statt seichter Saga entpuppt sich das Buch als spannender Kriminalroman
Diese Geschichte fand ganz zufällig den Weg zu mir, denn normalerweise kann ich wenig mit dem Thema der klassischen Musik in Büchern anfangen.
Doch Katja Dörr machte mich mit dem 1. Band ihrer Familiensaga ...
Diese Geschichte fand ganz zufällig den Weg zu mir, denn normalerweise kann ich wenig mit dem Thema der klassischen Musik in Büchern anfangen.
Doch Katja Dörr machte mich mit dem 1. Band ihrer Familiensaga "Das Musikhaus an der Alster" neugierig, als die Worte "1909", "Hamburg" und "Adlige" im Klappentext fielen.
"Lied der Sterne" reiht sich dabei in zahlreiche Geschichten Anfang des 20. Jahrhunderts ein, die ich zurzeit sehr viel und gerne lese.
Mit der jungen Adligen Theresa von Eiben hat die deutsche Autorin eine kluge, mutige und selbstdenkende junge Frau gezeichnet, die gegen die bestehenden Konventionen aufbegehrt und über ihr Leben und ihre Zukunft selbst bestimmen und entscheiden möchte.
Mir fiel es leicht mich in sie und ihre Träume, Wünsche und Gefühle hineinzuversetzen.
Während Theresa die Zukunft verkörpert, hält ihr Bruder Wilhelm mit seinem Tun und Denken an der Vergangenheit und alten Traditionen fest. Dies führt im 1. Teil der Trilogie immer wieder zu Problemen und Konflikten zwischen den Geschwistern.
Die Lage spitzt sich zu als Theresas Verlobter Jakob während einer Geschäftsreise in Berlin tödlich verunglückt und Wilhelm sie kurzerhand mit dem nächsten vielversprechenden Kandidaten verheiraten möchte, um das Familienerbe zu retten. Doch kurz vor der Hochzeit erreicht Theresa eine wertvolle Geige aus der preußischen Hauptstadt, die ihr Geliebter noch kurz vor seinem Tod verschickt hat. Kurzerhand beschließt sie sich auf die Spuren Jakobs zu begeben und das Geheimnis des Musikinstrumentes zu lüften.
Mich hat der Auftaktband von Katja Dörr sehr gut unterhalten.
Der lebhafte Schreibstil der Autorin hat es mir leicht gemacht in die Geschichte und die zeitliche Epoche einzutauchen. Gerade die detaillierten Beschreibungen des alten Berlins und seinen Bewohnern haben für mich die Geschichte so spannend, authentisch und sehr atmosphärisch gemacht.
Allerdings habe ich auch einige Kritikpunkte, die ich nicht in meine Buchbewertung mit einfließen lassen habe, da ich weiß, dass viele Autoren wenig Einfluss auf Buchtitel und Cover ihrer Geschichten haben.
Leider finde ich sowohl den Klappentext als auch den Buchtitel mehr als irreführend und hätte mir thematisch unter dem Roman etwas ganz anderes vorgestellt und auch erwartet.
Suggeriert wurde hier eine Geschichte in Hamburg, an der Alster und mit der Gründung und Entstehung eines Musikhauses.
Zwar wurden diese Aspekte sowohl am Anfang als auch am Ende kurz aufgegriffen, doch drehte sich die Geschichte im großen Teil um einen ganz anderen Schwerpunkt.
Statt einer seichten Familiensaga habe ich einen spannenden Kriminalroman im kaiserlichen Berlin bekommen, bei dem es hauptsächlich darum ging, einen vermeintlichen Mordfall aufzuklären.
Hätte ich mir dieses Buch anhand der Beschreibungen gekauft, wäre ich wohl sehr enttäuscht gewesen.
Zum Glück liebe ich sowohl die zeitliche Epoche, das Historische und die Spannung und Rätselei à la Sherlock Holmes, so dass ich trotz falscher Erwartungen ein tolles Lesevergnügen hatte.
Fazit
Leider irreführender Buchtitel und Buchbeschreibung!
Statt seichter Saga entpuppt sich die Geschichte als lesenswerter und spannender Kriminalroman im kaiserlichen Berlin.