Interessanter Ansatz, aber wenig überzeugend
In “Unser Ole” verbindet Katja Lange-Müller die Schicksale dreier Frauen: Elvira, Oles Großmutter und diejenige, die ihn aufgezogen hat und heute noch pflegt. Ida, Elviras Mitbewohnerin. Und Manuela, Elviras ...
In “Unser Ole” verbindet Katja Lange-Müller die Schicksale dreier Frauen: Elvira, Oles Großmutter und diejenige, die ihn aufgezogen hat und heute noch pflegt. Ida, Elviras Mitbewohnerin. Und Manuela, Elviras Tochter, die seit Oles erstem Geburtstag keinen Kontakt mehr hat.
Sie waren als Kinder nicht gewollt, haben keine Liebe von den Eltern erhalten, können diese genauso wenig geben und sind allesamt sehr Ich-bezogen. Als ein plötzlicher Todesfall sie zusammenführt, werden alte Wunden aufgerissen und Traumata zutage gefördert.
Der Großteil der Geschichte kommt mit einem Schauplatz aus: Elviras Haus. Außer den vier genannten Protagonistinnen gibt es auch kaum Personen.
Hört sich nach Theaterstück an und es hat sich auch wie eine Mischung aus diesem und einem Roman gelesen. Als hätte man ein Drama ausformuliert. Dabei verliert sich Lange-Müller in endlosen Schachtelsätzen, sodass mir die Frage kam, was die Autorin damit bezweckt. Für mich hat es sich gelesen, als hätte sie den Text künstlich anspruchsvoller machen wollen.
Gut gelungen fand ich die ganzheitliche Darstellung der drei Frauen, die jeweils unterschiedliche Selbst- und Fremdwahrnehmung, ihre Unterschiede und die auf den zweiten Blick vielen Gemeinsamkeiten.
Ihr respektloser, geradezu verachtender Umgang mit Ole, den jede von ihnen weniger als Mensch denn als Last wahrzunehmen scheint, wird wohl bei den meisten Leserinnen auf Abscheu stoßen. Viel mehr Emotionen wurden jedoch nicht geweckt.
Insgesamt ein Buch, was zwar ganz interessant aufgebaut ist (Theaterstück-ähnlich), aber mich nicht wirklich überzeugen konnte. Die Story war einigermaßen unterhaltsam, mehr aber auch nicht. Es endet genau wie es angefangen hat: irgendwo mittendrin. ⭐️3/5⭐️