Charmantes Jugendbuch mit einer Schwäche...
Liebe Daisy,
dass ich dir über Kim Keistners Heaven’s End. Wenn Geister lieben schreibe, ist sicherlich keine große Überraschung für dich. Ich habe dir ja schon fast zu oft Fotos des Covers geschickt, ...
Liebe Daisy,
dass ich dir über Kim Keistners Heaven’s End. Wenn Geister lieben schreibe, ist sicherlich keine große Überraschung für dich. Ich habe dir ja schon fast zu oft Fotos des Covers geschickt, seitdem das Buch 2019 bei KJB erschienen ist. Es ist aber auch wirklich fantastisch, wie mystisch es aussieht und damit die Stimmung des Romans hervorragend verkörpert – ein herzliches Bravo an Nele Schütz Design hierfür.
Der Roman erzählt von Jojo, die gemeinsam mit ihrer Familie in dem kleinen schottischen Dorf Heaven’s End lebt. Das Besondere ist, dass ein Teil der Leute, mit denen sie unter einem Dach wohnt, bereits lange tot ist – Jojo kann nämlich Geister sehen. Zumindest die ihrer Verwandten. Sie hat jedoch geschworen, nie jemandem davon zu erzählen. Doch dann geschehen allerlei merkwürdige Dinge und Jojo braucht die Unterstützung ihrer Freunde, um sich ihnen zu stellen – wird sie ihr Geheimnis wahren können? Und warum pocht ihr Herz immer schneller, wenn sie einen gewissen Jungen ansieht?
Ich mochte die Genremischung aus Abenteuer, Freundschaft, Familienbande und Romanze sehr gerne. Dadurch wurde die Geschichte abwechslungsreich und die Figuren vielschichtiger, weil sie alle diese Dinge unter einen Hut bringen mussten. Ganz besonders hat mir gefallen, wie die fantastischen Elemente in alltägliche Situationen eingebettet waren: Hier diente Fantasy nicht als Mittel zum Zweck, sondern wurde nachvollziehbar und stimmig eingesetzt. Alltägliche Situationen, mit denen jedeR LeserIn sich identifizieren kann, werden den ungewöhnlichen gegenübergestellt. Es ist somit leicht, in die Geschichte zu finden, da die Autorin ein universelles Absprungbrett schafft.
Hierbei hilft auch die Protagonistin: Sie ist eine starke Identifikationsfigur und führt mit ihrer Tierliebe, ihrem starken moralischen Kompass und einer kleinen Verliebtheit charmant durch die Geschichte. Auch ihre chaotische Familie fand ich sehr sympathisch und hatte große Freude daran, die verschiedenen Szenen zwischen den vier Lebenden und ihren geisterhaften Verwandten zu lesen. Auch das restliche (ziemlich große) Ensemble an Figuren hat sich gut gelesen und für mich funktioniert, obwohl einige von ihnen starken Archetypen entsprochen haben; einzig Benny ist mir ein bisschen zu sehr der Klischeeschwule und ansonsten relativ platt gewesen.
Kim Kestners Schreibstil las sich flüssig und ausgesprochen charmant, so dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Sie schafft es bereits in den wenigen Seiten des Prologes, eine mystische Stimmung zu etablieren – wobei ich mir an einer späteren Stelle des Buches gewünscht hätte, dass im Prolog noch nicht so viel vorweggenommen worden wäre. Rein für die Stimmung funktionierte er jedoch hervorragend und ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie geschickt Frau Kestner Worte spinnen kann. Etwas verwirrend, aber das liegt wohl mehr bei KJB als bei der Autorin, fand ich dafür die Formatierung stellenweise. Insbesondere, wenn die Protagonistin eine SMS empfängt, diese sich optisch aber überhaupt nicht von dem umliegenden Fließtext unterscheidet – das hat mich so verwirrt, dass es mich kurzzeitig aus dem Lesefluss geworfen hat.
Jetzt fragst du dich bestimmt, warum ich diesem Buch nur drei von fünf Sternen gebe, wenn ich sowohl vom Stil, als auch von der Genremischung und den Figuren begeistert war. Einzig an der Formatierung kann so etwas ja nicht liegen. Und damit liegst du goldrichtig. Ich hatte leider ein bisschen ein Problem mit der zweiten Hälfte des Buches, weil es mich zu sehr an Harry Potter, insbesondere an das Konzept der Horkruxen erinnert hat. Ich will gar nicht zu sehr ins Detail gehen, um nicht zu viel zu verraten, aber es kam mir stellenweise doch etwas zu bekannt vor und ich habe mich gefragt, ob man das nicht auch anders hätte lösen können. Die Geschichte darum herum war so wunderbar etabliert und es gab einige starke Figuren – und auch ein ganz eigenes Konzept an Fähigkeiten für eine dieser. Es wirkt, als würde Letztere im zweiten Band mehr Beachtung finden. Vielleicht muss ich in den reinlesen, sobald er rauskommt. An sich habe ich mich nämlich wirklich sehr wohl gefühlt in Heaven’s End.
Deine Daffy