Cover-Bild Die Morde von Salisbury
Band 2 der Reihe "Lockyer & Broad ermitteln"
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Klassisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 10.07.2024
  • ISBN: 9783453429383
Katherine Webb

Die Morde von Salisbury

Lockyer & Broad ermitteln Der Nachfolger des Krimi-Erfolgs der Bestsellerautorin
Frank Dabrock (Übersetzer)

Ein nie aufgeklärter Mord rührt an alte Wunden

Es ist ein unerträglich heißer Sommer in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands. In einem ausgetrockneten Flussbett wird die Leiche des vor Jahren verschwundenen Lee Geary gefunden. Sein Schicksal war 2011 eng mit dem Fall der zwanzigjährigen Holly Gilbert verflochten, die damals von einer Brücke stürzte. Ihr Tod war ein Medienmagnet, die Leute wollten Gerechtigkeit für Holly, sie wollten einen Schuldigen. Rasch wurden drei Verdächtige festgenommen, und Geary war einer davon. Alle drei starben damals innerhalb weniger Monate nach Holly. In der sengenden Hitze versuchen Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad einen kühlen Kopf zu bewahren und die Fäden der Cold Cases zu entwirren. Dabei graben sie alte Geheimnisse aus, die viele lieber unentdeckt gelassen hätten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2024

Geheimnisse, Intrigen und menschliche Abgründe

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Alte Morde von Salisbury, das hätte wohl keiner erwartet! In der Grafschaft Wiltshire im sonnigen Südwesten Englands geht es diesen Sommer echt heiß her. Es ist so heiß, dass man fast schmelzen könnte! ...

Alte Morde von Salisbury, das hätte wohl keiner erwartet! In der Grafschaft Wiltshire im sonnigen Südwesten Englands geht es diesen Sommer echt heiß her. Es ist so heiß, dass man fast schmelzen könnte! Und als ob das nicht schon genug wäre, taucht plötzlich im ausgetrockneten Flussbett eine Leiche auf. Du wirst es nicht glauben, aber es ist tatsächlich Lee Geary, der vor Jahren verschwunden war! Da hat sich wohl jemand einen fiesen Scherz erlaubt oder was meinst du? Echt verrückt, was hier in Salisbury so abgeht.

2011 ereignete sich etwas, das eng mit dem Fall der jungen Holly Gilbert verbunden war. Holly fiel damals von einer Brücke und ihr Tod zog enormes Medieninteresse auf sich. Die Menschen wollten Gerechtigkeit für Holly, sie suchten nach einem Schuldigen. Schnell wurden drei Verdächtige verhaftet, und einer von ihnen war Geary. Alle drei starben innerhalb weniger Monate nach Holly. Somit könnte es vor neun Jahren mehrere Morde in Salisbury gegeben haben, die bislang nicht aufgeklärt bzw. anders eingestuft waren.

In der glühenden Hitze kämpfen Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma Broad darum, cool zu bleiben und die verwickelten Fälle von länger zurückliegenden Verbrechen zu lösen. Dabei stoßen sie auf vergessene Geheimnisse, die so manche Person lieber im Verborgenen gelassen hätte.

Diese Geschichte wird dominiert von einem Inspektor, der mit sich und seinen Dämonen kämpft. Ein Umstand, der ihn dadurch umso menschlicher, liebenswürdiger und authentischer werden lässt.

Da ist zunächst seine Mutter, die sich bei einem Besuch im Krankenhaus mit Corona infiziert hatte und dann selbst so abbaut, dass sich Lockyer auf einen Abschied vorbereitet. Außerdem ist da die Nachbarin, die ihm von einer „Leiche im Keller“ berichtet, die der Inspektor tatsächlich findet. Was soll er machen? Er ist Polizist. Muss er diese Leiche und die Nachbarin melden?

Schließlich erfährt er, dass sein Bruder, der bei einer Messerstecherei getötet worden war, mit Drogen gedealt hatte. Eine Tatsache, die er nie für möglich gehalten hätte, weil er glaubte, seinen Bruder gekannt zu haben. Nun, Jahre später, stellt er fest, dass er seinen Bruder nie gekannt hatte. Er wusste nicht, dass der sich an den Hof des Vaters gekettet gefühlt hatte, weil er, der große Bruder, in die Stadt gegangen war, um Polizist zu werden.

Mit solchen Konflikten schafft Katherine Webb in »Die Morde von Salisbury« so viel Menschlichkeit und Spannung in den Roman, dass man auf die Verbrechen selbst fast verzichten kann. Man klebt an den Figuren, die diese Roman ausmachen. Dazu gehören auch die noch junge Polizeipartnerin Broad, die für einen der Verdächtigen ein besonderes Gefühl entwickelt, als auch die Aussteigerin Jody, die Lockyers Vater auf dem Hof hilft und anscheinend auch mit den Vorgängen von vor neun Jahren etwas zu tun haben könnte. Zu ihr fühlt sich der Inspektor besonders hingezogen.

Auf vielen hundert Seiten erzielen die Ermittler keine vielversprechenden Erfolge. Alle ihre Theorien zerplatzen immer wieder wie Seifenblasen. Immer wieder scheinen sie in Sackgassen zu laufen. Doch wie oben beschrieben, gewinnt der Roman seine Spannung nicht aus den Ermittlungen sondern aus den Figuren und deren Konstellationen. Dadurch bleibt es spannend.

