Der Roman schildert das Schicksal zweier Schwestern während der Zeit des zweiten Weltkriegs. Vianne und Isabelle sind Französinnen und müssen miterleben, wie ihr Heimatland immer mehr von den Deutschen eingenommen wird.
Die Mutter der Schwestern ist früh gestorben, und der Vater hat seine beiden Töchter abgeschoben, möchte nichts von ihnen Wissen. Isabelle und Vianne sind zwei gegensätzliche Charaktere, und so verschieden wie sie sind, so unterschiedlich gehen sie auch die Probleme ihrer Zeit an.
Viannes Mann wird irgendwo in Deutschland in einem Kriegsgefangenenlager festgehalten. So ist sie auf sich allein gestellt und setzt ihre ganzen Bemühungen ein, die schwere Zeit zusammen mit ihrer Tochter zu überleben. Sie ist kein mutiger Mensch, sondern sehnt sich einfach nur nach Frieden und wünscht sich, ihr Mann möge zurück kommen. So versucht sie, sich anzupassen und möglichst unauffällig zu bleiben. Aber je länger der Krieg andauert, umso öfter gerät sie in brisante Situationen und macht auch Fehler im Umgang mit den deutschen Besatzern. Aber sie wächst letztendlich über sich selbst hinaus und beweist eine Stärke, von der sie selbst nicht gewusst hatte, dass sie in ihr steckt.
Ihre jüngere Schwester Isabelle ist eine Rebellin. Als sie, auf der Flucht vor den Deutschen, Paris verlässt, um zu Vianne zu gelangen, lernt sie Gäeton kennen. Der junge Mann ist ein Kämpfer der Résistance. Ohne zu zögern schließt sich Isabell dieser Bewegung an. Später macht sie als die „Nachtigall“ von sich reden. Sie führt abgeschossene Piloten der Alliierten über die Pyrenäen in die Freiheit. Keiner weiß, wer sich hinter dem Namen verbirgt, aber die Deutschen setzen alles dran, die geheimnisvolle Nachtigall zu finden.
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt und das Cover betrachtete, hatte ich noch eine völlig andere Vorstellung vom Inhalt. Der filigrane Zweig, auf dem die goldfarbene Nachtigall sitzt, deren Körper zugleich eine Ansicht von Paris im Sonnenuntergang zeigt, hat mich auf eine ganz andere Geschichte schließen lassen.
Erhalten habe ich das Buch überraschend, im Zuge einer Lovelybooks-Aktion, von der ich hier: http://klusiliest.blogspot.de/2016/08/uberraschungspost-von-lovelybooks-die.html berichtet habe.
Auch das ganze Beiwerk, die Goldplättchen im Paket, die goldene Feder als Lesezeichen, das alles deutete für mich eigentlich eher auf eine romantische Geschichte hin. Aber von Romantik ist im Roman ganz und gar nichts zu spüren. Zu hart und grausam ist die geschilderte Zeit, in der für die Liebe und für alles Schöne kein Platz war.
Anfangs hatte ich diverse Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu kommen. Ungefähr das erste Drittel hat sich für mein Empfinden etwas gezogen. Aber dann passiert so viel, die Ereignisse überschlagen sich, und man möchte immer nur weiterlesen, wird völlig von der Handlung vereinnahmt. Die Charaktere der Schwestern haben mir beide sehr gut gefallen, obwohl (oder gerade weil) sie so unterschiedlich sind. Vianne ist eher zurückhaltend in ihrer Art. Sie versucht, ihre Tochter zu beschützen und schlägt sich durch, im täglichen Kampf um die notwendigsten Dinge zum Überleben. Ich konnte sie gut verstehen, und so wie ihr, ging es sicher vielen Frauen damals. Sie wagt nicht, aufzubegehren, als ein deutscher Hauptmann bei ihr einquartiert wird. Isabelle, die zu dieser Zeit gerade bei ihrer Schwester im Haus lebt, kann sich nicht damit abfinden und sucht ständig die Konfrontation. Ihr Benehmen macht Vianne Angst, denn sie befürchtet, ein falsches Wort könnte sie alle in Gefahr bringen.
Bei Isabelle wusste ich teilweise nicht, ob ich ihren ungeheuren Mut bewundern oder über ihre draufgängerische Art den Kopf schütteln sollte.
Zwar spielt auch die Liebe bei den Protagonisten eine Rolle, aber diese ist in Zeiten des Kriegs ungewiss. Besonders an Isabelles Beispiel zeigt sich das sehr deutlich. Gerade ihr Schicksal hat mich letztendlich tief berührt.
Über die Zeit des zweiten Weltkriegs aus dieser Perspektive hatte ich vorher noch nicht viel erfahren Die meisten Berichte, die ich vorher gelesen hatte, spielten direkt in Deutschland oder waren aus dem Blickwinkel von Menschen, die einer damals verfolgten Bevölkerungsgruppe angehörten. Das Ausmaß des Leidens und der Einschränkungen der Bevölkerung Frankreichs während des Kriegs war mir bisher nie so bewusst geworden.
Kristin Hannah hat in diesem Roman, der ihr eine Herzensangelegenheit war, wie sie selbst im Nachwort schreibt, all den Frauen ein literarisches Denkmal gesetzt, die sich damals für Frieden und Freiheit eingesetzt haben, jede auf ihre persönliche Art. Es gab sicher viele ähnliche Schicksale, denen dieser Roman ein Andenken setzt.
Ich kann nicht sagen, dass mir der Roman „gefallen“ hat, zu schrecklich sind die damaligen Ereignisse, die geschildert werden und die leider einen nur allzu realen Hintergrund haben. Aber die Geschichte hat mich beeindruckt, erschüttert und mitgerissen, und sie klingt immer noch nach.