Cover-Bild Die Kartographie der Hölle
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 555
  • Ersterscheinung: 08.03.2020
  • ISBN: 9783458178507
Knud Romer

Die Kartographie der Hölle

Roman
Ulrich Sonnenberg (Übersetzer)

Knud hatte als Kind eine alte Landkarte über dem Bett hängen, sie zeigte den Horizont seiner Welt – des Paradieses. Wie das dänische Nykøbing auf der Insel Falster, der Ort seiner Kindheit, es war. Als er älter wird, geht er zum Studieren nach Kopenhagen: Literaturwissenschaft, denn die Bücher im Schrank der Frankfurter Großmutter haben ihn geprägt. Aber in der Großstadt beginnt ein Leben voller Ab- und Ausschweifungen, bestimmt von Alkohol und Drogen. Die Suche nach dem Paradies führt ihn in die Hölle. Bis Knud sich einen Gefährten herbeihalluziniert. Einen gewissen »M«, Sohn eines CIA-Agenten in Teheran, der ihn errettet. Jetzt wird aus dem ewigen Studenten ein erfolgreicher Werbefachmann – und ein schonungsloser Chronist des eigenen Lebens.

Nykøbing, Kopenhagen, Frankfurt, Teheran – Auf seinem Weg durch die politisch und gesellschaftlich ereignisreichen achtziger und neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts springt Knud Romer zwischen Orten und Zeiten, jongliert mit Fakten und Gefühlen. Entschieden subjektiv, aufwühlend emotional und spannend bis zur letzten Seite.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2020

Knud Romers selbstgewählte Hölle

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Knud Romer wächst behütet auf, verwöhnt und geliebt von seinen Eltern, doch ohne Freunde. So schafft er sich einen Fantasiefreund, M., der ein völlig anderes Leben als Knud lebt. Während dieser mit zunehmenden ...

Knud Romer wächst behütet auf, verwöhnt und geliebt von seinen Eltern, doch ohne Freunde. So schafft er sich einen Fantasiefreund, M., der ein völlig anderes Leben als Knud lebt. Während dieser mit zunehmenden Jahren von einer Karriere im Literaturbetrieb träumt, zieht M. mit seiner Familie von einem Land ins nächste.
Von diesen beiden Lebensläufen erzählt 'Die Kartographie der Hölle' abwechselnd. Während Knud sein Literaturstudium aufnimmt und daran verzweifelt, verharrt die Geschichte M.s bei dessen Kindheit und Jugend, in der er mit seiner Familie von den USA nach Istanbul übersiedelt und dann weiter nach Teheran zieht. Während der fiktive Teil chronologisch dargestellt wird, ist Knuds Leben voller Sprünge, im übertragenen wie auch realen Sinn. Es geht von Dänemark nach Frankfurt nach Wien nach Island nach sonstwohin und man sollte sich nicht daran stören, hin und wieder den roten Faden zu verlieren. Knuds Dasein ist das eines Verlierers, der irgendwann zufällig auf die Gewinnerbahn kommt, die er zwar (eher unbewusst) zu nutzen weiss, die ihn aber gleichzeitig in den tiefsten Abgrund stürzt. Wirklich interessant habe ich diese Geschichte nicht gefunden, ganz im Gegensatz zu der von M. Fast schon sachbuchmäßig, aber durchaus unterhaltsam werden die Verhältnisse in den 70er Jahren in Istanbul und Teheran geschildert, wobei mir aber unklar blieb, wie hoch der Wahrheitsgehalt ist. Beispielsweise fand ich über die Aussage, dass die Zwillingsschwester des Schahs die eigentliche Macht im Staate und größte Drogenhändlerin des Landes war, nichts offiziell Bestätigtes. Allenfalls Gerüchte.
Das wirklich Bemerkenswerte an diesem Buch sind eh nicht die Geschichten, sondern die Sprache, die der Autor ausgesprochen kunstvoll zu nutzen weiß. Beispielsweise wie es ist, keinen Großvater zu haben: "Streckt man die Hand in Richtung Vergangenheit aus, ist dort niemand, der sie ergreift. Man ist ohne Familie und ohne Geschichte, ohne Vergangenheit, man hängt mit nichts und niemandem zusammen. Als sei man vom Himmel gefallen. Man kommt nirgendwoher, man ist für immer ein Zugezogener und muss schauen. wo man bleibt." Oder "Jede Person war eine Tür, durch die man eintrat - und möglicherweise endete man an einem unbekannten Ort. Das konnte überall passieren und den Rest des eigenen Lebens bestimmen." Knud Romer hat einen Blick für das Wesentliche, das er dann scharfzüngig in Worte umsetzt: "Das Postterminal war die Endstation für viele, die ihr Studium hinschmissen. Die Literaturwissenschaft produzierte Verlierer am Fließband - und Invaliden. Das war die beste Zukunftsaussicht: eine Invalidenrente. Es ließ sich auf niedrigster Flamme vegetieren, man hatte Ruhe vor der Gesellschaft und konnte sie von einem höheren, idealistischen Standpunkt kritisieren, ohne gezwungen zu sein, sich für das Kapital zu prostituieren oder selbst zur Ware zu werden, wie es der Arbeitsmarkt verhieß."
Es ist keine Biographie im üblichen Sinn, sondern eher ein kunstvolles Geflecht von Realität und Fantasie mit vielen essayartigen Einschüben zu etwas eigenwilligen, aber durchaus interessanten Themen, wie beispielsweise dem Tourette-Syndrom oder das Leben des Dr. Reinhold Aman, der Welt einzigem Maledictologen (Schimpfwortforscher).

