Hat mir sehr gefallen (erinnerte ein bisschen an Hansens "Zur See")
Marlene reist als Saisonkraft auf die Nordseeinsel Strand. Dort gibt es ein Erlebnisdorf, in dem alles so ist wie um das Jahr 1900 - die Gebäude, die Bräuche, die Kostümierung. Aber eigentlich ist alles ...
Marlene reist als Saisonkraft auf die Nordseeinsel Strand. Dort gibt es ein Erlebnisdorf, in dem alles so ist wie um das Jahr 1900 - die Gebäude, die Bräuche, die Kostümierung. Aber eigentlich ist alles eine große touristische Inszenierung. Für die wenigen auf der Insel Geborenen ist diese Hälfte des Jahres lediglich ein Schauspiel, während die andere Hälfte kalt und bisweilen einsam ist. So auch für Janne, die in der Fischräucherei nebenan arbeitet. Sie fasziniert Marlene vom ersten Augenblick an. Die verschlossene Janne ist für Marlene fast so mysteriös wie die Geschichte um die bei einer Sturmflut versunkenen Insel Rungholt, von der man in manchen Nächten das Läutern der Kirchenglocke im Meer hören soll. Je näher Marlene Janne kommt, umso seltsamere Dinge passieren, die mit der Vergangenheit der Inselregion zu tun haben.
Das Flair der "Leute von früher" hat für mich beim Lesen eine ähnliche Atmosphäre wie Dörte Hansens "Zur See" oder Jarka Kubsovas "Marschlande" erzeugt. Ich mag diese Art Bücher sehr, bei denen ich das Gefühl habe, wieder zurück in Schleswig-Holstein zu sein, wo ich so lange gelebt habe, Meeresluft einzuatmen und den norddeutschen Nieselregen im Nacken zu spüren.
Als Leser:in spürt man zudem ganz nah an Marlene in das Annähern an Janne heran und fühlt, dass die auf der Insel groß gewordenen Frau ein Geheimnis umgibt, über das sie mit Auswärtigen nicht spricht. Dieses Buch zu lesen, bedeutet ein Stück weit ins Watt einzutauchen. Mochte ich sehr!