Erst auf den letzten hundert Seiten von »Die Morde von Salisbury« scheinen die Ermittlungen voranzukommen nachdem aus einem der vielen Gespräche eine Möglichkeit erkannt wird, wie es tatsächlich alles hätte sein können. Dann geht es ganz rasant zu, und die schließlich Verdächtigen werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Und die Überraschung liegt schließlich doch beim Leser, der sich vielleicht zwar auch in diese Richtung hin bewegt mit seinen Vermutungen hatte, der aber keine Ahnung von den Motiven hätte haben können, die zu den Taten führten. Diese Überraschung sollte sich kein Leser entgehen lassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der menschelnde Krimi um vier Tote nicht nur eine spannende Geschichte bietet, sondern auch eine tiefgründige Betrachtung der menschlichen Natur darstellt. Der Inspektor, der sich intensiv mit den Fällen auseinandersetzt, zeigt uns, wie stark Emotionen und persönliche Verbindungen unser Handeln beeinflussen können. Die Entdeckung einer Leiche bringt zudem die Möglichkeit eines Zusammenhangs zu den anderen drei Toten auf, was den Fall noch rätselhafter und fesselnder macht. Als Leser werden wir mitgerissen von der Suche nach der Wahrheit und dem Streben des Inspektors nach Gerechtigkeit.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 17.07.2024

Der sanfte Riese

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„… Lee umzubringen war, als hätte man … einen Labrador getötet, weil er ein Stöckchen geholt hat.“ (S. 171) Vor 9 Jahren ist Lee verschwunden. Als seine Leiche jetzt nach einem Unwetter auf einer Hochebene ...

„… Lee umzubringen war, als hätte man … einen Labrador getötet, weil er ein Stöckchen geholt hat.“ (S. 171) Vor 9 Jahren ist Lee verschwunden. Als seine Leiche jetzt nach einem Unwetter auf einer Hochebene freigespült und festgestellt wird, dass er damals lebendig begraben wurde, stellt sich die Frage, wie der oder die Täter das hinbekommen haben. Denn Lee war lt. Aussage seiner Schwester zwar dumm wie Brot und leicht zu beeinflussen, aber auch 2,06 m groß und sehr stark. Ist er überrascht worden oder kannte und vertraute er dem Mörder? DI Matt Lockyer erinnert sich sofort, dass Lee damals zusammen mit zwei anderen verdächtigt wurde, die gleichaltrige Holly Gilbert umgebracht zu haben, aber ihr Tod wurde dann doch als Selbstmord eingestuft. Bei seinen Ermittlungen stoßen er und DC Gemma Broad darauf, dass die beiden anderen Verdächtigen etwa zur gleichen Zeit wie Lee bei Unfällen starben. Hat da jemand Selbstjustiz verübt?

Wie schon im ersten Band, „Der Tote von Wiltshire“, braucht die Handlung etwas, bis sie Fahrt aufnimmt. Der Fall spielt während der Corona-Zeit, mit den damals üblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zusätzlich hat Lockyer private Probleme. Seine Mutter liegt mit Corona im Krankenhaus und sein Vater ist allein mit der Farm überfordert. Zudem gibt er sich immer noch die Schuld am Tod seines Bruders und will endlich das Geheimnis seines alten Hauses und der Nachbarin klären.

Darum hatte ich gerade zu Beginn das Gefühl, dass die Ermittlungen etwas zu kurz kommen. Aber als sie dann laufen, werden sie sehr komplex. Lockyer ist überzeugt, dass er erst Hollys Tod aufklären muss, um Lees Mörder (und den der beiden anderen?) überführen zu können. Aber weil die Todesfälle so lange zurückliegen, ist es schwierig, alle Unterlagen und Zeugen wiederzufinden.
Die meisten Spuren scheinen zur Farm von Hollys Vater zu führen, die für ihren alternativen und freien Lebensstil berüchtigt ist. Niemand muss hier seinen echten Namen sagen oder seine Geschichte erzählen, alle sind willkommen. „Jeder, der auf die Old Hat Farm kommt, hat etwas, was er hinter sich lassen will. Was er vergessen will.“ (S. 239) Das macht die Nachforschungen natürlich nicht gerade leichter. Trotzdem stoßen Lockyer und Broad auf einige Geheimnisse, die besser verborgen geblieben wären. Und auch in seinem privaten Umfeld entdeckt der DI einiges, was die Vergangenheit in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.

Obwohl ich schon recht früh einen Verdacht bzgl. des Täters hatte, hat mich auch der zweiter Band der Reihe von Katherine Webb gut unterhalten. Durch Corona und die anhaltende Hitze herrscht eine besonders angespannte Stimmung, die das Drama der Ermittlungen noch verstärkt.
Lockyer wird mir immer sympathischer, er scheint endlich wieder auf der Spur zu sein und geistert nicht mehr nächtelang wegen seiner Schlaflosigkeit durch die Landschaft. Außerdem geht er mehr auf seine junge Mitarbeiterin Gemma ein und passt gut auf sie auf. Und das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung ...

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