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Literarische Beschreibungskunst als autobiografisches Werk

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„Die Kartographie der Hölle“ ist Knud Romer’s zweiter Roman. Ich kannte den Ersten vor dieser Lektüre nicht und konnte mich ganz unvoreingenommen dem Werk widmen. Dann begann ich diesen Roman, bei dem ...

„Die Kartographie der Hölle“ ist Knud Romer’s zweiter Roman. Ich kannte den Ersten vor dieser Lektüre nicht und konnte mich ganz unvoreingenommen dem Werk widmen. Dann begann ich diesen Roman, bei dem man nie so genau weiß was autobiografisch ist und was dann doch noch hinzugedichtet wurde. Aber eigentlich ja auch irrelevant, wenn man eigentlich ein gutes Buch lesen möchte. Und seine Prosa ist in der Tat gut. Wunderbar kann Knud Romers Wörter zu fantastischen Sätzen kombinieren und man möchte förmlich den Hut ziehen vor solch einer Leistung. Schreibkunst auf wahrlich höchstem Niveau. Und nun kommt das „Aber“, ganz recht. Leider leider ist der Roman sehr langatmig und Knut Romers sehr detaillierte Beschreibungen nehmen kein Ende. Nach 100 Seiten war ich es leid und las leider immer nur noch sporadisch 10-20 Seiten damit ich mal vorankam. Aufgeben mochte ich allerdings auch nicht, denn der Text als solcher ist gelungen. Bloß sollte man nicht Erwartung haben hier erzählt einer sein Leben stringent und erhellend. Es wird in Teilen sehr konfus, wenn er anfängt in seiner Einsamkeit einen Freund zu erfinden mit dem er sich auseinandersetzt oder Drogen im Spiel sind. Dann kommen wieder so aberwitzige Passagen wo er sein Ziel im Inselverlag publiziert zu werden postuliert, was ja dem Autor nun im wahren Leben auch gelang.
Mit Abstand ein interessanter, aber ganz ehrlich ein anstrengend zu lesender Roman. Sicherlich für den Autor, der auch Werbfachmann ist, ein Kontrast zu dem auf den Punkt gebrachten Slogan, sich hier seitenweise kleinsten Details zu widmen.
Fazit: Nicht jedermanns Sache.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Autor des eigenen Lebens, ein Literaturwissenschaftler, der zeigt, was er kann

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Knud Romer hat sein Leben in einen autobiographischen Roman gepackt, mit wirklich allem, was ihm zur Verfügung steht. Aufgewachsen ist er auf Falster, einer zu Dänemark gehörenden Insel, der puren Provinz. ...

