die es für die Gruppe sinnvoll einsetzen kann. Sieht man darüber hinweg, dass diese Kinder Fabelwesen sind, ließen sich ihre Eigenschaften auch auf besondere Kinder unserer Realität übertragen. Eine Meerjungfrau, die in einer Badewanne durch die Schule geschoben wird, steht dabei vor denselben Problemen, denen sich ein Kind im Rollstuhl Tag für Tag stellen muss. Dieses Buch kann dabei helfen, Kinder über diese „Besonderheiten“ hinwegsehen zu lassen und sich hilfsbereit für MitschülerInnen einzusetzen.
Die Handlung:
In der ersten Hälfte vergeht viel Zeit damit, die Welt der Magischen und der darin lebenden Wesen zu erklären. Darunter leidet leider anfangs auch die Handlung, sodass wir Sophie zuerst nur zur Schule begleiten. In der zweiten Hälfte nimmt die Suche nach dem verschwundenen Einhorn jedoch Fahrt auf und die Kinder beginnen zu ermitteln, wer dafür verantwortlich sein könnte. LeserInnen können hier nach Herzenslust mitraten, wobei der Kreis der Verdächtigen zugegebenermaßen sehr klein gehalten ist. Die Auflösung gelingt schließlich, weil die Kinder im Team arbeiten und sich füreinander einsetzen. Die Kernbotschaft ist und bleibt daher die Freundschaft, die jedes Abenteuer übersteht!
Der Schreibstil:
Grundsätzlich gib sich die Autorin Mühe, dass der Schreibstil für Selbstleser verständlich und leicht zu lesen ist. Ab und zu schleicht sich ein komplizierteres Wort ein, was jedoch nicht störend wahrgenommen wurde. Einige Sätze sind jedoch sehr lang geraten, sodass der Sinn etwas verloren gehen kann. Ein geübter Leser wird sich daran nicht stören, aber wer vielleicht nur wenige eigene Leseerfahrungen gesammelt hat, sollte sich das Buch lieber vorlesen lassen.
Was gerade beim Vorlesen jedoch auffällt, ist die stark schwankende Kapitellänge. Bei uns wurde beispielsweise damit begonnen, an jedem Abend zwei Kapitel zu lesen. Gerade am Anfang sind die Kapitel jedoch sehr lang, obwohl es mit der Handlung kaum vorangeht. In der zweiten Hälfte reihen sich mehrere kurze Kapitel aneinander, was vermutlich dem Spannungsaufbau geschuldet ist. Hier fällt es schwer, nach nur zwei Kapiteln das Buch wirklich aus der Hand zu legen. Für den nächsten Band, der unsere Freunde diesmal auf ihrer ersten gemeinsamen Klassenfahrt begleitet, wünsche ich mir etwas einheitlichere Kapitellängen und weniger Erklärungen.
Fazit:
„Sophie und die Magie – Bio, Deutsch und Zauberei“ ist ein wundervolles Plädoyer für Freundschaft und Toleranz, das ich jungen LeserInnen vorbehaltlos empfehlen kann. Neben einer tollen Protagonistin geben auch ihre magischen Freunde viele Identifikationsmöglichkeiten und ermutigen LeserInnen, zu ihren Besonderheiten zu stehen und stärken so ihr Selbstbewusstsein. Der größtenteils kindgerechte Schreibstil ermöglicht es, die Geschichte auch als Selbstleser zu erfahren. Wer über anfängliche Längen hinwegsieht, wird mit einem spannenden Kinderkrimi zum Miträtseln belohnt. Ich bedanke mich bei der Lesejury und dem Boje Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars und spreche eine klare Leseempfehlung für alle aus, die sich für Magie begeistern können!