Knud Romer hat sein Leben in einen autobiographischen Roman gepackt, mit wirklich allem, was ihm zur Verfügung steht. Aufgewachsen ist er auf Falster, einer zu Dänemark gehörenden Insel, der puren Provinz. Nach der Schule macht er sich auf nach Frankfurt, um dort, inspiriert von den Büchern seiner deutschen Großmutter, Literaturwissenschaften zu studieren. Er macht seinen Abschluss und irgendwann, während oder erst danach, geht ihm 'so etwas wie ein Ziel' verloren oder er hat es vielleicht auch nie gehabt. Und um der für ihn so unechten Realität zu entfliehen, schafft er sich seine ganz eigene Erlebenswelt, mit Drogen und Alkohol und einem wilden, halluzinierenden Geist. Und das mitten in einer hochpolitisch aufgeheizten Zeit, in und nach Baader-Meinhof und Co, hier in Deutschland und über sämtliche Grenzen hinweg.
Dieses Buch ist prall gefüllt mit meisterlichem literarischem Können. Schließlich ist der Autor selbst ja Literaturwissenschaftler und dies soll, so hat man zumindest den Eindruck, auch in all seiner Pracht herausgehoben werden. Über 500 Seiten Wortkreationen und absolut kunstvolle Sprachummantelungen mit dem Mittel der deutschen Sprache, würde man jeden Tag nur 10 Seiten davon lesen, es wäre immer wieder von Neuem eine Offenbarung. Doch bei einem Werk dieser Länge wird es leider doch recht schnell ermüdend und man überfliegt die Wortkostbarkeiten nur noch, um von Seite zu Seite zu kommen. Denn das ist das zweite Problem. Die Wortkunst überdeckt die Geschichte an sich und man muss schon sehr aufpassen, diesen Lebensbericht in seiner konkreten Form nicht aus dem Auge zu verlieren. Für wen die absolut gegebene Stärke dieses Romans, die Kunst des Wortes an sich, im Vordergrund steht, für den ist dieses Werk ein Highlight. Für die anderen wird es vielleicht mit der Zeit etwas mühevoll. Mit etwas weniger Seiten hätte es dann sicherlich besser funktioniert.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Knuds Geschichte

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Knud hat wunderbare und glückliche Kindheit, bei seiner Großmutter hat er die Liebe für die Bücher gefunden und stöbert immer gerne in Antiquariaten nach verborgenen Schätzen . Dan geht Kurt zum Literatur ...


Knud hat wunderbare und glückliche Kindheit, bei seiner Großmutter hat er die Liebe für die Bücher gefunden und stöbert immer gerne in Antiquariaten nach verborgenen Schätzen . Dan geht Kurt zum Literatur Studium nach Kopenhagen und nach einigen Zeit ist seine Mutter gestorben, danach fängt sein Absturz an..... der glückliche , junge Mann verwandelt sich in ein unglückliche, immer jammernde Mann, er zerstört sich selber mit Drogen und Alkohol, kriegt überhaupt nicht auf die Reihe und seine Leben ist dunkel, düster und trostlos....

Was für ein schweres Buch... der Anfang hat mir noch gut gefallen, Knuds Kindheit und seine Erinnerungen auf die Mutter , einfach super, der Autor hat eine beeindrückende Sprache gewählt, die Wörter fließen leicht und malen wunderschöne Bilder, alles wirkt lebendig und den Leser sehr nah und dann beginnt die schwere Teil, seit dem Knuds von zu Hause weg ist, hat die Geschichte ganz andere Ton und ganz andere Atmosphäre an sich, ich war nur einfach genervt mit den jungen Mann welche zerstört sich selber und dazu noch jammert die ganze Zeit, der macht nichts, verpennt die Tage und in seinem kranken Kopf fantasiert er über seinem Freund M.

Die fiktive Geschichte über Knuds Freund M. ist das was hat mich bei lesen gehalten, sie war super zum lesen und habe ich immer gewartet bis die Passage über M. kommen, hier war weiter die frohe, lebendige Sprache genutzt und der Person war auch mir sehr nah, die drei Sterne für das Buch habe ich nur darum vergeben.

Veröffentlicht am 15.05.2020

"Die Kartographie der Hölle" - Eine Höllenfahrt, im wahrsten Sinne des Wortes.

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"Die Kartographie der Hölle" von Knud Romer hat mich insgesamt mehr gefordert als erwartet. An sich weiß ich auch gar nicht was ich wirklich sagen soll, denn dieser autofiktionale Roman hat für mich sehr ...

"Die Kartographie der Hölle" von Knud Romer hat mich insgesamt mehr gefordert als erwartet. An sich weiß ich auch gar nicht was ich wirklich sagen soll, denn dieser autofiktionale Roman hat für mich sehr stark angefangen und sich dann doch recht schnell verloren, sich in den wirren Verstrickungen des Protagonisten Knud verfangen und mich schlussendlich auf die Palme gebracht. Ich würde nun gerne behaupten, die aktuellen Umstände seien schuld am Missfallen, aber viel mehr war es der nervige, depressive, drogenaffine Abstieg, das durchs Leben Wuseln und die Antipathie, die eine sehr große Rolle spielten.

Knud wächst eigentlich in einem gut situierten Hause auf und hat bereits in frühen Jahren das Ziel einen Roman beim Inselverlag zu veröffentlichen. Es treibt ihn von Nykobing zum Literaturstudium nach Kopenhagen, wo er dann auch eine lange Zeit verbringt. Am Ende werden es 17 Jahre in denen er Literaturwissenschaft studiert. Die Zeit wird geprägt von Drogen, Diebstählen, Unselbständigkeit und Familienhilfe. Durch Zufall schafft er am Ende den Absprung, ergattert einen Job und reißt sich dann doch wieder nur tiefer hinein. Knud beschreibt seinen Werdegang rückblickend und dabei ist das Ganze wie ein beschriebenes, schwarzes, tiefes Loch, das sich recht früh auftut und mit jedem von Knuds Schritten immer tiefer wird. Ihn begleitet dabei stets sein imaginärer amerikanischer Postkarten-Schachfreund M., der, wie sollte es auch anders möglich sein, als CIA-Agentensohn in Teheran lebt und von seinem aufwühlenden, bedrückenden und aufregenden Leben erzählt. Es gibt immer wieder Ausflüchte in verschiedenste Richtungen vom Kalten Krieg, über RAF, CIA, Sex, Party, Drogen, Politik, bis hin zu den Kloaken von Paris. Knud reflektiert sich und seine Situation häufig und kann zwischendurch auch sehr tiefgründig sein, doch am Ende verfällt er eher in Lethargie und steigt immer weiter ab. Und so kommt es dann auch sehr häufig zu Aussagen wie folgender:

"Die ersten dreißig Jahre meines Lebens hatte ich damit verbracht, mir ein Loch zu graben, das so tief war, dass ich mich daraus nicht mehr würde befreien können." oder "Es gab keine Zukunft. Mein Schatten war ein Grab, das man für mich ausgehoben hatte. Ein Schritt vorwärts und ich fiel hinein."

Es ist eine Berichterstattung. Autofiktional, sofern dies wirklich möglich ist, denn das Leben des Autors spielt in seinen Wesenszügen mit hinein. Knud Romer studierte Literaturwissenschaft, lebt in Kopenhagen und ist als Werbefachmann, Kolumnist und Schriftsteller tätig. Er hatte mit "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" einen mehrfach ausgezeichneten und kontrovers diskutierten Roman beim Insel Verlag und "die Kartographie der Hölle" soll nun eine Art Fortsetzung darstellen. Knud Romer springt dabei zwischen verschiedenen Gedanken, Schauplätzen und Fakten, aber auch zwischen sich selbst und seinem fiktiven Freund hin und her. An sich könnte man sagen, dass er sein Handwerk versteht und sehr ausdrucksstark schreiben kann, aber in dieser Form war es mir irgendwann einfach zu viel des Guten. Man hatte ständig das Gefühl zwischen zwei verschiedenen Romanen zu springen und ich wollte zunächst eigentlich nur etwas über Knuds Geschichte wissen, wurde dann allerdings durch die immer häufigeren Erzählungen M.s abgelenkt. Knud wurde mir mit beinahe jeder Seite unsympathischer und als es dann um seine eher zufällige Zeit in einer Werbeagentur ging, bin ich gänzlich ausgestiegen. Diese abwertende und generell recht banale bis unwürdige Art hat gerade in dieser Lebenssituationsbeschreibung seinen Höhepunkt erreicht und irgendwie wurde alles nur noch nervig und anstrengend, bis mir dann gänzlich die Lust daran verging. Es hätte ein großartiger Roman über das Leben des Knud Romer sein können, doch diese Höllenfahrt in Buchform machte mich persönlich nur noch aggressiv und je länger ich darüber nachdenke, umso schlimmer wird es.

Ich gebe diesem Buch nun gut gemeinte zwei Sterne, da ich Teil einer Leserunde war, bei der mich die Faszination der anderen Mitleser ein Stück weit angesteckt hat und der erste Abschnitt mir noch sehr zusagte, aber für eine wirkliche Empfehlung meinerseits reicht es in keinster Form.

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